NMN richtig timen: Morgens oder abends – was ist optimal?
Leila WehrhahnAktualisiert:- Einen universellen „besten“ Einnahmezeitpunkt für NMN gibt es nicht. In einer randomisierten Studie mit älteren Menschen schnitt eine Einnahme am späten Nachmittag/frühen Abend (ca. nach 18:00 Uhr) gegenüber morgens besser ab: geringere Tagesmüdigkeit und bessere Unterkörper-Funktion; Schlafwerte tendierten ebenfalls zur Besserung. Siehe randomisierte RCT in Nutrients (2022).
- Die zirkadiane Biologie liefert einen plausiblen Grund, warum Timing eine Rolle spielen kann: Enzyme des NAD+-Stoffwechsels wie NAMPT und NAD+ selbst oszillieren über den Tag. Beim Menschen zeigt NAMPT im Serum einen Peak am frühen Nachmittag. Siehe Science-Studie zum NAMPT–NAD+–SIRT1‑Kreislauf und JCEM-Daten zur tageszeitlichen NAMPT-Spitze.
- Praxis: Für Tagesenergie/Fokus oder Morgentraining ist ein Morgentermin pragmatisch. Bei Tagesmüdigkeit oder Schlafthemen (v. a. 60+) lohnt ein Testfenster am späten Nachmittag/frühen Abend (nicht direkt vor dem Zubettgehen). Führe einen 4‑Wochen‑Selbsttest durch.
- Rechtlich (Stand: 11. September 2025): NMN ist in der EU als „Novel Food“ gelistet und nicht als Nahrungsergänzung zugelassen; eine Vermarktung als Supplement ist in Deutschland nicht legal. NR ist zugelassen, in Nahrungsergänzungen typischerweise bis 300 mg/Tag für Erwachsene. Siehe EU-Konsultationsseite zum Novel‑Food‑Status und Union‑Liste (NR‑Eintrag).
Warum das Timing von NMN überhaupt eine Rolle spielen könnte
NMN ist ein Vorläufer von NAD+, einem zentralen Cofaktor für Energiegewinnung, DNA‑Reparatur und zelluläre Stressantworten. Über den NAD+-Salvageweg beeinflusst NMN die Aktivität von SIRT1 und anderen NAD+-verbrauchenden Enzymen, die wiederum mit der inneren Uhr (CLOCK/BMAL1) verknüpft sind. Tier‑ und Zellstudien zeigen eine Rückkopplungsschleife: CLOCK/BMAL1 treibt die Expression von NAMPT an, NAMPT erhöht NAD+, NAD+ moduliert SIRT1, und SIRT1 wirkt auf CLOCK/BMAL1 zurück. Diese Schleife erzeugt tägliche Oszillationen in NAMPT und NAD+. Beim Menschen ist das Bild differenzierter: Direkte NAD+-Tagesverläufe in spezifischen Geweben sind nicht abschließend kartiert; wohl aber zeigt zirkulierendes NAMPT einen Peak am frühen Nachmittag, und Schlafentzug verschiebt diese Phase. Das spricht biologisch dafür, dass der Einnahmezeitpunkt von NAD+-Vorläufern wie NMN eine Rolle spielen könnte – auch wenn direkte Head‑to‑Head‑Daten beim Menschen rar sind. Siehe Science‑Arbeit zu NAMPT/NAD+/SIRT1 und JCEM‑Daten zu humanem NAMPT‑Rhythmus.
Zelluhren und NAD+ schwingen täglich mit; NAMPT erreicht beim Menschen meist am frühen Nachmittag seine Spitze. Deshalb kann der Einnahmezeitpunkt von NMN biologisch plausibel einen Unterschied machen.
Was kann NMN beim Menschen – unabhängig vom Timing?
Sicherheitsdaten: In einer humanen Einzeldosis‑Studie (100–500 mg) war NMN gut verträglich; Vitalparameter und Standardlabore blieben unauffällig, typische Metabolite (2‑PY, 4‑PY) stiegen dosisabhängig an. Siehe Endocrine Journal (Einzeldosis, 2019/2020).
Wirksamkeitssignale: In einer 10‑wöchigen RCT bei postmenopausalen Frauen mit Prädiabetes erhöhte NMN die Muskel‑Insulinsensitivität und Signalkaskaden gegenüber Placebo – bei kleiner Stichprobe und methodischen Diskussionen (Baseline‑Unterschiede). Siehe Science (2021) und kritischer Kommentar in PubMed (2021).
NAD+‑Anstieg und Funktion: Bei älteren Männern steigerte eine 6–12‑wöchige Gabe von 250 mg/Tag die Blut‑NAD+‑Spiegel; funktionelle Parameter (Ganggeschwindigkeit, Griffkraft) zeigten kleine, explorative Verbesserungen. Siehe npj Aging (2022). Eine weitere RCT bei älteren Erwachsenen (250 mg/Tag, 12 Wochen) berichtete signifikant höhere Blut‑NAD+‑Spiegel, schnellere 4‑m‑Gehzeit und bessere PSQI‑Schlafwerte. Siehe GeroScience (2024).
Für Haut‑ und Anti‑Aging‑Aspekte lies ergänzend unseren Beitrag: NMN & Haut – Anti‑Aging.
Humanstudien sind klein, aber deuten auf gute Kurzzeit‑Toleranz und auf NAD+-Anstieg hin; Leistungs‑ und Schlafsignale sind „vielversprechend, aber vorläufig“.
Die Timing‑Studie: Nachmittag schlägt Morgen – bei älteren Erwachsenen
Profil: In einer japanischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit 108 älteren Erwachsenen (12 Wochen, 250 mg/Tag) wurden vier Arme getestet: NMN morgens (AM), NMN nachmittags/abends (PM), Placebo AM, Placebo PM. Endpunkte umfassten Schlafqualität (PSQI), Tagesmüdigkeit (Jikaku‑sho) und Unterkörper‑Funktion (5× Sit‑to‑Stand, Timed Up & Go, 5‑m‑Gehen). Ergebnis: Die NMN_PM‑Gruppe zeigte die größten Verbesserungen bei 5×STS (Effektstärke d≈0,72) und weniger „Drowsiness“ (d≈0,64); Schlafmaße tendierten zur Besserung, wenngleich nicht alle Vergleiche statistisch signifikant waren. Praktisch übersetzt: Für 60+ kann eine Einnahme zwischen 17:00–19:00 Uhr sinnvoll sein – nicht direkt vor dem Schlafengehen. Quelle: Nutrients (2022): Timing‑RCT.
Zusatzstütze für die „Schlaf‑Schiene“: Eine jüngere RCT mit älteren Erwachsenen (250 mg/Tag, 12 Wochen) fand erhöhte Blut‑NAD+‑Spiegel und verbesserte PSQI‑Subskalen („Daytime dysfunction“, globaler Score). Timing wurde dort nicht verglichen, stützt aber die Hypothese, dass NMN Schlaf und Tagesmüdigkeit günstig beeinflussen kann. Quelle: GeroScience (2024).
Ein RCT vergleicht direkt: Bei Älteren wirkte eine Nachmittags-/Frühabend‑Einnahme vorteilhaft auf Beine‑Funktion und Tagesmüdigkeit; Schlaf zeigte positive Tendenzen.
NMN morgens oder abends? Eine praktische Entscheidungshilfe
Morgens/mit der ersten Mahlzeit (ca. 07:00–10:00)
- Für Jüngere/Mittelalte mit Fokus auf Tagesenergie, Konzentration oder Morgensport. Rationale: Nähe zur aktiven Phase; häufige anekdotische Hinweise auf mehr „Startklarheit“; kein Hinweis aus RCTs bei Jüngeren – pragmatische Wahl.
Später Nachmittag/früher Abend (ca. 16:00–19:00)
- Für Ältere mit Tagesmüdigkeit oder reduzierter Unterkörper‑Funktion; und für alle, die gezielt Schlafqualität verbessern wollen. Nicht direkt vor dem Schlafengehen einnehmen; 2–3 Stunden Puffer. Evidenz: Timing‑RCT in Nutrients (2022).
Schichtarbeitende
- Am „biologischen Nachmittag“ dosieren (also relativ zu Ihrer Arbeits‑/Schlafrhythmik). Führen Sie einen A/B‑Test über 2 Wochen, um die Reaktion zu prüfen.
So findest du dein optimales Timing in 4 Wochen
- Woche 1–2: 250 mg morgens zur ersten Mahlzeit. Tägliches Tracking: Energie (0–10), Fokus (0–10), Training (subjektive Belastung/Output). Wöchentlich: PSQI; 2×/Woche: 5×STS (Sekunden).
- Woche 3–4: Gleiche Dosis um 17:00–18:00 Uhr. Alle anderen Gewohnheiten konstant halten.
- Auswertung: Mittelwerte vergleichen; das Timing mit besserem Kombi‑Score (Schlaf + Funktion + Tagesmüdigkeit) wählen.
Metric | Woche 1 | Woche 2 | Woche 3 | Woche 4 |
---|---|---|---|---|
PSQI (gesamt) | ||||
Energie (0–10) | ||||
Fokus (0–10) | ||||
5×STS (Sek.) | ||||
Schlaf‑Effizienz (%) |
Optional: Wenn sowohl Tagesleistung als auch Schlaf gleich wichtig sind, versuche eine Split‑Dosis (z. B. 2/3 morgens, 1/3 später Nachmittag). Das ist Erfahrungswissen – keine RCT‑Daten.
Dosierung, Kombinationen und die Rolle des Lebensstils
- Startdosis: Viele Studien nutzten 250 mg/Tag über 6–12 Wochen. Höhere Dosen (300–900 mg/Tag) wurden untersucht, bedeuten aber nicht automatisch mehr Nutzen. Konstanz schlägt Feintuning. Beispiele: npj Aging (250 mg, 6–12 Wochen), GeroScience (250 mg, 12 Wochen).
- Mit oder ohne Essen: Beides möglich; bei sensibler Verdauung lieber mit Mahlzeit einnehmen.
- Training: Bewegung erhöht die NAMPT‑Verfügbarkeit und beeinflusst zirkadiane Stoffwechselwege; teste NMN 30–60 Minuten vor Schlüsselsessions und beobachte Belastung/Output. Hintergrund: PNAS: NAMPT‑abhängige zirkadiane Kontrolle (tierisch/menschliche Datenbezüge).
- Methylierung unterstützen: Anhaltend erhöhte NAD+‑Umsatzraten erzeugen mehr methylierte Metabolite (2‑PY, 4‑PY) – in RCTs beobachtet. Ein niedriger Zusatz von TMG (z. B. 250–500 mg/Tag) wird von einigen Praktiker:innen genutzt; Outcome‑Daten fehlen. Siehe GeroScience 2024 und Science 2021.
- Koffein & Schlaf: Bei später Einnahme Koffein am Nachmittag meiden, wenn du sensibel reagierst.
Sicherheit, Wechselwirkungen und wer NMN nicht nehmen sollte
Kurzfristig ist NMN in Studien bis 500 mg als Einzeldosis und 250–900 mg/Tag über mehrere Wochen gut verträglich; Langzeit‑ und Komedikationsdaten sind jedoch begrenzt. Vorsicht in Schwangerschaft/Stillzeit (Datenlage unzureichend) und bei antidiabetischer Medikation oder aktiven Tumorerkrankungen – sprich vorab mit deiner Ärztin/deinem Arzt. Siehe Einzeldosis‑Sicherheitsstudie sowie RCTs oben.
Rechtliche Einordnung in Deutschland/EU
Stand 11. September 2025: NMN (Nicotinamid‑Mononukleotid) ist in der EU als „Novel Food“ gelistet (Eintrag vom 11. Oktober 2022) und nicht in der Union‑Liste zugelassener neuartiger Lebensmittel enthalten. Das bedeutet: Es darf in Deutschland nicht als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet werden; manche Anbieter kennzeichnen Produkte als „nur für Forschungszwecke“. Prüfe vor dem Kauf stets den aktuellen Rechtsstand. Quelle: EU‑Konsultationsseite (NMN‑Status).
NR (Nicotinamid‑Ribosid, Chlorid): In der EU zugelassen; in Nahrungsergänzungen für Erwachsene typischerweise bis 300 mg/Tag (abweichende Limits in speziellen Lebensmittelkategorien möglich). Siehe den NR‑Eintrag in der Union‑Liste und die Änderungsverordnung 2022/1160.
NMN ist in der EU (noch) nicht als Nahrungsergänzung zugelassen; NR ist zugelassen (i. d. R. bis 300 mg/Tag für Erwachsene). Prüfe stets die aktuell gültigen Regeln.
FAQs rund um „NMN morgens oder abends?“
- Macht NMN abends wach? Viele tolerieren eine spätere Einnahme gut. Vermeide die Einnahme direkt vor dem Schlafengehen und teste deine Reaktion. In der Timing‑RCT bei Älteren verbesserte PM‑Einnahme Tagesmüdigkeit und signalisierte Schlafvorteile (kein Zubett‑Timing). Quelle: Nutrients 2022.
- Ist sublinguales NMN besser? Belege sind begrenzt. Wichtiger sind geprüfte Qualität, eine konstante Dosis und die tägliche Einnahme.
- Kann ich NMN und NR kombinieren? Meist unnötig. Wähle einen Vorläufer und tracke die Wirkung.
- Wann merke ich etwas? Studien zeigen Veränderungen nach 4–12 Wochen; einzelne spüren akute Wachheit innerhalb von Stunden – stark individuell. Siehe npj Aging 2022.
Glossar (Tooltip‑Begriffe im Text)
- NAD+: Cofaktor für Energie‑, Reparatur‑ und Signalprozesse.
- NAMPT: Schrittmacher‑Enzym im NAD+‑Salvageweg; zeigt Tagesrhythmik.
- SIRT1: NAD+‑abhängiges Enzym, koppelt Stoffwechsel und innere Uhr.
- PSQI: Pittsburgh Sleep Quality Index (Fragebogen zur Schlafqualität).
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