Welche Probiotika können bei MS helfen?

Leila WehrhahnAktualisiert:
Welche Probiotika können bei MS helfen?
  • Was die aktuelle Forschung zu Probiotika bei MS nahelegt – inklusive kurzer Studienschau und Einordnung der Aussagekraft.
  • Welche Stämme in Studien vorkommen und wie sich Pro-, Prä- und Synbiotika unterscheiden.
  • Wie Anwendung, Dosierung (KBE = koloniebildende Einheiten) und Verträglichkeit im Alltag aussehen.
  • Welche Rolle Omega‑3‑Fettsäuren, Vitamin D und eine mediterran-betonte, ballaststoffreiche Ernährung spielen.
  • Realistische Erwartungen: Was sich verbessern kann (z. B. Darmkomfort, einzelne Laborwerte) – und was bisher unklar ist.

MS und Darmmikrobiom: Was die Forschung derzeit sagt

Beobachtungen in Kohorten

Bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS) unterscheidet sich die Zusammensetzung des Darmmikrobioms in mehreren Studien von der gesunder Kontrollpersonen. Häufig beschrieben wurden z. B. eine höhere relative Häufigkeit von Akkermansia muciniphila sowie Veränderungen bei weiteren Bakteriengruppen. Ob diese Unterschiede Ursache oder Folge der Erkrankung sind, bleibt offen. Wichtig: Eine beobachtete Häufigkeit ist keine direkte Supplement-Empfehlung – Akkermansia wird aktuell nicht als Probiotikum für MS empfohlen. PMC: iMSMS-Kohorte (Cell 2022) zu Akkermansia-Häufigkeit.

🔍 Kurz zusammengefasst

Bei MS zeigen Studien andere Muster im Darmmikrobiom als bei Gesunden. Das erklärt noch nicht, welche Bakterien als Nahrungsergänzung sinnvoll sind.

Interventionsstudien mit Probiotika

Erste randomisierte Studien prüfen, ob Probiotika klinische und biochemische Marker beeinflussen. Einzelne multistrain Präparate zeigten Verbesserungen bei Entzündungsmarkern und Fragebögen; vereinzelt wurden kleine EDSS‑Veränderungen berichtet. Die Gesamtevidenz ist positiv gestimmt, aber noch begrenzt und heterogen. Meta‑Analysen sprechen für günstige Effekte auf einzelne Parameter, bei insgesamt niedriger/unklarer Evidenzsicherheit. PubMed: Kouchaki et al., Clinical Nutrition 2017 (Multi‑Stamm‑Probiotika, RCT); PMC: Rahimlou et al., Frontiers in Neuroscience 2022 (Probiotika bei MS); Food & Function 2021: Meta‑Analyse zu Probiotika bei MS.

Design n Stamm(e) Dauer Ergebnis Einordnung
RCT, doppelblind 60 L. acidophilus, L. casei, L. fermentum, B. bifidum (multi‑strain) 12 Wochen Verbesserungen bei EDSS (−0,3 vs. +0,1), Depressions‑ und Gesundheits-Scores; hs‑CRP ↓ Hinweis auf Nutzen; kleine Stichprobe. PubMed: Kouchaki 2017 RCT.
RCT, doppelblind 70 (65 analysiert) Multi‑strain Kapseln (2× täglich) 12 Wochen hs‑CRP, TNF‑α, IFN‑γ ↓; FOXP3, TGF‑β ↑ Biomarker verbessert; klinische Endpunkte offen. PMC: Rahimlou 2022 RCT.
RCT, doppelblind 40 Saccharomyces boulardii 16 Wochen hs‑CRP ↓, antioxidative Kapazität ↑; weniger Fatigue und Schmerzen; QoL‑Skalen ↑ Zeigt Potenzial; weitere Studien nötig. PMC: Motlagh Asghari 2023 RCT zu S. boulardii.
Meta‑Analyse RCTs 3 RCTs (n≈173) verschiedene Stämme Vorteile bei mentaler Gesundheit und Biomarkern; Evidenzsicherheit sehr niedrig Hinweischarakter, heterogen. Food & Function 2021: Meta‑Analyse.
🔍 Kurz zusammengefasst

Erste RCTs mit Multi‑Stamm‑Probiotika und S. boulardii zeigen positive Signale bei Entzündungsmarkern und Fragebögen. Die Beweislage ist noch nicht abschließend.

Einordnung von Akkermansia muciniphila

Mehrere Kohorten fanden eine erhöhte Häufigkeit von Akkermansia muciniphila bei unbehandelten MS‑Patient:innen. Ob dies ursächlich ist, bleibt unklar. Akkermansia wird derzeit nicht als Probiotikum für MS empfohlen; sinnvoller ist eine insgesamt ballaststoffreiche, pflanzenbetonte Kost, die vielfältige nützliche Bakterien unterstützt. PMC: iMSMS‑Analyse zu Akkermansia (Cell 2022).

Probiotika

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Pro-, Prä- und Synbiotika: Unterschiede und praktische Auswahl

Grundlagenartikel: Was sind Probiotika und wie wirken sie? Häufig untersuchte Stämme sind z. B. Lactobacillus acidophilus, L. casei, L. rhamnosus GG und Bifidobacterium longum. Bei fertigen Produkten ist die Qualität (Stammbezeichnung, KBE/Tag, Lagerung) entscheidend.

  • Probiotika: definierte Bakterien- oder Hefestämme in Kapseln/Pulver; Auswahl nach deklarierten Stämmen und KBE.
  • Präbiotika: unverdauliche Ballaststoffe (z. B. Inulin/FOS, resistente Stärke), die “gute” Darmbakterien füttern.
  • Synbiotika: Kombination aus Pro- und Präbiotika – logisch, wenn Ernährung ballaststoffarm ist oder gezielt kombiniert werden soll.

Potenzielle Vorteile

  • Unterstützung des Darmkomforts und der Stuhlregularität
  • Günstige Signale bei einzelnen Entzündungsmarkern
  • Gute Ergänzung zu ballaststoffreicher Kost

Zu beachten

  • Wirkungen sind stammspezifisch und individuell
  • Testzeitraum einplanen (8–12 Wochen)
  • Sicherheit bei besonderen Risikogruppen beachten (siehe unten)

Anwendung in der Praxis

Dosierung, Dauer, Timing

Typische Bereiche für Probiotika liegen bei 1–10 Milliarden KBE/Tag (manche Produkte höher). Starten Sie mit einer niedrigen Dosis und steigern Sie langsam. Ein realistischer Testzeitraum sind 8–12 Wochen; idealerweise erfolgt die Einnahme zu einer Mahlzeit. Praxisleitfaden: Probiotika richtig einnehmen.

Verträglichkeit und Nebenwirkungen

Zu Beginn können vorübergehend Blähungen, weicher Stuhl oder Völlegefühl auftreten. Bei Hefestämmen wie Saccharomyces boulardii bestehen in Kliniksituationen seltene Berichte über Blutstrominfektionen, v. a. bei Intensivpatient:innen und zentralem Venenkatheter – im ambulanten Setting ist das Risiko sehr niedrig. Stimmen Sie die Anwendung bei Immunsuppression, kurz nach Darm‑Operationen, in Schwangerschaft/Stillzeit oder bei SIBO vorab mit dem Behandlungsteam ab. PubMed: Sicherheitsberichte zu S. boulardii in Klinik‑Settings.

Alltagstaugliche Umsetzung

  • Frühstück: Naturjoghurt oder Kefir + Haferflocken + Banane (Inulin/FOS)
  • Mittag: Vollkornpasta + Brokkoli + Olivenöl
  • Abend: Linsensalat + Sauerkraut‑Beilage

Lebensmittel mit Probiotika (z. B. Joghurt, Kefir, Sauerkraut) plus präbiotische Beilagen (z. B. Zwiebeln, Lauch, Hülsenfrüchte) sind eine gute Basis. Wer gezielt testen möchte, kann ein klar deklariertes Probiotika‑Produkt ergänzen.

Ernährung und weitere Nährstoffe

Omega‑3 (EPA/DHA) – was realistisch ist

Omega‑3‑Fettsäuren (EPA/DHA) aus fettem Seefisch oder Algenöl können entzündliche Prozesse modulieren. Praktikabel sind 1–2 g EPA+DHA/Tag über Fisch/Algenöl – Qualität (Reinheit, Oxidationsschutz) beachten. Die europäische Behörde EFSA sah langfristige Supplemental‑Aufnahmen bis etwa 5 g/Tag EPA+DHA als sicher für Erwachsene an; individuelle Therapie (z. B. Gerinnungshemmer) bitte ärztlich abklären. EFSA 2012: Sicherheit von EPA/DHA bis ca. 5 g/Tag.

🔍 Kurz zusammengefasst

Omega‑3 lässt sich über Fisch oder Algenöl praktisch zuführen. 1–2 g EPA+DHA/Tag sind ein gängiger Zielwert; achten Sie auf Produktqualität.

Vitamin D und antioxidative Mikronährstoffe

Vitamin D wird bei MS häufig diskutiert. Sinnvoll ist ein ärztlich begleiteter Statuscheck (25‑OH‑Vitamin‑D) und eine individuelle Supplementierung in sicheren Bereichen. Die EFSA setzt die tolerierbare Obergrenze für Erwachsene bei 100 µg/Tag (4.000 IE). Antioxidantien wie Vitamin A, C, E und Beta‑Karotin sowie Spurenelemente (Selen, Zink) sollten vor allem über eine pflanzenbetonte, mediterrane Kost kommen; Nahrungsergänzung gezielt und qualitätsgeprüft einsetzen. EFSA 2023: Obergrenze für Vitamin D (100 µg/Tag).

🔍 Kurz zusammengefasst

Lassen Sie Vitamin D ärztlich prüfen und stimmen Sie die Einnahme ab. Antioxidantien bevorzugt über die Ernährung – Supplemente gezielt ergänzen.

Sicherheit, Wechselwirkungen, rechtliche Hinweise

  • Besondere Vorsicht bei starker Immunsuppression, kurz nach größeren Darm‑OPs, bei zentralem Venenkatheter (Hefestämme), in Schwangerschaft/Stillzeit.
  • Wechselwirkungen: Generell gut verträglich; bei immunsuppressiver MS‑Therapie die Auswahl und den Zeitpunkt der Einnahme ärztlich abstimmen.
  • Erwartungsmanagement: Prüfen Sie nach 8–12 Wochen, ob sich Darmkomfort, Stuhlbild oder ggf. Labor‑Marker (nach ärztlicher Absprache) verbessert haben. Bleiben Effekte aus, Produkt/Stamm wechseln oder pausieren.

FAQ: Häufige Fragen von MS‑Patient:innen

Welche Stämme kommen in Studien vor?

Häufig u. a. Lactobacillus acidophilus, L. casei, L. fermentum, Bifidobacterium bifidum; in einer Studie auch die Hefe Saccharomyces boulardii. Achten Sie auf klare Stammangaben und KBE. PubMed: Kouchaki 2017 (Multi‑Stamm‑Probiotika, RCT); PMC: Motlagh Asghari 2023 (S. boulardii RCT).

Wie lange einnehmen?

Mindestens 8–12 Wochen testen, dann Wirkung und Verträglichkeit bewerten. Bei Bedarf weiteren Stamm/Produkt probieren.

Mit oder ohne Mahlzeit?

Meist zu einer Mahlzeit – das verbessert die Verträglichkeit und schützt die Kulturen auf dem Weg durch den Magen.

Gibt es Synbiotika?

Ja. Kombinationen aus Pro- und Präbiotika können sinnvoll sein, besonders bei ballaststoffarmer Kost.

Fazit: Realistische Erwartungen und nächste Schritte

Probiotika und eine faserreiche, mediterran geprägte Ernährung sind vielversprechende Bausteine, um das Darmmikrobiom bei MS günstig zu beeinflussen. Erste RCTs zeigen positive Signale bei Entzündungsmarkern und Fragebögen; die Gesamtevidenz hat Hinweischarakter. Im Alltag empfiehlt sich ein strukturierter 8–12‑Wochen‑Test mit einem qualitativ hochwertigen Produkt, kombiniert mit präbiotischen Lebensmitteln und – je nach Bedarf – Omega‑3 und Vitamin D in sicheren, abgestimmten Bereichen. So erhöhen Sie die Chance auf spürbare Vorteile bei guter Verträglichkeit. PubMed: Kouchaki 2017 RCT; PMC: Rahimlou 2022 RCT.

Einleitung zu Dysbiose und Multipler Sklerose

Es gibt eine wachsende Anzahl von Studien, die auf eine Rolle von Darmbakterien bei der Entstehung und Progression von Multipler Sklerose (MS) hindeuten. In diesem Zusammenhang ist die Anwendung von Probiotika weit verbreitet. Doch welche Probiotika haben einen wirklichen Nutzen bei MS? Was sagen die aktuellen Forschungsergebnisse zur Anwendung dieser nützlichen Bakterien bei MS‑Patienten?

Welche Probiotika bei MS?

Probiotika: Definition, Nutzen und Anwendungsbereiche. Bei MS‑Patienten können sie die Medikation ergänzen. Zu den Probiotika zählen beispielsweise Milchsäurebakterien, die in Kefir, Sauerkraut und Brottrunk vorkommen. Präbiotika, eine Form von Ballaststoffen, die in Vollkornprodukten, Wurzelgemüse, Lauchgewächsen, Artischocken und weiterem Gemüse vorkommen, helfen ebenfalls dabei, die Darmflora zu unterstützen.

Welche Darmbakterien bei MS?

Bei Menschen mit MS unterscheidet sich die Zusammensetzung des Darmmikrobioms teils deutlich von Gesunden. In mehreren Studien wurde eine erhöhte relative Häufigkeit von Akkermansia muciniphila beschrieben. Ob diese Veränderungen Ursache oder Folge der Erkrankung sind, ist offen. Aktuell wird Akkermansia nicht als Probiotikum für MS empfohlen. PMC: iMSMS‑Kohorte (Cell 2022) zu Darmmikrobiom‑Unterschieden.

Was wirkt entzündungshemmend bei MS?

Neben dem Einsatz eines deklarierten Probiotika‑Produkts gibt es auch bestimmte Substanzen, die entzündungsmodulierend bei Multipler Sklerose wirken können. Dazu gehören Omega‑3‑Fettsäuren wie Alpha‑Linolensäure (ALA), Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), die vor allem in Fisch vorkommen, sowie eine insgesamt antioxidativ geprägte, pflanzenbetonte Kost.

Welche Nahrungsergänzungsmittel helfen bei MS?

Für eine entzündungsbewusste Ernährung sind die Vitamine A, C und E sowie Beta‑Karotin und die Spurenelemente Selen und Zink relevant. Vitamin D sollte nach ärztlicher Rücksprache individuell dosiert werden; die tolerierbare Obergrenze für Erwachsene liegt bei 100 µg/Tag (4.000 IE). EFSA 2023: Vitamin‑D‑Bewertung mit UL 100 µg/Tag.

Welche Naturheilmittel bei MS?

Eine vorwiegend pflanzliche, ballaststoffreiche Kost, ergänzt um Omega‑3‑Quellen (z. B. 2×/Woche fetter Fisch oder Algenöl), kann das Entzündungsmilieu günstig beeinflussen. Pflanzenöle wie Raps- oder Leinöl liefern ALA und passen gut in den Alltag.

Quellen & weiterführende Links

  1. Kouchaki E et al. Clinical Nutrition. 2017;36(5):1245–1249. RCT zu Multi‑Stamm‑Probiotika bei MS. PubMed‑Eintrag.
  2. Rahimlou M et al. Frontiers in Neuroscience. 2022;16:901846. RCT zu Multi‑Stamm‑Probiotika; Entzündungsmarker. Volltext auf PMC.
  3. Motlagh Asghari K et al. Scientific Reports. 2023;13:18577. RCT zu Saccharomyces boulardii. Volltext auf PMC.
  4. Food & Function (2021): Wirksamkeit von Probiotika bei MS (präklinisch + RCTs). Artikel bei RSC.
  5. iMSMS‑Kohorte (Cell, 2022): Akkermansia muciniphila häufiger bei unbehandelter MS. Volltext auf PMC.
  6. EFSA (2023): Obergrenze Vitamin D 100 µg/Tag für Erwachsene. EFSA‑Gutachten Vitamin D.
  7. EFSA (2012): Sicherheit von EPA/DHA – bis ~5 g/Tag bei Erwachsenen. EFSA‑Gutachten EPA/DHA.
  8. Hinweis Sicherheit S. boulardii in Kliniksituationen (Inzidenzstudie). PubMed‑Übersicht zu fungämischen Komplikationen.

Disclaimer: Dieser Beitrag ersetzt keine individuelle medizinische Beratung oder Behandlung. Nahrungsergänzungsmittel können sinnvoll unterstützen, sind aber kein Ersatz für verordnete Therapien.

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