CBD wird häufig als Nahrungsergänzungsmittel in Form von CBD Öl genutzt und gilt als gut verträglich. Doch wie verträgt sich CBD mit Antidepressiva wie SSRI, SNRI oder TCA? Dieser Beitrag fasst den aktuellen Wissensstand zu Chancen, Risiken und praktischen Hinweisen zusammen – damit Sie informierte Entscheidungen treffen können.
- CBD kann Leberenzyme (v. a. CYP3A4, CYP2C19) hemmen und damit die Spiegel mancher Antidepressiva erhöhen.
- Besondere Vorsicht bei Trizyklika (TCA) und Medikamenten mit „Grapefruit-Warnung“.
- Zeitversetzte Einnahme (2–4 Std.) verhindert CYP‑Interaktionen nicht zuverlässig.
- Beobachten Sie Warnzeichen (z. B. starke Müdigkeit, Tremor, Schwitzen, Herzrasen) und klären Sie die Kombination ärztlich ab.
- Starten Sie niedrig, steigern Sie langsam, und führen Sie ein Symptomtagebuch.
Nutzen Sie unseren Interaktions-Check, um einen ersten Überblick zu erhalten. Er ersetzt keine ärztliche Beratung, hilft aber bei der Gesprächsvorbereitung.
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Wir haben die Wechselwirkungen von CBD mit 140 Medikamenten und Medikamentenarten analysiert. Sie können die vollständige Übersicht hier einsehen oder die Suche unten verwenden, um Ihr spezifisches Medikament zu finden.
So wirkt CBD: Endocannabinoid-System und CYP450
Wie wirkt CBD im Gehirn? CBD interagiert mit dem Endocannabinoid-System (ECS), das Prozesse wie Stimmung, Schlaf und Stressreaktionen mitsteuert. Zusätzlich wird CBD in der Leber abgebaut und kann dabei Enzyme des Cytochrom‑P450‑Systems (CYP) hemmen – vor allem CYP3A4 und CYP2C19, in geringerem Maß auch CYP2D6. Viele Antidepressiva nutzen genau diese Enzyme für ihren Abbau. Wird ein Enzym gehemmt, kann der Wirkstoffspiegel steigen und Nebenwirkungen können häufiger oder stärker auftreten. Das ist besonders relevant bei Wirkstoffen mit enger therapeutischer Breite (z. B. trizyklische Antidepressiva).
CBD kann Enzyme für den Medikamentenabbau bremsen. Dadurch können Spiegel einiger Antidepressiva steigen – deshalb vorsichtig kombinieren und ärztlich begleiten lassen.
Lesen Sie hier unseren Beitrag über die Wirkung von CBD im Körper
Antidepressiva-Klassen und mögliche Interaktionen
Antidepressiva erhöhen überwiegend die Verfügbarkeit von Neurotransmittern wie Serotonin und Noradrenalin. Zu den wichtigsten Klassen gehören SSRI, SNRI und TCA; weitere häufig eingesetzte Wirkstoffe sind MAO‑Hemmer, Bupropion, Mirtazapin und Trazodon.
Klasse | Beispiele | Haupt‑CYP | Möglicher Effekt durch CBD | Worauf achten |
---|---|---|---|---|
SSRI | Sertralin, Fluoxetin, Paroxetin, Citalopram, Escitalopram | CYP2C19, CYP2D6, CYP3A4 (je nach Wirkstoff) | CBD hemmt v. a. CYP3A4/ CYP2C19 → tendenziell höhere Spiegel möglich | Verstärkte SSRI Nebenwirkungen: Übelkeit, Tremor, Unruhe, Schwitzen |
SNRI | Duloxetin, Venlafaxin, Desvenlafaxin | CYP1A2, CYP2D6, CYP3A4 (je nach Wirkstoff) | Möglich: moderat erhöhte Spiegel, mehr Müdigkeit/ Übelkeit | Blutdruck/ Herzfrequenz beachten, Unruhe oder Schwitzen |
TCA | Amitriptylin, Nortriptylin, Imipramin | CYP2D6, CYP2C19 | Erhöhtes Risiko wegen enger therapeutischer Breite | Sedierung, Benommenheit, Herzrasen, Schwindel → engmaschig überwachen |
MAO‑Hemmer | Tranylcypromin, Moclobemid | Nicht primär CYP (klassische/ funktionelle Hemmung anderer Wege) | Daten begrenzt; theoretisch Vorsicht wegen möglicher additiver Effekte | Strenge ärztliche Begleitung; Serotonin Symptome beachten |
Bupropion (NDRI) | Bupropion | CYP2B6 (Substrat), starker CYP2D6‑Inhibitor | Komplexe Wechselwirkung möglich; CBD hemmt teilweise 2D6 | Unruhe, Schlafstörungen, Blutdruck beachten |
Mirtazapin (NaSSA) | Mirtazapin | CYP3A4 (hauptsächlich), 2D6/1A2 | CBD→CYP3A4 ‑Hemmung kann Spiegel erhöhen | Stärkere Sedierung/ Appetitsteigerung möglich |
Trazodon | Trazodon | CYP3A4 | Potenzielle Spiegelsteigerung durch CBD | Benommenheit, Schwindel, Blutdruckabfall im Blick behalten |
SSRI (z. B. Sertralin, Fluoxetin, Paroxetin)
SSRI werden häufig über CYP2C19, CYP2D6 und CYP3A4 metabolisiert. CBD kann v. a. CYP3A4/2C19 hemmen. Praxis: Achten Sie auf typische SSRI‑Nebenwirkungen (Übelkeit, Tremor, Unruhe, Schwitzen). Bei Sertralin ist eine CYP2C19‑Beteiligung relevant; bei Fluoxetin/Paroxetin ist CYP2D6 zentral – hier sind Interaktionen ebenfalls möglich.
SNRI (z. B. Duloxetin, Venlafaxin)
Duloxetin nutzt u. a. CYP1A2/2D6, Venlafaxin vor allem CYP2D6 (mit 3A4‑Beteiligung). CBD kann indirekt zu höheren Spiegeln beitragen. Beobachten Sie Blutdruck, Herzfrequenz, Unruhe oder vermehrtes Schwitzen.
TCA (z. B. Amitriptylin, Nortriptylin)
TCA besitzen eine engere therapeutische Breite. Schon moderate Spiegelanstiege können Nebenwirkungen verstärken. Mit CBD ist daher besondere Vorsicht geboten; eine ärztlich geführte Dosisanpassung und Monitoring sind hier besonders wichtig.
Weitere: MAO‑Hemmer, Bupropion, Mirtazapin, Trazodon
- MAO‑Hemmer (z. B. Tranylcypromin, Moclobemid): Wenig Daten. Aufgrund des Wirkmechanismus ist strenge ärztliche Begleitung ratsam.
- Bupropion: Substrat von CYP2B6, starker CYP2D6‑Hemmer. Kombination mit CBD kann metabolisch komplex sein – eng überwachen.
- Mirtazapin: Vornehmlich CYP3A4 – CBD kann zu stärkerer Sedierung beitragen.
- Trazodon: Ebenfalls CYP3A4 – Benommenheit/Schwindel möglich.
Risiken, Warnzeichen und Monitoring
- Starke Unruhe, Verwirrtheit, Fieber, Muskelzuckungen, starkes Schwitzen (Hinweis auf Serotonin‑Syndrom)
- Brustschmerz, anhaltender Herzrasen, Ohnmacht/Synkope, schwere Benommenheit (v. a. bei TCA)
Häufige Anzeichen für erhöhte Wirkspiegel unter der Kombination CBD + Antidepressivum:
- SSRI/SNRI: Übelkeit, Tremor, Unruhe, vermehrtes Schwitzen, Schlafstörungen
- TCA: ausgeprägte Sedierung, Schwindel, Benommenheit, Herzklopfen/‑rasen
- Allgemein: stärkere Müdigkeit, Schwindel, Blutdruckabfall
Wichtig: Zeitversetzte Einnahme (z. B. 2–4 Stunden) verhindert CYP‑Interaktionen nicht zuverlässig, da CBD systemisch wirkt und die Enzymhemmung länger anhalten kann.
Mehr zur allgemeinen Verträglichkeit: Lesen Sie hier unseren Beitrag über die Nebenwirkungen von CBD
Produktwahl: Vollspektrum, Breitspektrum oder Isolat?
Produktart | Beschreibung | Mögliche Vor-/Nachteile | Für wen geeignet |
---|---|---|---|
Vollspektrum | CBD + weitere Cannabinoide, Terpene, Spuren THC | Entourage‑Effekt; bei Sensitivität evtl. mehr Sedierung | Erfahrene Nutzer, die das volle Pflanzenspektrum wünschen |
Breitspektrum | Wie Vollspektrum, jedoch ohne nachweisbares THC | Guter Kompromiss; weniger Risiko THC‑bedingter Müdigkeit | Nutzer, die THC vermeiden möchten |
Isolat | Reines CBD | Sehr konsistent; kein Entourage‑Effekt | Einsteiger, sensible Anwender, Interaktionsrisiko möglichst gering halten |
- Qualitätscheck: aktuelle Laborberichte/CoA je Charge, CBD/THC‑Gehalt, Tests auf Schwermetalle/Pestizide, transparente Herstellerangaben.
- Interner Lesetipp: Vollspektrum & Co. – Grundlagen
Für wen ist Vorsicht geboten?
- Ältere Menschen (veränderte Pharmakokinetik, häufig Polypharmazie)
- Lebererkrankungen (verminderte Enzymaktivität)
- Polypharmazie (mehrere Medikamente, v. a. mit „Grapefruit‑Warnung“)
- Schwangerschaft/Stillzeit: nur nach ärztlicher Rücksprache
- Jugendliche: ausschließlich unter ärztlicher Leitung
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt: Leitfaden und Checkliste
Bereiten Sie das Gespräch gut vor, um gemeinsam eine sichere Entscheidung zu treffen:
- Alle Antidepressiva notieren (Name, Dosis, Einnahmezeit, Dauer)
- Frühere Nebenwirkungen/Unverträglichkeiten dokumentieren
- Weitere Mittel: verschreibungspflichtige/OTC/Herbal (z. B. Johanniskraut), Grapefruit‑Konsum
- Geplante CBD‑Form (Öl/Kapsel), Dosierungsidee, Einnahmezeit, Ziel (z. B. Schlaf, Stress)
- Monitoringplan: Welche Symptome beobachten? Ab wann Rückmeldung?
Tipp: „Start low, go slow“ – niedrig beginnen und langsam steigern. Führen Sie ein kurzes Symptomtagebuch (Datum, CBD‑Dosis, Antidepressivum, Symptome/Intensität, Besonderheiten).
Häufige Fragen (FAQ)
Kann ich CBD mit Sertralin einnehmen?
Möglich, aber potenziell interaktionsrelevant (CYP2C19/3A4). Vorher ärztlich abklären, niedrig starten, aufmerksam beobachten.
Verträgt sich CBD mit Fluoxetin oder Paroxetin?
Beide sind stark CYP2D6‑bezogen; CBD kann CYP hemmen. Eine ärztliche Rücksprache und enges Monitoring sind sinnvoll.
Wie ist es mit Duloxetin oder Venlafaxin?
Auch hier sind CYP‑Wege beteiligt. Beobachten Sie Blutdruck, Herzfrequenz und Unruhe – und besprechen Sie die Kombination ärztlich.
Und Amitriptylin?
Trizyklika haben eine engere therapeutische Breite. Risiko erhöhter Spiegel – Kombination nur in Absprache und mit engmaschigem Monitoring.
Hilft es, CBD zeitlich zu trennen?
Nein. Ein Zeitversatz verhindert CYP‑Interaktionen nicht zuverlässig, da CBD systemisch und länger auf Enzyme wirkt.
Welche CBD‑Form ist bei Antidepressiva am unproblematischsten?
Viele starten mit Breitspektrum oder Isolat, um THC‑bedingte Müdigkeit zu vermeiden. Entscheidend sind Qualität (CoA) und langsame Titration.
Ist topisches CBD (z. B. Creme) unkritisch?
Topische Produkte wirken vorwiegend lokal und sind systemisch meist weniger relevant. Bei großflächiger oder hochdosierter Anwendung dennoch vorsichtig sein.
Kurzer Überblick: CBD und Antidepressiva
CBD kann die Metabolisierung verschiedener Antidepressiva beeinflussen. Im Zweifel gilt: ärztlich abklären, niedrig dosieren, langsam steigern, eng beobachten.
Wie wirken Antidepressiva im Körper?
Antidepressiva wie SSRI (Selektive Serotonin‑Wiederaufnahmehemmer), SNRI (Serotonin‑Noradrenalin‑Wiederaufnahmehemmer) und TCA (Trizyklische Antidepressiva) erhöhen die Verfügbarkeit von Neurotransmittern im Gehirn. Dadurch können Stimmung und Antrieb stabilisiert werden.
Beispiele für Antidepressiva
- SSRI: Prozac (Fluoxetin), Zoloft (Sertralin), Paxil (Paroxetin)
- SNRI: Effexor (Venlafaxin), Cymbalta (Duloxetin), Pristiq (Desvenlafaxin)
- TCA: Amitriptylin, Imipramin, Nortriptylin
Wechselwirkungen zwischen CBD und Antidepressiva
CBD kann die Aktivität von Leberenzymen aus dem CYP450‑System hemmen und so den Abbau mancher Antidepressiva verlangsamen. Das kann zu höheren Wirkspiegeln und verstärkten Nebenwirkungen führen. Dies gilt insbesondere bei Wirkstoffen mit enger therapeutischer Breite (z. B. TCA).
Lesen Sie hier unseren Beitrag über die Wechselwirkungen von CBD mit Medikamenten
CBD kann den Abbau einiger Antidepressiva bremsen. Achten Sie auf veränderte Wirkung oder Nebenwirkungen und sprechen Sie mit Ihrem Arzt.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche Beratung. Besprechen Sie die Kombination von CBD mit Antidepressiva in jedem Fall mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin.
1 Kommentar
Nehme Antidepressive Duloxetin, möchte zum Schlafen cbd. Habe über 30 jahre Schlaftabletten gebraucht, bin da jetzt clean. Das problem jetzt, seit über 2 jahren kein richtiger und erholsamer schlaf mehr… w