Shilajit und Blutverdünner (Warfarin, Apixaban, Rivaroxaban)
Leila WehrhahnAktualisiert:Shilajit ist ein traditionelles, herbo‑mineralisches Naturprodukt, dessen Hauptbestandteile humische Substanzen (u. a. Fulvin- und Huminsäuren) sowie Mineralien sind. Moderne Analysen zeigen, dass Shilajit je nach Herkunft überwiegend aus humischen Substanzen besteht, die für viele seiner biologischen Effekte verantwortlich gemacht werden (6).
Blutverdünner wie Warfarin (Vitamin‑K‑Antagonist) und die direkten oralen Antikoagulanzien Apixaban und Rivaroxaban wirken an unterschiedlichen Punkten der Gerinnungskaskade. Alle drei senken das Thromboserisiko – erhöhen aber bei unsachgemäßer Kombination das Blutungsrisiko. Dieser Artikel erklärt, wie Shilajit potenziell mit diesen Medikamenten interagiert, wie groß das Risiko einzuschätzen ist und worauf Sie in der Praxis achten sollten.
Shilajit kann über antiplättchenartige Effekte Blutungen verstärken. Bei Warfarin und DOACs (Apixaban, Rivaroxaban) ist Vorsicht geboten.
Wie könnte Shilajit die Wirkung von Blutverdünnern beeinflussen?
Pharmakodynamischer Mechanismus: additiver blutgerinnungshemmender Effekt
Präklinische Daten deuten darauf hin, dass humische Substanzen die Aktivierung von Blutplättchen hemmen können. In einem Mausmodell reduzierten Huminsäuren die Thrombusbildung, indem sie die GPIIb/IIIa‑Aktivierung auf Thrombozyten sowie P‑Selektin im Plasma senkten – ein Hinweis auf antiplättchenartige Eigenschaften (1). Ein solcher Effekt kann sich mit Warfarin oder DOACs addieren und so das Blutungsrisiko erhöhen.
Pharmakokinetische Aspekte: Metabolismus und Transport
- Warfarin: Das potenter wirkende S‑Warfarin wird vor allem über CYP2C9 abgebaut; R‑Warfarin über CYP1A2/3A4. Veränderungen dieser Enzyme beeinflussen die Warfarin‑Spiegel und damit den INR‑Wert (4). Für Shilajit selbst liegen derzeit keine belastbaren Human‑Daten vor, dass es CYP‑Enzyme klinisch relevant hemmt/induzieren könnte. Das Hauptproblem ist daher eher pharmakodynamisch (s. o.).
- Apixaban: Substrat von P‑Glykoprotein (P‑gp) und wird v. a. über CYP3A4 metabolisiert. Starke P‑gp/CYP3A4‑Inhibitoren oder ‑Induktoren verändern die Spiegel und können Blutungen bzw. Thrombosen begünstigen (2, 3). Für Shilajit ist eine solche Modulation bisher nicht belegt.
- Rivaroxaban: Ebenfalls Substrat von P‑gp/BCRP und teilweise CYP3A4‑abhängig; starke Kombi‑Inhibitoren/‑Induktoren sind problematisch (3). Auch hier gibt es keine belastbaren Daten, dass Shilajit diese Wege beeinflusst.
Wahrscheinlichste Wechselwirkung: additiver Effekt auf die Blutstillung. Für relevante CYP/P‑gp‑Effekte von Shilajit fehlen Human‑Daten.

Shilajit Kapseln
Klinische Evidenz: Was ist belegt?
Direkte Humanstudien zu Shilajit in Kombination mit Warfarin, Apixaban oder Rivaroxaban fehlen. Die beste derzeitige Evidenz stammt aus Tiermodellen, in denen Huminsäuren (Shilajit‑Bestandteile) die Thrombusbildung über Hemmung der Thrombozytenaktivierung reduzierten (1). Für DOACs und Warfarin liegen umfangreiche Reviews zu Arznei‑Arznei‑Interaktionen vor – diese betreffen vor allem bekannte P‑gp/CYP‑Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen, nicht mit Shilajit (2, 3, 4).
Zudem variiert die Zusammensetzung von Shilajitprodukten deutlich; einzelne Analysen fanden teils schwankende Gehalte an Spur- und Schwermetallen. Qualitätssicherung ist daher essenziell (5, 6).
Risikobewertung
Medication | Hauptmechanismus | Potenzielles Risiko mit Shilajit | Monitoring |
---|---|---|---|
Warfarin | CYP2C9‑Metabolismus; INR‑gesteuert | Additive Blutungsneigung (antiplättchenartige Effekte); pharmakokinetische Effekte durch Shilajit derzeit unklar | Engmaschiges INR‑Monitoring bei Start/Stop von Shilajit |
Apixaban | P‑gp‑Transport; CYP3A4‑Metabolismus | Additive Blutungen; Vermeidung weiterer P‑gp/CYP3A4‑Inhibitoren/Induktoren | Klinische Blutungszeichen, Nierenfunktion; keine routinemäßige Laborkontrolle |
Rivaroxaban | P‑gp/BCRP; CYP3A4‑Anteil | Additive Blutungen; Vorsicht bei Kombi mit starken Interaktionspartnern | Klinische Blutungszeichen, Nierenfunktion; keine routinemäßige Laborkontrolle |
Schweregrad: moderat bis potenziell hoch (v. a. bei zusätzlichem NSAID/ASS‑Gebrauch oder Blutungsrisiken). Wahrscheinlichkeit: plausibel (präklinisch belegt), aber mangels Human‑Daten unsicher. Für DOACs gilt zusätzlich: starke P‑gp/CYP3A4-Modulatoren sind zu meiden (2, 3).
Das Hauptrisiko ist eine additive Blutungsneigung. Prüfen Sie zusätzlich andere Blutungsförderer (NSAIDs, ASS) und Produktqualität.
Praktische Empfehlungen
- Arztkontakt vor Einnahme: Stimmen Sie die Anwendung von Shilajit mit Ihrem Arzt/Apotheker ab, wenn Sie Warfarin, Apixaban oder Rivaroxaban einnehmen.
- Warfarin: Bei Beginn/Absetzen von Shilajit den INR nach 3–5 Tagen und nach 7–10 Tagen erneut kontrollieren; Dosisanpassung nur ärztlich.
- DOACs (Apixaban/Rivaroxaban): Achten Sie auf Blutungszeichen (z. B. Hämatome, Nasen-/Zahnfleischbluten, Teerstuhl). Vermeiden Sie zusätzliche NSAIDs/ASS ohne ärztliche Rücksprache (3).
- Timing: Ein zeitlicher Abstand zwischen Shilajit und Antikoagulans verhindert keine pharmakodynamische Wechselwirkung. Abstand kann allenfalls theoretische Resorptionskonflikte minimieren.
- Produktqualität: Verwenden Sie nur geprüfte, gereinigte Shilajit‑Produkte mit Analysenzertifikat; minderwertige Produkte können variierende Gehalte oder Schwermetalle enthalten (5, 6).
- Alternativen erwägen: Wenn Energie, Regeneration oder Stressresilienz im Fokus stehen, besprechen Sie nicht‑pharmakologische Optionen (Schlaf, Bewegung, Ernährung) und ggf. geeignete, interaktionsarme Alternativen mit dem Arzt.
Vor allem bei Warfarin: INR eng überwachen. Bei DOACs: Blutungszeichen beachten und weitere Interaktionsquellen vermeiden.
Weiterführende Informationen
Vertiefende Hintergründe zu Shilajit finden Sie in unseren Artikeln: Shilajit: Wirkung, Shilajit: Wechselwirkungen und Shilajit: Nebenwirkungen.
Fazit
Die wahrscheinlichste Wechselwirkung zwischen Shilajit und Blutverdünnern ist pharmakodynamisch: antiplättchenartige Effekte können Blutungen verstärken. Für Warfarin sind zudem CYP‑abhängige Einflüsse grundsätzlich bedeutsam; für Apixaban und Rivaroxaban spielen P‑gp/CYP3A4 eine Rolle – für Shilajit selbst sind solche pharmakokinetischen Effekte derzeit nicht belegt. Bis belastbare Human‑Daten vorliegen, gilt: ärztliche Rücksprache halten, bei Warfarin den INR eng überwachen und bei DOACs auf Blutungszeichen achten. Die Auswahl qualitätsgeprüfter Produkte ist Pflicht.
Medizinischer Haftungsausschluss
Wichtiger Hinweis: Diese Informationen ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Konsultieren Sie vor der Einnahme von Shilajit zusammen mit [Medikament] immer Ihren Arzt oder Apotheker. Jeder Organismus reagiert unterschiedlich auf Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente.