Ginkgo: Nebenwirkungen im Überblick – Kopfschmerzen, Schwindel und Verdauungsbeschwerden
Leila WehrhahnAktualisiert:Das Wichtigste in Kürze:
Ginkgo biloba wird bei Gedächtnisproblemen, Schwindel und Tinnitus genutzt. Häufige Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Magen Darm Beschwerden. Übliche Tagesdosis: 120 bis 240 mg eines standardisierten Blattextrakts, am besten zu Mahlzeiten und in zwei Gaben. Qualität ist wichtig: apothekenpflichtige Präparate mit höchstens 5 ppm Ginkgolsäuren wählen. Vorsicht bei Blutverdünnern. In Schwangerschaft und Stillzeit meiden. Vor Operationen 10 bis 14 Tage pausieren. Keine Samen verzehren.
Ginkgo (Ginkgo biloba) wird in Deutschland vor allem bei Gedächtnisproblemen, altersbedingtem Schwindel und Tinnitus eingesetzt. Dieser Ratgeber hilft Ihnen, die häufigsten Nebenwirkungen – vor allem Kopfschmerzen, Schwindel und Magen‑Darm‑Beschwerden – Ihr persönliches Risiko zu senken und zu wissen, wann Sie pausieren oder ärztliche Hilfe suchen sollten. Wichtig in Deutschland/EU: Es gibt apothekenpflichtige pflanzliche Arzneimittel mit standardisierten Extrakten und Nahrungsergänzungsmittel/Tees mit teils stark schwankender Qualität. Typische unerwünschte Effekte sind laut Verbraucherinformationen vor allem Kopfschmerzen, Schwindel und Magen‑Darm‑Beschwerden; seltener treten Herzklopfen oder Hautreaktionen auf. Sicherheitsprofil und häufige Nebenwirkungen von Ginkgo.
Schnellüberblick: Ginkgo und Sicherheit auf einen Blick
- Typische Dosierung: In Studien und Fachinformationen werden meist 120–240 mg/Tag eines standardisierten Ginkgo‑blätter‑Trockenextrakts (nicht Samen) verwendet, üblicherweise auf 2 Gaben verteilt. Dosisrahmen und Verträglichkeit (LiverTox/NCBI).
- Häufige Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Magen‑Darm‑Beschwerden (Übelkeit, Durchfall, Bauchbeschwerden); gelegentlich Herzklopfen oder allergische Hautreaktionen. NCCIH‑Sicherheitsübersicht.
- Selten, aber wichtig: Berichte über erhöhtes Blutungsrisiko vor allem mit Blutverdünnern; Anfallsrisiko durch Samen (Ginkgotoxin); vermeiden in Schwangerschaft/Stillzeit; vor Operationen rechtzeitig absetzen. Zugleich zeigte eine große RCT mit EGb 761 bei Alzheimer‑Patienten keine Veränderungen von Gerinnungsparametern/Blutungszeit. NCCIH, RCT‑Analyse zu Gerinnung/Blutung.
- Qualität zählt: In Deutschland sind apothekenpflichtige Ginkgo‑Arzneimittel standardisiert und auf ≤ 5 ppm Ginkgolsäuren begrenzt; viele Tees/NEMs sind es nicht und können deutlich höhere Gehalte aufweisen. Ginkgolsäuren‑Hintergrund und Teedaten.
Die meisten Nebenwirkungen sind mild. Achten Sie auf die Produktqualität (≤5 ppm Ginkgolsäuren) und sprechen Sie bei Blutverdünnern, Schwangerschaft oder OP‑Terminen vorher mit Arzt/Apotheke.
Warum Nebenwirkungen auftreten: kurz erklärt
Kopfschmerzen und Schwindel
Ginkgo‑Extrakte enthalten Ginkgolide und Bilobalid, die Gefäßfunktionen und Signalwege beeinflussen. Ginkgolide wirken als Antagonisten des Platelet‑Activating Factor (PAF). In der Praxis berichten einige Anwender in den ersten Tagen über Kopfdruck‑artige Kopfschmerzen oder Schwindel; meist normalisiert sich das unter angepasster Einnahme. Die klinische Relevanz der PAF‑Antagonismus‑Eigenschaft in Bezug auf Blutungsrisiken ist umstritten: In‑vitro‑Daten zeigen, dass die PAF‑Hemmung an humanen Thrombozyten erst bei Konzentrationen auftritt, die weit über den nach oraler Standarddosis erreichten Plasmaspiegeln liegen. PAF‑Antagonismus an humanen Thrombozyten.
Kopfschmerzen/Schwindel treten v. a. zu Beginn auf. Der theoretische PAF‑Effekt erklärt nicht automatisch Blutungsprobleme bei üblichen Dosierungen.
Magen‑Darm‑Beschwerden
Bitterstoffe und lokale Reizung können Übelkeit, weichen Stuhl oder Bauchgrummeln auslösen. Häufig hängt dies mit Dosis und Einnahmezeitpunkt zusammen und bessert sich, wenn Sie den Extrakt zu einer Hauptmahlzeit einnehmen oder die Tagesdosis auf morgens/abends aufteilen. Die generelle Verträglichkeit standardisierter Blatt‑Extrakte ist in Studien gut dokumentiert. Verträglichkeit/typische Beschwerden.
Allergische Hautreaktionen und Herzklopfen (seltener)
Allergische Reaktionen stehen u. a. mit Ginkgolsäuren in Verbindung. Deshalb limitiert das Europäische Arzneibuch in zugelassenen Arzneimitteln den Gehalt auf ≤ 5 ppm. Herzklopfen wurde gelegentlich berichtet. NCCIH‑Sicherheitsangaben, Hintergrund zu Ginkgolsäuren.
Die „großen Drei“ Nebenwirkungen: so fühlen sie sich an, so lange dauern sie, das hilft
1) Kopfschmerzen
- Typisch: Meist mild, drückend, oft in den ersten Tagen der Einnahme.
- Selbsthilfe: Ausreichend trinken; Einnahme zu einer Mahlzeit; Tagesdosis splitten (z. B. morgens/abends); an Testtagen koffeinreiche Stimulanzien (hohe Koffeinmengen) reduzieren.
- Wann pausieren/absetzen: Sehr starke, plötzlich einsetzende „Worst‑Ever“‑Kopfschmerzen; anhaltend > 7–10 Tage trotz Anpassungen.
- Alarmzeichen: Kopfschmerz plus Sehstörungen, Sprach‑/Lähmungszeichen → sofort medizinische Abklärung (Schlaganfall‑Ausschluss) über 112.
2) Schwindel
- Einordnung: Abgrenzen von Grunderkrankungen (orthostatisch, vestibulär). Bei neuem/verschlimmertem Drehschwindel absetzen und ärztlich abklären.
- Selbsthilfe: Erste Einnahmen sitzend; nicht Auto fahren, bis Sie Ihre Reaktion kennen; ausreichend Hydration; ggf. Abend‑Einnahme bevorzugen.
- Alarmzeichen: Ohnmacht, Brustschmerz, Rhythmusstörungen → pausieren und ärztliche Abklärung.
3) Magen‑Darm‑Beschwerden
- Typisch: Übelkeit, Magendrücken, weicher Stuhl/Durchfall.
- Selbsthilfe: Einnahme zu Hauptmahlzeiten; „start‑low, go‑slow“; bei Unverträglichkeit der Hilfsstoffe einen anderen apothekenpflichtigen Extrakt probieren; Ingwer‑ oder Pfefferminztee zur Linderung.
- Wann pausieren/absetzen: Anhaltendes Erbrechen/Durchfall > 48 Stunden, Gewichtsverlust, schwarzer/blutiger Stuhl (Blutungsalarm). Hinweise zu häufigen Beschwerden.
Wechselwirkungen und wer vorsichtig sein sollte
Blutverdünner und Blutungsrisiko
Besondere Vorsicht bei Warfarin, DOACs (z. B. Apixaban, Rivaroxaban), Clopidogrel, höher dosierter Acetylsalicylsäure oder häufigen NSAR‑Einnahmen. Einbeziehen von Arzt/Apotheke und engmaschige Beobachtung sind sinnvoll. Wichtig zur Einordnung: Kontrollierte Daten zeigen für EGb 761 keine Verlängerung der Gerinnungs‑/Blutungszeit, es existieren jedoch Fallberichte – die Entscheidung sollte individuell getroffen werden. Vor planbaren Eingriffen: 10–14 Tage vorher absetzen, sofern Ihr Arzt nichts anderes rät. NCCIH zu Blutungsrisiko, RCT‑Daten EGb 761, OP‑Stopp‑Empfehlung (Mayo Clinic).
Bei Blutverdünnern Ginkgo nur nach Rücksprache nutzen und vor OPs 10–14 Tage pausieren. Daten zu EGb 761 zeigen keine Gerinnungsänderung, dennoch Einzelfallberichte beachten.
Anfallsrisiko und Ginkgo‑Samen
Keine rohen/gerösteten Ginkgo‑Samen verzehren: Das enthaltene Ginkgotoxin kann Anfälle auslösen, besonders bei Kindern oder Personen mit Epilepsie; in einem Fallbericht traten Krampfanfälle nach übermäßigem Samenverzehr auf und besserten sich unter Vitamin B6. Die in Arzneimitteln verwendeten Blatt‑Extrakte unterscheiden sich klar von Samen. NCCIH‑Warnhinweise, Fallbericht zu Ginkgotoxin‑Krampfanfällen.
Schwangerschaft und Stillzeit
In Schwangerschaft/Stillzeit besser vermeiden (potenzielles Blutungsrisiko, unzureichende Sicherheitsdaten). NCCIH‑Bewertung, Mayo Clinic‑Hinweise.
Diabetes und weitere Arzneien
Ginkgo kann die Blutzuckerkontrolle beeinflussen und mit bestimmten ZNS‑Medikamenten interagieren (z. B. Antikonvulsiva, einige Antidepressiva) sowie mit Statinen. Bei Antidiabetika und den genannten Mitteln: engmaschig kontrollieren und Rücksprache halten. Überblick zu Interaktionen (Mayo Clinic).
So senken Sie Ihr Nebenwirkungsrisiko (Deutschland‑Checkliste)
- Richtiges Produkt wählen: Bevorzugen Sie apothekenpflichtige, zugelassene pflanzliche Arzneimittel mit standardisiertem Extrakt (Deklaration von Flavon‑Glykosiden/Terpenlactonen und ≤ 5 ppm Ginkgolsäuren in Fachinfo/Packungsbeilage). Ein Beispiel für die deklarierte Standardisierung finden Sie im Rote‑Liste‑Eintrag (Beispielzusammensetzung). Warum Tees/NEMs problematisch sein können, zeigt die Qualitätsanalyse zu Ginkgolsäuren.
- Start‑low, go‑slow: Einstieg z. B. mit 120 mg/Tag, nur bei Bedarf und guter Verträglichkeit steigern; Dosen zu Mahlzeiten splitten. Typische Dosierung.
- Timing: Einnahme zu den Hauptmahlzeiten; bis Sie Ihre Reaktion kennen, nicht direkt vor anstrengender Aktivität einnehmen. NCCIH‑Tipps.
- Medikationscheck: Vor dem Start Interaktionen (Antikoagulanzien/Thrombozytenhemmer, anfallsbegünstigende Arzneien etc.) beim Arzt/Apotheker prüfen lassen. Interaktionshinweise.
- OP‑Pause: Vor elektiven Eingriffen 2 Wochen pausieren, sofern Ihr Arzt nichts anderes empfiehlt. Mayo Clinic‑Empfehlung.
- Verlauf dokumentieren: Führen Sie in den ersten 2 Wochen ein kurzes Symptom‑Tagebuch (Kopfschmerz, Schwindel, Magen‑Darm). Halten Nebenwirkungen > 10–14 Tage an, Nutzung mit Ihrem Behandler neu bewerten.
Qualität im Fokus: Ginkgo ist nicht gleich Ginkgo
Standardisierte Extrakte in zugelassenen Arzneimitteln enthalten typischerweise 22–27 % Flavon‑Glykoside und ca. 6 % Terpenlactone (Ginkgolide A/B/C, Bilobalid). Das Europäische Arzneibuch begrenzt Ginkgolsäuren auf ≤ 5 ppm. Eine beispielhafte Fachdeklaration zeigt die Rote Liste (z. B. 22–27 % Flavonoide, 2,8–3,4 % Ginkgolide A–C, 2,6–3,2 % Bilobalid, ≤ 5 ppm Ginkgolsäuren). EU/HMPC‑Bewertung, Beispielhafte Zusammensetzung in der Rote Liste.
Warum das für die Verträglichkeit zählt: Mit definierter Standardisierung und dem niedrigen Ginkgolsäuren‑Grenzwert sinkt das Allergie‑/Toxinrisiko und die Dosis ist konsistent – im Gegensatz zu Tees/NEMs mit stark schwankenden Gehalten. Analyse zu Tees und Ginkgolsäuren.
Setzen Sie auf zugelassene, standardisierte Extrakte. Das reduziert Schwankungen und potenzielle Reiz‑ und Allergierisiken.
Wann sofort absetzen und medizinische Hilfe holen
- Anzeichen einer Blutung: schwarzer Stuhl, Blut im Erbrochenen/Urin, anhaltendes Nasenbluten.
- Starke Kopfschmerzen oder neurologische Symptome (Seh‑, Sprach‑, Lähmungszeichen).
- Neue Anfälle/Krampfereignisse.
- Allergische Reaktion mit Schwellung/Atemnot.
In Notfällen: 112 wählen. Überblick zu Warnzeichen und Sicherheit.
Verdacht auf Nebenwirkung in Deutschland melden
Beteiligen Sie Ihren Arzt/Ihre Apotheke und melden Sie Verdachtsfälle über das nationale Online‑Portal der Bundesoberbehörden (BfArM/PEI). Das Melden ersetzt keine medizinische Behandlung. Nebenwirkungen online melden (BfArM/PEI).
Longevity‑Perspektive: Wo passt Ginkgo hinein?
Für Gedächtnis, Tinnitus oder altersbedingten Schwindel sind die Effekte von Ginkgo insgesamt gemischt bis moderat. Priorisieren Sie die großen Hebel der Langlebigkeit: guter Schlaf, Bewegung, Blutdruck‑/Lipidkontrolle und Hörgesundheit. Ginkgo kann – wenn gut verträglich – als Option dazukommen. Mehr zur möglichen Synergie von Ginkgo, Ginseng und Omega‑3 finden Sie in unserem vertiefenden Beitrag. Eine kuratierte Auswahl passender Produkte finden Sie in unserer Longevity‑Kollektion. Eine Meta‑Analyse zeigte für den untersuchten Extrakt EGb 761 eine gute Verträglichkeit und Hinweise auf Nutzen bei Demenzsymptomen; gleichwohl bleiben Leitlinien zurückhaltend. Meta‑Analyse zu EGb 761 (Wirksamkeit/Verträglichkeit), NCCIH‑Einordnung zu Nutzen.
Setzen Sie zuerst auf Lebensstil‑Basics. Ginkgo ist allenfalls eine ergänzende Maßnahme – und nur, wenn Sie es gut vertragen.
Key Takeaways
- Häufigste Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Magen‑Darm – meist mild und mit Essen, Hydration und Dosisanpassung gut steuerbar. Überblick.
- Vermeiden: Samenverzehr; vor Operationen absetzen; Vorsicht bei Blutverdünnern und Anfallsleiden. Sicherheitsprofil.
- Deutschland‑Tipp: Apothekenpflichtige, zugelassene Arzneimittel mit standardisierten Extrakten und ≤ 5 ppm Ginkgolsäuren reduzieren Risiko und Schwankungen. Hintergrund.
- Wann zum Arzt: Wenn Nebenwirkungen > 10–14 Tage andauern oder schwer sind; Verdachtsfälle online melden. Meldeportal.
Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Entscheidungen zu Dosierung, Wechselwirkungen oder Absetzen (z. B. vor Operationen) sollten Sie individuell mit Ihrem Arzt/Ihrer Apotheke treffen.

