Welche Probiotika helfen bei Psoriasis? Ein Leitfaden
Leila WehrhahnAktualisiert:
- Probiotika können bei Psoriasis als ergänzende Maßnahme zu ärztlichen Therapien leichte bis moderate Verbesserungen unterstützen (z. B. PASI, Lebensqualität) – die Datenlage ist wachsend, aber heterogen. (Frontiers in Medicine (2024) – systematische Übersichtsarbeit, PubMed (2024) – Meta‑Analyse zu Probiotika bei Psoriasis)
- In Studien wurden vor allem ausgewählte Lactobacillus‑ und Bifidobacterium‑Stämme über 8–12 Wochen in Dosierungen von etwa 1–2 Milliarden KBE/Tag geprüft. (PubMed: Navarro‑López 2019 – RCT bei Psoriasis)
- Wichtig in der Praxis: stammspezifische Auswahl, ausreichende KBE‑Zahl, magensaftresistente Kapseln, korrekte Lagerung – und die eigene Hautentwicklung regelmäßig dokumentieren.
- Ernährung im mediterranen Muster, Gewichtsmanagement, weniger Alkohol sowie Stress‑ und Schlafhygiene können zusätzlich unterstützen.
Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine chronisch‑entzündliche Hauterkrankung. Neben genetischen Faktoren spielen Immunreaktionen und Umwelttrigger eine Rolle. Zunehmend rückt dabei die Darm‑Haut‑Achse in den Fokus: Eine veränderte Zusammensetzung des Darmmikrobioms könnte Entzündungen in der Haut beeinflussen. Was bedeutet das konkret – und welche Rolle können bestimmte Probiotika dabei spielen? Grundlagen zu Probiotika
Kurzüberblick Psoriasis
Typische Symptome sind scharf begrenzte, schuppende Plaques, häufig an Ellenbogen, Knien, Kopfhaut. Auslöser können Infekte, Medikamente, Stress oder mechanische Reize sein. Wichtig: Bei Gelenkschmerzen oder ‑schwellungen an Psoriasis‑Arthritis denken und ärztlich abklären.
Darm‑Haut‑Achse verständlich erklärt
Was bedeutet Dysbiose?
Dysbiose beschreibt ein Ungleichgewicht im Darmmikrobiom. Dieses kann Immunantworten verändern und so systemische Entzündung mit beeinflussen – ein Aspekt, der bei Psoriasis diskutiert wird. Studien zeigen zudem Unterschiede im Haut‑ und Darmmikrobiom von Betroffenen gegenüber Gesunden. (PubMed Central – Übersichtsartikel zur Darm‑Haut‑Achse)
Mögliche Mechanismen (kurz)
- Immunmodulation: Förderung regulatorischer T‑Zell‑Antworten, Dämpfung proinflammatorischer Zytokine (z. B. IL‑17, IL‑23, TNF‑α). (PubMed Central – Übersichtsartikel zur Darm‑Haut‑Achse)
- Barrierefunktion: Stoffwechselprodukte von Darmbakterien (z. B. kurzkettige Fettsäuren) können die Darmbarriere stärken – weniger „Leaky gut“ bedeutet potenziell weniger systemische Entzündung.
- Mikrobielle Signale: Wechselwirkungen zwischen Darm‑ und Hautmikrobiom über immunologische Achsen.
Ein gestörtes Darmgleichgewicht kann das Immunsystem anheizen. Probiotika zielen darauf ab, dieses Gleichgewicht zu verbessern und Entzündungssignale zu dämpfen.

Probiotika
Probiotika bei Psoriasis – was sagt die Evidenz?
Hinweise aus klinischen Studien deuten darauf hin, dass ausgewählte Stämme über 8–12 Wochen leichte bis moderate Verbesserungen bei Hautsymptomen und Lebensqualität unterstützen können. Die Ergebnisse sind noch uneinheitlich; Probiotika sollten als Ergänzung zur ärztlichen Therapie verstanden werden. (Frontiers in Medicine (2024) – systematische Übersichtsarbeit, PubMed (2024) – Meta‑Analyse zu Probiotika bei Psoriasis)
Untersuchte Stämme
- Bifidobacterium longum CECT 7347 + B. lactis CECT 8145 + Lactobacillus rhamnosus CECT 8361 (Mischpräparat). (PubMed: Navarro‑López 2019 – RCT bei Psoriasis, ResearchGate – RCT‑Mischpräparat bei Psoriasis (Repository))
- Lactobacillus‑Mischungen als Getränk/Kapsel in RCTs. (PubMed: Moludi 2021 – RCT (Getränk))
- Bifidobacterium infantis 35624 zur Senkung inflammatorischer Marker (CRP, TNF‑α) in einer kleinen RCT. (PubMed Central – systematische Übersichtsarbeit/Meta‑Analyse)
- Synbiotikum (Lactocare®; 12 Stämme + Präbiotikum) zusätzlich zu topischen Steroiden. (PubMed: Akbarzadeh 2022 – RCT (Lactocare), PubMed Central: Akbarzadeh 2022 – Volltext)
Dosierung, Dauer, erwartbare Effekte
- Dosierung und Dauer: In RCTs meist 1×109–ca. 3×109 KBE/Tag über 8–12 Wochen. (PubMed: Navarro‑López 2019, PubMed Central – systematische Übersichtsarbeit/Meta‑Analyse)
- Klinische Endpunkte: PASI (Schweregradindex), DLQI (Lebensqualität), zum Teil Entzündungsmarker (CRP, IL‑6). (PubMed: Moludi 2021, PubMed Central – systematische Übersichtsarbeit/Meta‑Analyse)
- Beispiel 1 (12 Wochen, Kapsel): PASI‑75 erreichten 66,7% vs. 41,9% (Probiotikum vs. Placebo); geringeres Rückfallrisiko nach 6 Monaten. (PubMed: Navarro‑López 2019)
- Beispiel 2 (8 Wochen, Getränk): PASI sank im Mittel um −5,26 (±3,75) vs. −0,48 (±1,37) unter Kontrolle; DLQI verbesserte sich ebenfalls. (PubMed: Moludi 2021)
- Meta‑Analysen/Reviews: Gesamttrend zugunsten von Probiotika bei PASI und DLQI, Qualität der Evidenz variabel (kleine bis mittelgroße RCTs, heterogene Präparate). (PubMed (2024) – Meta‑Analyse, Frontiers in Medicine (2024) – systematische Übersichtsarbeit)
Studien zeigen Vorteile ausgewählter Probiotika nach 8–12 Wochen, z. B. niedrigere PASI‑Werte und bessere Lebensqualität. Die Stämme und Präparate unterscheiden sich – Ergebnisse sind daher nicht immer einheitlich.
Sicherheit und wer aufpassen sollte
Wichtig: Rücksprache mit Arzt/Ärztin insbesondere bei geschwächtem Immunsystem, schweren Grunderkrankungen, Schwangerschaft/Stillzeit. Zu Beginn sind vorübergehend Blähungen möglich. 2–3 Stunden Abstand zu Antibiotika einhalten.
So wählen Sie ein Probiotikum aus und wenden es an
Qualitätskriterien
Kriterium | Worauf Sie achten können |
---|---|
Stammspezifität | Genau bezeichnete Stämme (z. B. L. rhamnosus CECT 8361 statt nur „L. rhamnosus“). |
KBE/Tag | Orientierung: 1–10 Mrd. KBE/Tag; in RCTs häufig ca. 1–2 Mrd./Tag. (PubMed: Navarro‑López 2019) |
Kapseltechnologie | Magensaftresistente Kapseln/Verkapselung zum Schutz vor Magensäure. |
Lagerung | Gemäß Hersteller (Kühlkette beachten, falls angegeben). |
Unabhängige Qualität | Zertifikate/Prüfsiegel, transparente Chargenangaben. |
Einnahme und Monitoring
- Start: 1 Präparat mit klar definierten Stämmen, über 8–12 Wochen.
- Einnahmezeitpunkt: Täglich zur gleichen Zeit; je nach Produkt zu oder unabhängig von Mahlzeiten (Packungsangabe beachten).
- Begleitung: Einfacher Symptom‑Tracker (z. B. Juckreiz, Rötung, Schuppung, Foto alle 2–4 Wochen).
- Weiteres Vorgehen: Nach 12 Wochen Bilanz ziehen; ggf. Stammspektrum anpassen oder ärztlich besprechen.
Praxis‑Tipp: Setzen Sie nur eine Veränderung auf einmal um (z. B. ein neues Probiotikum). So erkennen Sie Effekte besser.
Ernährung und Lebensstil, die unterstützen können
- Ernährung: Mediterranes Essmuster mit viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkorn, Nüssen; ausreichend Eiweiß; weniger stark verarbeitete Lebensmittel.
- Omega‑3: Fettreicher Fisch 1–2×/Woche; alternativ Omega‑3‑Kapseln nach Rücksprache.
- Vitamin D: Spiegel ggf. ärztlich prüfen lassen; supplementieren nur nach Empfehlung.
- Gewicht/Alkohol: Gewichtsreduktion bei Übergewicht angehen; Alkohol reduzieren.
- Stress & Schlaf: Entspannung, regelmäßiger Schlafrhythmus.
- Hydration: Trinken Sie nach Durstgefühl und Aktivität – als Richtwert oft 1,5–2,0 Liter/Tag, sofern medizinisch nichts dagegen spricht.
Abgrenzung: Psoriasis vs. Ekzem (kurz)
Ekzem (z. B. atopische Dermatitis, seborrhoisches Ekzem) und Psoriasis sind unterschiedliche Krankheitsbilder. Für Ekzeme wurden teils andere Interventionen untersucht (z. B. topische Postbiotika wie Vitreoscilla‑Extrakte oder orales L. paracasei). Für Psoriasis sollten Sie sich an den hier beschriebenen, stammspezifischen Nachweisen orientieren.
Tabellarische Evidenzübersicht
Stämme/Präparat | Dosierung | Dauer | Endpunkte | Kernergebnis | Studie |
---|---|---|---|---|---|
B. longum CECT 7347 + B. lactis CECT 8145 + L. rhamnosus CECT 8361 | 1×109 KBE/Tag (Kapsel) | 12 Wochen | PASI, PGA; 6‑Monats‑Follow‑up | Mehr PASI‑75 (66,7% vs. 41,9%); geringeres Rückfallrisiko. (PubMed: Navarro‑López 2019) | Navarro‑López et al., 2019; Acta Derm Venereol; DOI: 10.2340/00015555-3305 |
Lactobacillus‑Mischung (Getränk) | ≈1,8×109 KBE pro Dosis, 2×/Tag | 8 Wochen | PASI, DLQI, Marker | PASI −5,26 vs. −0,48; DLQI verbessert. (PubMed: Moludi 2021) | Moludi et al., 2021; Clin Nutr ESPEN; DOI: 10.1016/j.clnesp.2021.09.004 |
B. infantis 35624 | 1×1010 KBE/Tag | 8 Wochen | CRP, TNF‑α, IL‑6 | Entzündungsmarker sanken vs. Placebo. (PubMed Central – systematische Übersichtsarbeit/Meta‑Analyse) | Groeger et al., 2013; Gut Microbes; DOI: 10.4161/gmic.25487 |
Synbiotikum (Lactocare®; 12 Stämme + FOS) | ≈1×109 KBE/Kapsel, 2×/Tag | 12 Wochen | PASI, DLQI, VAS | Verbesserungen gegenüber Placebo; add‑on zu Topika. (PubMed: Akbarzadeh 2022, PubMed Central – Volltext) | Akbarzadeh et al., 2022; Dermatol Res Pract; DOI: 10.1155/2022/4549134 |
Meta‑Analyse (7 RCTs) | — | — | PASI, DLQI | Gesamttrend pro Probiotika; heterogene Präparate/Qualität. (PubMed Central – systematische Übersichtsarbeit/Meta‑Analyse) | Zhu et al., 2024; Front Med (Lausanne); DOI: 10.3389/fmed.2024.1448626 |
FAQ
Wie lange einnehmen, bis Effekte spürbar sind?In Studien wurden meist 8–12 Wochen gewählt. Erste Veränderungen zeigten sich teils nach 4–8 Wochen, klare Bewertungen nach 12 Wochen. (PubMed: Navarro‑López 2019)
Kann ich Probiotika mit Biologika oder MTX kombinieren?In einigen RCTs wurden Probiotika zusätzlich zu Standardtherapien eingesetzt. Sprechen Sie vorab mit Ihrem Behandlungsteam, insbesondere bei immunsuppressiven Therapien. (PubMed: Akbarzadeh 2022 – RCT (Lactocare))
Welche Dosierung ist sinnvoll?Orientierungsbereich: 1–10 Mrd. KBE/Tag. In RCTs zu Psoriasis wurden oft ca. 1–2 Mrd. KBE/Tag eingesetzt. Wichtiger als die absolute Zahl ist die Wahl gut untersuchter Stämme und die konsequente Einnahme über 8–12 Wochen. (PubMed: Navarro‑López 2019)
Gibt es Nebenwirkungen?Zu Beginn sind vorübergehend Blähungen oder Völlegefühl möglich. Bei anhaltenden Beschwerden pausieren und ärztlich Rücksprache halten.
Unterschied Psoriasis vs. Ekzem?Psoriasis zeigt scharf begrenzte, silbrig schuppende Plaques; Ekzeme sind oft nässend, stärker juckend und können andere Therapiestrategien erfordern. Probiotika‑Evidenz ist für Psoriasis und Ekzem getrennt zu betrachten.
Warnzeichen – wann zum Arzt? Neue oder zunehmende Gelenkschmerzen/‑schwellungen, starke Verschlechterung, ausgedehnte Areale, Fieber oder Infektzeichen – bitte umgehend ärztlich abklären.
Fazit
Die Darm‑Haut‑Achse eröffnet ergänzende Ansatzpunkte bei Psoriasis. Ausgewählte, stammspezifische Probiotika können in 8–12 Wochen klinische Parameter wie PASI und Lebensqualität verbessern – als Zusatz zur leitliniengerechten Therapie und eingebettet in einen gesunden Lebensstil. Setzen Sie auf klare Stammbeschreibungen, ausreichende KBE, passende Darreichung und konsequente Anwendung; evaluieren Sie Ihre Hautentwicklung regelmäßig. (Frontiers in Medicine (2024) – systematische Übersichtsarbeit, PubMed (2024) – Meta‑Analyse)
Dezenter Hinweis: Wenn Sie ein hochwertiges Präparat testen möchten, finden Sie hier unser Produkt: Probiotika – zu unserem Produkt.
Quellen
- Navarro‑López V. et al. (2019). Efficacy and Safety of Oral Administration of a Mixture of Probiotic Strains in Patients with Psoriasis: A Randomized Controlled Clinical Trial. Acta Derm Venereol. DOI: 10.2340/00015555-3305. (PubMed, Acta Derm Venereol – Verlagsseite)
- Moludi J. et al. (2021). Probiotic supplementation improves clinical outcomes and quality of life in plaque psoriasis: RCT. Clin Nutr ESPEN. DOI: 10.1016/j.clnesp.2021.09.004. (PubMed)
- Akbarzadeh A. et al. (2022). The Efficacy of Lactocare Synbiotic on Clinical Symptoms in Psoriasis: RCT. Dermatol Res Pract. DOI: 10.1155/2022/4549134. (PubMed, PubMed Central – Volltext)
- Groeger D. et al. (2013). Bifidobacterium infantis 35624 modulates inflammatory processes beyond the gut. Gut Microbes. DOI: 10.4161/gmic.25487. (PubMed Central)
- Zhu Y. et al. (2024). The efficacy and safety of probiotics in the adjuvant treatment of psoriasis: systematic review and meta‑analysis of RCTs. Front Med (Lausanne). DOI: 10.3389/fmed.2024.1448626. (PubMed Central – Volltext)
- Journal of Cosmetic Dermatology Meta‑Analyse (2024). Probiotic supplementation in psoriasis – systematic review and meta‑analysis. DOI: 10.1111/jocd.16074. (PubMed)
Disclaimer: Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Nahrungsergänzungsmittel können eine ausgewogene Ernährung und eine ärztlich abgestimmte Therapie sinnvoll ergänzen. Keine Heils‑ oder Linderungsversprechen.