Shilajit und Kortikosteroide (Prednisolon, Dexamethason, Hydrocortison)
Leila WehrhahnAktualisiert:Shilajit ist ein naturbelassenes, mineral- und huminstoffreiches Harz, das in der Ayurveda seit Jahrhunderten eingesetzt wird. Moderne Analysen zeigen, dass es vor allem aus Huminsäuren (u. a. Fulvinsäuren) sowie Mineralien besteht; die genaue Zusammensetzung variiert je nach Herkunft und Aufbereitung. (5)
Kortikosteroide wie Prednisolon, Dexamethason und Hydrocortison sind potente entzündungshemmende Arzneimittel, die über das körpereigene Cortisol-System – die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-(HPA)-Achse – wirken. Eine zentrale Frage ist, ob Shilajit, dem adaptogene Effekte zugeschrieben werden, die HPA-Achse beeinflussen und damit die Wirkung oder Nebenwirkungen von Kortikosteroiden verändern kann. Diese potenzielle Interaktion wird im Folgenden evidenzbasiert erläutert. Für einen Überblick zu Shilajit selbst lesen Sie auch unseren Beitrag zu Wirkungen von Shilajit.
Shilajit und Kortikosteroide greifen beide in das Cortisol-System ein. Eine direkte klinische Wechselwirkung ist nicht belegt, theoretisch aber plausibel.
Mechanismus der möglichen Interaktion
Kortikosteroide hemmen über negative Rückkopplung die HPA-Achse und können bei längerfristiger, höherer Dosierung zu einer Unterdrückung der Nebennierenfunktion führen. Dies ist in aktuellen Fachleitlinien ausführlich beschrieben. (2)
Shilajit enthält u. a. Fulvinsäuren und Dibenzo-α-Pyrone. Tierexperimentelle Daten deuten darauf hin, dass Shilajit bei Stress die HPA-Achse modulieren kann: In einem Rattenmodell wurden stressbedingte Veränderungen der Kortikosteronspiegel und Nebennierenparameter normalisiert. (1)
In einer placebokontrollierten Humanstudie erhöhte Shilajit (250 mg, 2× täglich, 90 Tage) bei gesunden Männern sowohl Gesamt- als auch freies Testosteron sowie DHEA-S – ein Nebennierenandrogen. Ein direkter Effekt auf Cortisol wurde dort nicht erhoben. (3)
Pharmakokinetisch werden viele systemische Kortikosteroide über CYP3A4 verstoffwechselt (z. B. Prednisolon). Für Shilajit selbst gibt es derzeit keine belastbaren Daten zur Hemmung/Induktion von CYP3A4 oder P‑Glykoprotein; konkrete pharmakokinetische Interaktionen sind daher bislang spekulativ. (6)
Shilajit kann die Stressachse in Tiermodellen modulieren; Steroide unterdrücken sie. Klinische Daten zur direkten Wechselwirkung fehlen.
Klinische Evidenz
Direkte Studien zu Shilajit und Kortikosteroid liegen – nach heutigem Kenntnisstand – nicht vor. Die verfügbaren Daten sind indirekt:
- Tiermodell: Shilajit normalisierte Stressmarker der HPA-Achse und mitochondriale Parameter. (1)
- Humanstudie: Anstieg von Testosteron und DHEA-S nach 90 Tagen Shilajit; Cortisol wurde nicht gemessen. (3)
- Glukokortikoide: Leitlinien belegen die dosis- und dauerabhängige HPA-Unterdrückung, betonen vorsichtiges Ausschleichen und Monitoring. (2)
- Auch lokale Steroide können – selten – die HPA-Achse beeinflussen, was die Empfindlichkeit des Systems unterstreicht. (4)
Zusammengefasst: Es gibt eine theoretische Interaktion über die gemeinsame Wirkung auf die HPA-Achse, aber keine klinischen Daten, die eine relevante Wirkverstärkung oder -abschwächung der Kortikosteroide durch Shilajit belegen.
Es existieren keine Studien zur Kombination. Hinweise stammen aus Tierdaten und endokrinologischen Leitlinien zur Steroidtherapie.

Shilajit Kapseln
Risikobewertung
Aspekt | Bewertung |
---|---|
Schweregrad potenzieller Interaktion | Gering bis moderat (theoretisch), v. a. bei Langzeit‑/Hochdosis‑Steroidtherapie und während des Ausschleichens |
Wahrscheinlichkeit | Unbekannt (mangelnde Humanstudien) |
Besonders gefährdet | Patienten beim Steroid‑Ausschleichen, mit Nebenniereninsuffizienz‑Risiko, multimorbide Patienten |
Produktqualität ist ein weiterer Faktor: Die Zusammensetzung von Shilajit variiert deutlich; Analysen beschreiben hohe Anteile an Huminsubstanzen, aber auch Spurenelemente/Schwermetalle, teils innerhalb, teils über empfohlenen Grenzwerten. (5)
Fazit: Klinisch relevante Interaktionen sind nicht belegt, doch aufgrund der HPA-Achse ist bei sensiblen Phasen (z. B. Tapering) Vorsicht angezeigt.
Praxisempfehlungen
- Arzt absprechen: Vor Beginn von Shilajit während einer systemischen Steroidtherapie immer ärztlich Rücksprache halten – insbesondere bei Dexamethason (lange Wirkdauer) und bei Tapering‑Plänen. (2)
- Timing: Gibt es nach Freigabe keine Gegenindikation, starten Sie Shilajit nicht zeitgleich mit dem Ausschleichen. Beginnen Sie frühestens, wenn die Erhaltungsdosis stabil ist und die klinische Lage unauffällig.
- Laborkontrollen: Bei geplanter endokrinologischer Diagnostik (z. B. morgendliches Cortisol, Funktionstests) Shilajit zuvor pausieren, um potenzielle Einflussfaktoren zu minimieren. (2)
- Beobachtung: Achten Sie auf Zeichen einer Nebennierenunterfunktion beim Tapering (Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, Blutdruckabfall) und auf typische Steroid‑Nebenwirkungen (Blutzucker, Blutdruck, Infektionsanfälligkeit). (2)
- Qualität & Sicherheit: Nutzen Sie nur gereinigte Shilajit Produkte mit Analysenzertifikat (Schwermetalle/Mikrobiologie). (5)
- Abstand zu Arzneien: Auch ohne belegte PK‑Interaktionen ist ein Einnahmeabstand von ca. 2 Stunden zu Medikamenten praxisüblich, um Resorptionskonflikte zu vermeiden.
- Alternativen prüfen: Bei Stressmanagement bevorzugen Sie evidenzbasierte Maßnahmen (Schlaf, Bewegung, psychologische Verfahren); Supplemente sollten ärztlich geprüft werden.
Mehr zu potenziellen Ergänzungsmittel‑Interaktionen finden Sie in unserem Beitrag Shilajit: Wechselwirkungen sowie zu möglichen unerwünschten Effekten unter Shilajit: Nebenwirkungen.
Während einer Steroidtherapie Shilajit nur nach ärztlicher Freigabe nutzen, nicht während des Ausschleichens starten und Laborphasen ggf. pausieren.
Fazit
Shilajit und Kortikosteroide wirken – wenn auch auf unterschiedliche Weise – auf die HPA‑Achse. Während für Steroide belastbare Leitlinien zur HPA‑Unterdrückung existieren, sind klinische Daten zu Shilajit‑Steroid‑Interaktionen derzeit nicht verfügbar. Die Interaktion bleibt daher theoretisch plausibel, aber unbewiesen. Wer Shilajit unter Prednisolon, Dexamethason oder Hydrocortison einnehmen möchte, sollte dies ärztlich abstimmen, die Einnahmezeiten planen und bei Tapering besondere Vorsicht walten lassen. Weitere Hintergrundinformationen finden Sie in unserem Überblick zu Shilajit: Wirkung.
Medizinischer Haftungsausschluss
Wichtiger Hinweis: Diese Informationen ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Konsultieren Sie vor der Einnahme von Shilajit zusammen mit Kortikosteroiden (Prednisolon, Dexamethason, Hydrocortison) immer Ihren Arzt oder Apotheker. Jeder Organismus reagiert unterschiedlich auf Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente.