Shilajit und Blutdrucksenker (Ramipril, Enalapril, Lisinopril)
Leila WehrhahnAktualisiert:Shilajit ist ein mineralstoffreicher, harzartiger Rohstoff aus dem Himalaya, der in der ayurvedischen Tradition seit Jahrhunderten genutzt wird. In Europa wird Shilajit als Nahrungsergänzung angeboten und vor allem für seine antioxidativen und adaptogenen Eigenschaften beworben. Gleichzeitig gehören ACE‑Hemmer wie Ramipril, Enalapril und Lisinopril zu den wichtigsten blutdrucksenkenden Medikamenten. Dieser Artikel erklärt, wie Shilajit potenziell mit ACE‑Hemmern interagieren kann, welche Evidenz es gibt, wie groß das Risiko einzuschätzen ist und wie Sie die Einnahme sicher gestalten.
Weitere Grundlagen zu Shilajit finden Sie hier: Shilajit Wirkung und Shilajit Wechselwirkungen.
Shilajit kann theoretisch die Blutdrucksenkung von ACE‑Hemmern verstärken. Evidenz begrenzt; deshalb vorsichtig dosieren und Blutdruck engmaschig kontrollieren.
Warum ist diese Kombination relevant?
ACE‑Hemmer senken den Blutdruck u. a. über die Hemmung von Angiotensin II und die Erhöhung von Bradykinin, was zu einer Vasodilatation führt. Typische Nebenwirkungen sind Schwindel, orthostatische Beschwerden und in Einzelfällen Hypotonie (niedriger Blutdruck) – insbesondere zu Therapiebeginn oder bei Kombination mit weiteren blutdrucksenkenden Substanzen (4, 5).
Mechanismus der potenziellen Wechselwirkung
Shilajit enthält u. a. Fulvosäuren und Dibenzo‑α‑Pyron‑Derivate. In kleinen klinischen Studien wurden Effekte auf Gefäß- und Entzündungsmarker berichtet, darunter eine Verbesserung der Endothelfunktion und ein Anstieg von Stickstoffmonoxid‑(NO)‑Markern (2). NO ist ein zentraler Mediator der Gefäßweitstellung; mehr NO bedeutet tendenziell niedrigeren Gefäßwiderstand. Parallel erhöhen ACE‑Hemmer über Bradykinin ebenfalls die NO‑vermittelte Vasodilatation. Zusammen ergibt sich eine biologisch plausible additive Blutdrucksenkung (4, 5).
Gleichzeitig zeigte eine ältere Humanstudie mit 2 g Shilajit/Tag über 45 Tage keine signifikante Veränderung des Blutdrucks bei Gesunden, wenngleich Lipid- und Antioxidansmarker verbessert wurden (1). Das spricht dafür, dass Shilajit allein nicht zwingend den Blutdruck senkt, die Kombination mit ACE‑Hemmern aber theoretisch Kreislaufbeschwerden begünstigen kann – vor allem zu Beginn oder bei höherer Dosierung.
Shilajit kann NO‑abhängige Gefäßeffekte haben; ACE‑Hemmer verstärken ebenfalls NO‑Signale. Additive Vasodilatation ist plausibel, aber klinisch nicht sicher belegt.

Shilajit Kapseln
Klinische Evidenz: Was ist belegt?
- Kleine RCT bei Typ‑2‑Diabetes: 12 Wochen Shilajit (2×250 mg/Tag) verbesserten Marker der Endothelfunktion und erhöhten NO‑Biomarker gegenüber Placebo; Blutdruckdaten waren nicht primärer Endpunkt (2).
- Studie bei Gesunden: 45 Tage Shilajit (2 g/Tag) zeigten keine Blutdruckänderung; Lipidprofil und antioxidativer Status verbesserten sich (1).
- ACE‑Hemmer: Hypotonie/Schwindel sind bekannte Nebenwirkungen, insbesondere bei Kombinationsbehandlung mit weiteren Vasodilatatoren (4, 5).
- Sicherheitsaspekte: Behörden warnen vor Schwermetall-Verunreinigungen in manchen ayurvedischen Produkten; reine, geprüfte Produkte sind entscheidend (6).
Direkte Studien zur Kombination „Shilajit + ACE‑Hemmer“ fehlen. Die Einschätzung basiert daher auf Mechanismen, indirekter Evidenz und bekannten Sicherheitsprofilen.
Risikobewertung
- Schweregrad: Mittel – v. a. orthostatische Beschwerden (Schwindel beim Aufstehen), Müdigkeit, selten symptomatische Hypotonie denkbar (4, 5).
- Wahrscheinlichkeit: Niedrig bis moderat – abhängig von individueller Empfindlichkeit, Dosis, Hydratation und Anzahl weiterer Antihypertensiva. Einzelstudien mit Shilajit allein zeigen keine konsistente Blutdrucksenkung (1, 2).
- Risikogruppen: ältere Personen, Patienten mit bereits grenzwertig niedrigem Blutdruck, polypharmazeutische Therapie (z. B. ACE‑Hemmer + Diuretikum), Dehydratation, autonomes Dysfunktionssyndrom.
- Produktqualität: Unzureichend gereinigte Shilajit‑Produkte können Schwermetalle enthalten; das erhöht potenziell das Risiko für Nierenbelastung – relevant, da ACE‑Hemmer ohnehin Nierenfunktion und Kalium überwachen lassen (6).
Risiko: vor allem Schwindel/Orthostase. Wahrscheinlichkeit gering–moderat, steigt bei hoher Dosis, mehreren Antihypertensiva und schlechter Hydratation.
Praktische Empfehlungen für die gleichzeitige Anwendung
- Ärztlich abklären: Besprechen Sie die Einnahme von Shilajit mit Ihrem behandelnden Arzt, wenn Sie Ramipril, Enalapril oder Lisinopril einnehmen.
- Starten Sie niedrig: Beginnen Sie – falls ärztlich freigegeben – mit der niedrigsten verfügbaren Dosis (z. B. 250 mg/Tag) und steigern Sie nicht ohne Rücksprache. Beobachten Sie individuell die Verträglichkeit (1, 2).
- Einnahmeabstand: Nehmen Sie Shilajit zeitlich getrennt von Ihrem ACE‑Hemmer ein (z. B. ACE‑Hemmer morgens, Shilajit am frühen Nachmittag). Das erleichtert die Zuordnung von Effekten und kann akute Blutdruckspitzen vermeiden.
-
Monitoring in den ersten 2 Wochen:
- Tägliche Blutdruckmessung sitzend und 1–3 Minuten nach dem Aufstehen.
- Sofortige Kontaktaufnahme mit Arzt bei anhaltendem systolischem BP <100 mmHg, Synkopen, starkem Schwindel, Palpitationen, Verwirrtheit.
- Hydration und Aufstehen: Ausreichend trinken, langsam aufstehen, ggf. Kompressionsstrümpfe bei Orthostase-neigung.
- Nieren/Kalium kontrollieren: Halten Sie die regulären Laborkontrollen unter ACE‑Hemmern (Kreatinin, eGFR, Kalium) ein. Bei neu auftretenden Beschwerden ärztlich früher kontrollieren (4).
- Produktqualität sicherstellen: Kaufen Sie gereinigte, zertifiziert geprüfte Shilajit‑Produkte (z. B. mit COA/3rd‑Party‑Test); vermeiden Sie unklare Quellen wegen Schwermetallen (6). Mehr zu Nebenwirkungen: Shilajit Nebenwirkungen.
- Wann besser verzichten? Bei instabil eingestelltem Blutdruck, symptomatischer Orthostase, fortgeschrittener Niereninsuffizienz, Schwangerschaft/Stillzeit oder wenn Sie mehrere Blutdrucksenker kombinieren – Shilajit nicht ohne ärztliche Abklärung starten.
Vor Start ärztlich prüfen, niedrig dosieren, zeitlich trennen, Blutdruck 1–2 Wochen eng messen und nur geprüfte Produkte wählen.
Tabellarische Übersicht: Mögliche Wechselwirkungen und Maßnahmen
Aspekt | Möglicher Effekt | Mechanismus/Grundlage | Praktische Maßnahme |
---|---|---|---|
Blutdruck | Verstärkte Senkung, Orthostase | NO‑/Endothel‑Effekte von Shilajit; ACE‑Hemmer erhöhen Bradykinin/NO (2, 4) | Niedrig starten, Abstand halten, 1–2 Wochen BP eng messen |
Niere/Kalium | Zusätzliche Belastung möglich (indirekt) | Produktqualität (Schwermetalle) relevant; ACE‑Hemmer erfordern ohnehin Laborkontrollen (4, 6) | Nur geprüfte Produkte; Kontrollen gemäß Arztplan einhalten |
Nebenwirkungen | Schwindel, Müdigkeit, GI‑Beschwerden | Vasodilatation/Orthostase; individuelle Verträglichkeit | Bei Symptomen Dosis nicht steigern/absetzen und Arztkontakt |
Fazit
Die Kombination aus Shilajit und ACE‑Hemmern ist theoretisch risikobehaftet, vor allem im Sinne einer additiven Blutdrucksenkung und orthostatischer Beschwerden. Harte klinische Daten zur Kombination fehlen; Einzelstudien deuten auf Gefäß‑ und NO‑Effekte von Shilajit hin, zeigen aber keine konsistente Blutdrucksenkung. Wer sich nach ärztlicher Rücksprache für Shilajit entscheidet, sollte niedrig dosieren, einen Einnahmeabstand einhalten, den Blutdruck engmaschig überwachen und ausschließlich geprüfte Produkte verwenden. So lässt sich das potenzielle Nutzen‑Risiko‑Profil am besten austarieren.
Medizinischer Haftungsausschluss
Wichtiger Hinweis: Diese Informationen ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Konsultieren Sie vor der Einnahme von Shilajit zusammen mit [Medikament] immer Ihren Arzt oder Apotheker. Jeder Organismus reagiert unterschiedlich auf Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente.