Shilajit und Antidepressiva (Sertralin, Escitalopram)
Leila WehrhahnAktualisiert:Shilajit ist ein traditionelles, mineralreiches Naturprodukt mit hohem Anteil an Fulvo- und Huminsäuren. In sozialen Medien wird es u. a. für Energie, Libido und kognitive Leistungsfähigkeit beworben. Gleichzeitig gehören Sertralin und Escitalopram zu den am häufigsten verordneten SSRI-Antidepressiva. Für die Kombination Shilajit + SSRI gibt es bislang keine gesicherten klinischen Daten; gleichwohl ist Vorsicht geboten – insbesondere wegen potenzieller Einflüsse auf die Hormonbalance und möglicher Stoffwechselinteraktionen. (1)
Vertiefende Informationen zu Shilajit finden Sie hier: Wirkung, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen.
Es gibt keine belastbaren Studien zur Kombination Shilajit + SSRI. Vorsicht wegen möglicher Hormon- und Stoffwechseleffekte.
Wie könnte Shilajit mit Sertralin/Escitalopram interagieren?
1) Hormonelle Balance
Ein randomisiert-kontrollierter Versuch bei Männern zeigte, dass gereinigtes Shilajit über 90 Tage die Spiegel von Gesamt- und freiem Testosteron sowie DHEAS signifikant erhöhen kann (250 mg 2× täglich). (2) Eine hormonelle Verschiebung kann Stimmung, Antrieb und Schlaf beeinflussen – Faktoren, die auch unter Antidepressiva relevant sind. Das bedeutet nicht, dass Shilajit die SSRI-Wirkung „aufhebt“; es kann aber individuelle Symptomprofile verändern (z. B. innere Unruhe vs. Antrieb).
2) Pharmakokinetik (Stoffwechsel)
Sertralin wird über mehrere CYP-Enzyme (v. a. CYP2C19, CYP2B6, CYP3A4; teils CYP2D6) metabolisiert. (5) Für Escitalopram ist CYP2C19 das wichtigste Enzym, mit Beiträgen von CYP3A4 und CYP2D6. (4) Genetische Unterschiede in CYP2C19/CYP2B6 beeinflussen SSRI-Spiegel und Verträglichkeit; CPIC gibt dazu Dosisempfehlungen. (3)
Für Shilajit existieren keine belastbaren Human-Daten, dass es diese Enzyme klinisch relevant hemmt oder induziert. Aufgrund seiner komplexen Zusammensetzung (Fulvosäuren, Dibenzo-α-Pyrone, Spurenelemente) sind theoretische Wechselwirkungen denkbar, sie sind aber bisher nicht belegt. (1)
SSRIs werden über CYP-Enzyme abgebaut. Für Shilajit gibt es keine Belege für klinisch relevante CYP-Hemmung/Induktion.

Shilajit Kapseln
Klinische Evidenz: Was sagt die Forschung zur Kombination?
Es liegen keine kontrollierten Studien und keine belastbaren Fallserien zur gleichzeitigen Einnahme von Shilajit mit Sertralin oder Escitalopram vor. (1) Vorhandene Shilajit-Studien betreffen andere Endpunkte (z. B. Testosteronsteigerung, Bindegewebsmarker) und erlauben keine Aussagen zur Interaktion mit SSRIs. (2)
Für die SSRI-Seite ist die Datenlage solide: Die Metabolisierung von Sertralin/Escitalopram ist gut charakterisiert, pharmakogenetische Leitlinien (CPIC) liegen vor. (3–5) Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Produktqualität: Reviews beschreiben für einige Shilajit-Erzeugnisse Schwankungen und mögliche Belastungen mit Schwermetallen; dies betrifft zwar nicht alle Produkte, unterstreicht jedoch den Bedarf an geprüfter Qualität. (6)
Risikobewertung
Schweregrad
Nach aktueller Evidenz ist das Interaktionsrisiko bei Shilajit + Sertralin/Escitalopram als gering bis moderat einzustufen – primär theoretisch begründet (Hormonbalance; potenzielle Stoffwechselüberschneidungen) und abhängig von individueller Empfindlichkeit sowie Produktqualität. Gesicherte, schwere Interaktionen (z. B. Serotonin-Syndrom) sind für Shilajit nicht dokumentiert. (1,3–5)
Wahrscheinlichkeit
Unbekannt. Es gibt keine systematische Evidenz für häufige Probleme in dieser Kombination. Die Wahrscheinlichkeit kann steigen bei: hoher Shilajit-Dosierung, genetisch eingeschränktem SSRI-Metabolismus (CYP2C19/CYP2B6-Poor-Metabolizer), Lebererkrankung sowie bei verunreinigten/fehldeklarierten Produkten. (3–6)
Kein gesicherter Schadensnachweis, aber theoretische Risiken. Qualität des Produkts und individuelle Faktoren sind entscheidend.
Praktische Empfehlungen für die sichere Anwendung
- Ärztliche Rücksprache: Sprechen Sie vorab mit Ihrem behandelnden Arzt/ Ihrer Ärztin – besonders bei Dosisänderungen von Sertralin/Escitalopram, bekannten Leberproblemen oder zusätzlichen Medikamenten. (3–5)
- Start niedrig, steigern langsam: Beginnen Sie – falls überhaupt – mit der kleinsten üblichen Shilajit-Dosis und beobachten Sie 2–4 Wochen Wirkung und Verträglichkeit (Unruhe, Schlaf, Magen-Darm, Kopfschmerzen). Dokumentieren Sie Veränderungen. (1,2)
- Dosisabstand: Ein zeitlicher Abstand (z. B. SSRI morgens, Shilajit mittags/abends) kann Magen-Darm-bedingte Beschwerden reduzieren. Metabolische Interaktionen über CYP-Enzyme werden dadurch jedoch nicht sicher verhindert. (3–5)
- Monitoring unter SSRI: Achten Sie auf neu auftretende oder verstärkte SSRI-typische Nebenwirkungen (z. B. Übelkeit, innere Unruhe, Tremor). Bei deutlicher Verschlechterung: Shilajit pausieren und ärztlich bewerten lassen. (3–5)
- Qualität vor Quantität: Nutzen Sie nur Produkte mit nachweislicher Reinigung/Standardisierung und unabhängiger Schadstoffprüfung (Schwermetalle). Große Qualitätsunterschiede sind beschrieben. (6)
- Besondere Gruppen meiden: Schwangere/Stillende, Personen mit schwerer Leber-/Nierenerkrankung oder diagnostizierter Hämochromatose sollten Shilajit vermeiden. (1,6)
- Ziel prüfen, Alternativen erwägen: Geht es um Energie/Stressresilienz, besprechen Sie evidenzbasierte Optionen (Schlafhygiene, Bewegung, Psychotherapie, ggf. andere, besser charakterisierte Supplements) mit Fachpersonal.
Mehr zur Einordnung möglicher Effekte finden Sie unter Shilajit Wirkung sowie zu Risiken unter Shilajit Nebenwirkungen und Shilajit Wechselwirkungen.
Nur nach ärztlicher Rücksprache starten, niedrig dosieren, eng beobachten und auf geprüfte Qualität achten.
Fazit
Für die Kombination Shilajit + Sertralin/Escitalopram fehlen robuste Studiendaten. Theoretisch sind hormonelle Effekte und metabolische Überschneidungen relevant, klinisch belastbare Hinweise fehlen jedoch. Wer Shilajit trotz SSRI einnehmen möchte, sollte dies nur nach ärztlicher Beratung, mit niedriger Dosis, engmaschiger Selbstbeobachtung und unter Verwendung geprüfter Produkte tun. (1–6)
Medizinischer Haftungsausschluss
Wichtiger Hinweis: Diese Informationen ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Konsultieren Sie vor der Einnahme von Shilajit immer Ihren Arzt oder Apotheker. Jeder Organismus reagiert unterschiedlich auf Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente.