Resveratrol richtig dosieren: Was die Studienlage nahelegt

Leila WehrhahnAktualisiert:

Resveratrol gilt als spannender Polyphenol‑Baustein im Longevity‑Kontext – doch die Human‑Daten sind gemischt und die passende Dosis sorgt oft für Fragezeichen. Dieser Leitfaden fasst zusammen, welche Mengen in Studien tatsächlich verwendet wurden, was EU‑Behörden zur Sicherheit sagen und wer besser verzichten sollte. So kannst du als Leser in Deutschland informierte, vorsichtige Entscheidungen treffen. Für einen vertiefenden Einstieg siehe unseren Beitrag zur Resveratrol‑Polyphenol‑Forschung.

Schnelle Antwort: in Studien verwendete Dosierungsbereiche

Studienwerte – keine medizinische Empfehlung
  • Allgemeines Wohlbefinden/„Longevity‑interessiert“: In Verbraucherprodukten üblich sind 100–300 mg/Tag trans‑Resveratrol. Die EFSA‑Sicherheitsbewertung stützt bis zu 150 mg/Tag für Erwachsene (ohne Schwangere/Stillende) als sichere Zufuhr in Nahrungsergänzungsmitteln; höhere Mengen kommen in Studien vor, gehen aber häufiger mit Nebenwirkungen einher.
  • Kardiometabolische Marker (z. B. Blutdruck, Insulinsensitivität): Meta‑Analysen zeigen in Subgruppen Signale ab ≥300 mg/Tag für den systolischen Blutdruck sowie ≥1.000 mg/Tag für Nüchternglukose‑Senkungen bei Typ‑2‑Diabetes; die Gesamteffekte sind inkonsistent – ärztliche Begleitung ist hier wichtig. Siehe z. B. Meta‑Analyse zu Blutdruck.
  • Hochdosis/experimentell (Onkologie, Mechanismen): Kurzfristig 2,5–5 g/Tag in Phase‑I‑Settings; gastrointestinale Nebenwirkungen sind häufig. Kein Startpunkt für Verbraucher. Beispielhaft: Phase‑I‑Daten.

Es gibt keine „empfohlene Tagesdosis“; es handelt sich um in Studien verwendete Bereiche.

Was EU (und Deutschland) zur Sicherheit sagen

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat synthetisches trans‑Resveratrol als Novel Food bewertet und kommt zu folgendem Fazit: Bis zu 150 mg/Tag in Nahrungsergänzungsmitteln gelten für Erwachsene (ausgenommen Schwangerschaft/Stillzeit) unter den vorgeschlagenen Verzehrsbedingungen als sicher. Ab etwa ≥1 g/Tag wurden häufiger gastrointestinale Beschwerden berichtet. Zudem verweist die EFSA auf potenzielle Arzneimittelinteraktionen über eine Hemmung von CYP2C9 durch ein Sulfat‑Metabolit. Deutschland folgt dem EU‑Novel‑Food‑Rahmen; eine spezifisch deutsche Maximalmenge gibt es nicht. Quelle: EFSA‑Gutachten zu trans‑Resveratrol.

🔍 Kurz zusammengefasst

Für gesunde Erwachsene gelten bis zu 150 mg/Tag als EU‑konform sicher. Höhere Dosen sind Studien vorbehalten und erhöhen das Risiko für Magen‑Darm‑Beschwerden sowie Interaktionen.

Was kannst du realistischerweise erwarten?

Kardiovaskuläre Marker

  • Blutdruck: Übergreifend zeigen Meta‑Analysen keine konsistenten Senkungen; in Subgruppen (z. B. höhere Dosen ≥300 mg/Tag oder Diabetes) gibt es Hinweise auf Nutzen. Siehe Zusammenfassung zur Blutdruckwirkung.
  • Endothelfunktion: Einige RCTs fanden Verbesserungen der flussvermittelten Dilatation ohne klare Blutdruckänderungen, z. B. in dieser Übersicht zur Endothelfunktion.

Glykämische Kontrolle (Typ‑2‑Diabetes)

Bei Typ‑2‑Diabetes deuten Meta‑Analysen auf Senkungen der Nüchternglukose bei Dosen ≥1.000 mg/Tag hin, während Lipide und Taillenumfang oft unverändert bleiben. Jede Anwendung in diesem Kontext sollte ärztlich geführt sein. Siehe Meta‑Analyse zu glykämischen Effekten.

Lebermarker

Die Datenlage ist gemischt: Teilweise finden sich Verbesserungen in Untergruppen, zugleich sind unter hohen Dosen Anstiege der alkalischen Phosphatase beschrieben; Studien zu NAFLD zeigen begrenzten Nutzen. Überblick z. B. in aktuellen systematischen Auswertungen.

Longevity‑Claims

Für eine Verlängerung von Lebens‑/Gesundheitsspanne beim Menschen gibt es bislang keine belastbaren Belege. Trotz nahezu 200 klinischer Studien über 24 Indikationen fehlt ein Konsens zur optimalen Dosis. Eine nüchterne, chancenorientierte Erwartungshaltung bleibt sinnvoll. Siehe Überblicksartikel: Klinische Resveratrol‑Evidenz im Querschnitt.

🔍 Kurz zusammengefasst

Effekte sind möglich, aber nicht garantiert. Die stärksten Hinweise betreffen spezielle Subgruppen und höhere Dosen – immer ärztlich begleiten lassen.

Wie dosieren (falls du dich dafür entscheidest)

Langsam starten

  • Pragmatischer Start für gesunde Erwachsene: 100–150 mg/Tag trans‑Resveratrol für 2–4 Wochen testen; Verträglichkeit und Ziele prüfen. Das bleibt im Rahmen der EFSA‑Sicherheitslinie (≤150 mg/Tag).
  • Gezielte kardiometabolische Marker (nur mit ärztlicher Begleitung): 300–500 mg/Tag wurden in Studien genutzt; bei Diabetes wurden glykämische Effekte meist mit ≥1.000 mg/Tag untersucht. Evidenz: Blutdruck‑Meta‑Analyse, Diabetes‑Meta‑Analyse.
  • Gabe aufteilen: Mehrmalige Tagesgaben können Magen‑Darm‑Unverträglichkeiten reduzieren (praktischer Erfahrungswert).

Timing und Einnahme mit/ohne Mahlzeit

Eine Crossover‑PK‑Studie mit 400 mg fand vergleichbare Resveratrol‑Exposition nüchtern versus nach fettreicher Mahlzeit. Wer zu Magenreizungen neigt, kann die Einnahme zu einer kleinen Mahlzeit bevorzugen. Quelle: Nahrungsmitteleffekt‑Studie.

Wie lange einnehmen?

Die meisten RCTs dauern 4–12 Wochen. Falls keine messbaren Effekte auftreten oder Nebenwirkungen entstehen: absetzen. Zyklen sind vertretbar (z. B. 4–8 Wochen on, 2–4 Wochen off), auch wenn dafür keine klaren Belege existieren.

🔍 Kurz zusammengefasst

Beginne konservativ (100–150 mg/Tag), prüfe die Verträglichkeit innerhalb weniger Wochen und steigere nur mit ärztlicher Zustimmung und klaren Zielen.

Sicherheit, Nebenwirkungen und wer verzichten sollte

  • Häufige Nebenwirkungen (dosisabhängig): Übelkeit, Durchfall, Bauchbeschwerden; deutlich häufiger ab 2,5–5 g/Tag in Phase‑I‑Studien. Evidenz: Phase‑I‑Sicherheitsdaten.
  • Blutungsrisiko: Resveratrol hemmt die Thrombozytenaggregation in vitro/ex vivo – Vorsicht bei Antikoagulanzien/Thrombozytenhemmern und vor Operationen; immer ärztlich abklären. Siehe Studien zur Plättchenhemmung.
  • Arzneimittel‑Interaktionen: EFSA nennt die potenzielle Hemmung von CYP2C9; in vitro auch Einflüsse auf CYP3A4, CYP1A2, CYP2C19. Bei engem therapeutischem Fenster (z. B. Warfarin) ist eine medizinische Prüfung Pflicht. Details im EFSA‑Gutachten.
  • Hormon‑sensitive Situationen: Resveratrol wirkt phytoöstrogen; bei östrogenabhängigen Erkrankungen nur nach Rücksprache, idealerweise mit Onkologen. Hintergrund: Hinweise zur östrogenen Aktivität.
  • Meide ohne ärztliche Rücksprache: Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder; Blutgerinnungsstörungen; Einnahme von Antikoagulanzien/Thrombozytenhemmern oder komplexe Polypharmazie. Orientiere dich an der EFSA‑Einstufung.
🔍 Kurz zusammengefasst

Die wichtigsten Risiken sind Magen‑Darm‑Beschwerden bei hohen Dosen, Blutungsneigung und mögliche Wechselwirkungen über CYP‑Enzyme. Kläre das vorab medizinisch ab.

Bioverfügbarkeit: Warum Dosis ≠ Wirkung

Resveratrol wird gut absorbiert, doch der Anteil des unveränderten Mutterstoffs im Blut ist niedrig, weil es rasch glucuronidiert und sulfatiert wird. Zirkulierende Metabolite könnten zur Wirkung beitragen; in Geweben kann wieder parentales Resveratrol entstehen. Konsequenz: „Mehr“ ist nicht automatisch „besser“, und die Formulierung kann eine Rolle spielen. Übersicht: Pharmakokinetik‑Review.

  • Standard‑trans‑Resveratrol: Häufigste Form und für typische Anwendungen ausreichend.
  • Mikronisiert (z. B. SRT501): Steigerte Plasmaspiegel in Phase‑I um etwa das 3,6‑Fache bei gleicher Dosis, verursachte in sehr hohen Dosen jedoch GI‑Probleme. Hintergrund in SRT501‑PK/Sicherheitsdaten.
  • Liposomal/Phytosomen: Plausible Vorteile, aber wenige Kopf‑an‑Kopf‑Humanstudien – Erwartungen konservativ halten.

Add‑ons: Piperin erhöht in Mäusen die Bioverfügbarkeit deutlich; in einer Human‑PK‑Studie (2,5 g Resveratrol + 0/5/25 mg Piperin) gab es jedoch keinen signifikanten PK‑Anstieg insgesamt. Eine Studie zeigte mit 250 mg Resveratrol + 20 mg Piperin eine erhöhte zerebrale Durchblutung ohne kognitive Vorteile. Beachte mögliche Interaktionsrisiken von Piperin. Evidenz: Piperin‑Daten.

🔍 Kurz zusammengefasst

Der Körper baut Resveratrol schnell um. Formulierungen können Spiegel erhöhen, doch das übersetzt sich nicht automatisch in bessere Ergebnisse.

„Reicht Rotwein oder Essen?“

Realitätscheck: Rotwein enthält typischerweise etwa 0,1–14,5 mg Resveratrol pro Liter – für studiennahe Mengen bräuchte es unrealistische Trinkmengen. Trauben, Erdnüsse und Beeren liefern nur Mikro‑ bis Niedrigmilligramm‑Mengen. Diese Lebensmittel sind gesund, ersetzen aber keine hohen Studien‑Dosen; zudem überwiegen Alkohorrisiken jeden Versuch, „über Wein zu dosieren“. Überblick: Resveratrol‑Gehalte in Lebensmitteln und Wein.

So wählst du in Deutschland ein gutes Resveratrol‑Supplement

Eine kuratierte Auswahl thematisch passender Produkte findest du in unserer Longevity‑Kollektion.

  • Darauf achten:trans‑Resveratrol“ deklariert, klare mg‑Angabe pro Kapsel, Herkunft häufig Polygonum cuspidatum (Japanischer Knöterich).
  • Qualitätssicherung: Prüfberichte unabhängiger, akkreditierter Labore (z. B. ISO) und Schadstoff‑Checks (Schwermetalle) sind bei Knöterich‑Rohstoffen sinnvoll.
  • Transparenz: Proprietary Blends ohne Dosenangabe meiden.
  • Vorsicht bei Mega‑Dosen und Bioenhancern: Nur mit ärztlicher Empfehlung – Interaktionsrisiken sind real. Überblick zu Interaktionen/Sicherheit z. B. in Sicherheitsbewertungen.
  • EU‑Rahmen einhalten: Für die allgemeine erwachsene Nutzung ohne ärztliche Aufsicht bei ≤150 mg/Tag bleiben. Referenz: EFSA‑Einstufung.

Exkurs: Pterostilben vs. Resveratrol

Pterostilben (dimethoxyliertes Analog) ist lipophiler und hat eine längere Halbwertszeit, doch die Human‑Daten sind begrenzt. Eine RCT (50–250 mg/Tag) zeigte unter Monotherapie einen Anstieg des LDL‑Cholesterins; der Blutdruck sank bei höheren Dosen. Quelle: Pterostilben‑RCT. Übliche Nahrungsergänzungs‑Spannen liegen bei 50–200 mg/Tag; bei Einsatz sollte das Lipidprofil kontrolliert werden. Sicherheit bis 250 mg/Tag über 6–8 Wochen ist berichtet, vgl. Sicherheitsdaten zu Pterostilben.

Praktische Dosierszenarien (illustrativ, nicht präskriptiv)

  • „Gesunde Longevity‑Neugier“ (ohne Medikation): 100–150 mg/Tag trans‑Resveratrol für 8–12 Wochen; achte auf dein Befinden; bei GI‑Problemen absetzen. Orientierung: EFSA‑Sicherheitsrahmen.
  • Grenzwertiger Blutdruck oder metabolische Marker (mit Arztbegleitung): 300–500 mg/Tag für 8–12 Wochen; Blutdruck, Nüchternglukose, Leberenzyme tracken; danach neu bewerten. Evidenz: Blutdruck‑Daten.
  • Typ‑2‑Diabetes (nur ärztlich geführt): Studien mit Effekten auf Nüchternglukose nutzten meist ≥1.000 mg/Tag; Nutzen/Risiko individuell abwägen. Überblick: Diabetes‑Meta‑Analyse.

Interaktions‑Checkliste (für Arzt/Apotheke)

  • Antikoagulanzien/Plättchenhemmer: Warfarin, DOAKs, ASS, Clopidogrel – potenziell erhöhtes Blutungsrisiko, häufig vermeiden. Basis: Plättchen‑Daten.
  • CYP‑Substrate (2C9, 3A4, 1A2, 2C19): Theoretische/experimentelle PK‑Interaktionen – gesamte Medikation prüfen. Referenz: EFSA‑Bewertung.
  • Hormon‑sensitive Situationen: Wegen phytoöstrogener Wirkungen ärztlich klären, siehe Hinweise zur Östrogenrelevanz.

FAQs

  • Ist trans‑Resveratrol „besser“ als einfach „Resveratrol“? Ja, die meisten Humanstudien nutzten die trans‑Form; die cis‑Form ist weniger untersucht.
  • Darf ich es mit Kaffee oder Alkohol kombinieren? Kaffee: unproblematisch. Alkohol: Bitte nicht über Wein „dosieren“ – das Risiko überwiegt jeden theoretischen Nutzen, siehe Daten zum Wein‑Gehalt.
  • Wie schnell merke ich etwas? Falls überhaupt, dann meist innerhalb von 4–12 Wochen bei Markern wie Blutdruck oder Nüchternglukose. Viele spüren subjektiv nichts – das ist normal.

Wichtigste Take‑aways für Leser in Deutschland

  • Konservativ bleiben: Wer supplementiert, fährt mit 100–150 mg/Tag im Einklang mit der EU‑Sicherheitsbewertung; bei Erkrankungen oder Medikation den Arzt einbinden. Quelle: EFSA.
  • Bei spezifischen kardiometabolischen Zielen: Die Evidenz ist gemischt; höhere Dosen gehören in ärztliche Hände. Siehe kardiometabolische Daten.
  • Qualität und Interaktionen vor „Mega‑Dosis“: Produktauswahl, individuelle Risiken und Wechselwirkungen sind entscheidender als das Jagen nach hohen Mengen.

Denke über Resveratrol nach? Nimm diese Checkliste mit zu Hausarzt oder Apotheke und treffe gemeinsam eine Entscheidung zu Dosis, Dauer und Monitoring, die zu deiner Medikation und deinen Zielen passt.

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FAQ

Gibt es eine empfohlene Tagesdosis für Resveratrol?

Nein. Es existiert keine offizielle RDA. Die EFSA hält bis zu 150 mg/Tag für Erwachsene in Nahrungsergänzungsmitteln für sicher; darüber hinausgehende Mengen stammen aus Studien und sollten ärztlich begleitet werden.

Welche Form sollte ich wählen?

Die meisten Humanstudien nutzten trans‑Resveratrol. Standard‑Formulierungen sind für typische Anwendungen ausreichend; Spezialformen können Spiegel erhöhen, übersetzen sich aber nicht zwingend in bessere Effekte.

Wie kombiniere ich Resveratrol mit anderen Longevity‑NEM?

Wegen potenzieller CYP‑Interaktionen und Blutungsrisiken sollten Kombinationen (z. B. mit hochdosierten Omega‑3, Ginkgo, Curcumin, Piperin) mit Arzt/Apotheke besprochen werden.

Kann ich Resveratrol dauerhaft einnehmen?

Langzeitdaten sind begrenzt. Viele Studien laufen 4–12 Wochen. Zyklische Einnahme mit Pausen ist vertretbar, wenn keine Nebenwirkungen auftreten und sinnvolle Ziele/Marker verfolgt werden.

Ist Resveratrol für Sportler sinnvoll?

Die Datenlage zu Leistungsparametern ist uneinheitlich. Wenn du es testest, bleibe konservativ in der Dosierung und beobachte Marker wie Blutdruck, Erholung und Verträglichkeit.

Wie wir diesen Artikel überprüft haben:

Quellen

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