Probiotika bei Colitis Ulcerosa: Welche sind die Besten?

Leila WehrhahnAktualisiert:
Probiotika bei Colitis Ulcerosa: Welche sind die Besten?

Colitis ulcerosa ist belastend – Probiotika können für manche Betroffene ein hilfreiches Add‑on sein. Damit Sie fundiert entscheiden können, fasst dieser Beitrag die wichtigsten Stämme, die Evidenzlage und eine sichere Anwendung zusammen. Die bestehenden Arten von Probiotika und unsere Hintergrundinfos zu „Was sind Probiotika?“ behalten wir bei und ordnen sie neu ein.

Kurzfazit für Eilige

Was Sie über Colitis ulcerosa und Probiotika wissen sollten

Wichtig ist die Einordnung in zwei Behandlungsziele: Während eines Schubs (Induktion) steht die Entzündungs­kontrolle durch die Standardtherapie im Vordergrund; Probiotika werden hier, wenn überhaupt, ergänzend getestet. Im Remissionserhalt zielen Probiotika darauf ab, stabile Phasen zu verlängern. Zweitens zählt bei Probiotika die Stamm‑Spezifik: Aussagen wie „Probiotika helfen bei CU“ sind zu allgemein. Drittens braucht es realistische Erwartungen: Die Evidenz reicht von gut über moderat bis begrenzt – je nach Stamm, Mischung und Ziel. Und schließlich gilt: Nahrungsergänzungsmittel können positiv unterstützen, ersetzen aber keine ärztliche Therapie.

🔍 Kurz zusammengefasst

Denken Sie in Zielen (Schub vs. Remission) und in Stämmen statt „Probiotika allgemein“. Probiotika können ergänzen, nicht ersetzen.

Wenn klar ist, warum der stamm­spezifische Ansatz wichtig ist, stellt sich die Frage: Welche Stämme kommen konkret infrage? Das zeigt der nächste Abschnitt.

Welche Probiotika werden bei Colitis ulcerosa eingesetzt?

E. coli Nissle 1917 (EcN)

Ziel: vor allem Remissionserhalt. Evidenz: moderat; in Studien für den Remissionserhalt teils ähnlich effektiv wie Mesalazin, für die Schub‑Induktion begrenzt. Dosishinweis: je nach Produkt; in Deutschland z. B. einschleichend starten (1 Kapsel/Tag an 1–4 Tagen), dann 2 Kapseln/Tag; pro Kapsel im Bereich von ca. 2,5–25 Mrd. KBE (je nach Produktvariation). Dauer für Praxistest: 8–12 Wochen.

Multi‑Stamm‑Präparate (Lactobacillus/Bifidobacterium)

Ziel: Add‑on bei mild–moderater Aktivität oder Remissionserhalt. Evidenz: variabel (mischungsabhängig) – einzelne Formulierungen zeigen Nutzen als Ergänzung. Dosishinweis: nach Herstellerangaben, auf ausreichende KBE (typisch ≥ 109–1010/Tag) achten. Dauer für Praxistest: 8–12 Wochen.

Lactobacillus rhamnosus GG (LGG)

Ziel: selektiv als Add‑on; Evidenz: gemischt, einzelne Studien zeigen Signale, die Datenlage ist nicht konsistent. Dosishinweis: häufig 109–1010 KBE/Tag, nach Herstellerangabe. Dauer für Praxistest: 8–12 Wochen.

Saccharomyces boulardii

Ziel: Add‑on in ausgewählten Situationen; Evidenz: begrenzt bei CU. Dosishinweis: nach Herstellerangaben (häufig 250–500 mg/Tag). Hinweis: bei starker Immunsuppression und bei zentralem Venenkatheter nur nach ärztlicher Rücksprache.

Stamm/Präparat Ziel Evidenz Dosishinweis Wichtige Hinweise
E. coli Nissle 1917 Remissionserhalt Moderat Produktabhängig; 8–12 Wochen testen Strain‑Deklaration, KBE, Lagerung prüfen
Multi‑Stamm (Lacto/Bifido) Mild–moderat, Add‑on Variabel Nach Hersteller; 8–12 Wochen testen Qualität/KBE entscheidend
L. rhamnosus GG Ausgewählte Add‑on‑Situationen Gemischt Nach Herstellerangabe Nutzen individuell
S. boulardii Add‑on Begrenzt Nach Herstellerangabe Vorsicht bei Immunsuppression

Wenn klar ist, welche Stämme infrage kommen, stellt sich die Frage nach der richtigen Anwendung – dazu im nächsten Abschnitt mehr.

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Anwendung in der Praxis: Schritt‑für‑Schritt

So testen Sie Probiotika sicher und strukturiert.

  1. Auswahl: Ziel definieren (Schub vs. Remission) und 1 Produkt mit passender Evidenz auswählen. Interne Grundlagen auffrischen mit „Was sind Probiotika?“ – Grundlagenartikel.
  2. Start (Woche 0–2): Verträglichkeit prüfen; Begleitsymptome dokumentieren (Stuhlfrequenz, Blut, Schmerzen, Drang, Allgemeinbefinden).
  3. Evaluationsphase (Woche 3–8/12): Nur ein Probiotikum gleichzeitig; keine parallelen Produktwechsel. Alltagsfaktoren (Ernährung, Stress) möglichst konstant halten.
  4. Entscheidung: Bei spürbarer, dokumentierter Besserung fortführen; ohne Effekt oder bei Verschlechterung pausieren und ärztlich besprechen.
  5. Abbruch/Arztkontakt: Fieber, zunehmendes Blut im Stuhl, rascher Gewichtsverlust, ausgeprägte Müdigkeit oder starke Schmerzen → sofort ärztlich abklären.

Nachdem die Anwendung klar ist, lohnt der Blick auf Ernährung und Lebensstil – denn beides beeinflusst die Symptomkontrolle im Alltag.

Ernährung & Lebensstil: Was oft hilft, was triggern kann

Im Schub

  • Schonend essen: wenig unlösliche Ballaststoffe, kleine Portionen, genügend Flüssigkeit/Elektrolyte.
  • Individuelle Unverträglichkeiten respektieren; sehr scharf, stark fettig, hoher Zuckeranteil und Alkohol eher meiden.

In Remission

  • Ballaststoffe langsam steigern; präbiotikareiche Lebensmittel (z. B. Hafer, Bananen, Zwiebeln) behutsam testen.
  • Bewegung, Stressmanagement und ausreichend Schlaf einplanen.

Individuelle Trigger erkennen (Tagebuch)

Führen Sie 2–4 Wochen ein Ernährungs‑ und Symptomtagebuch: Was, wann, Menge, Symptome (0–10), Stuhlform (Bristol‑Skala), Stress/Schlaf. Muster mit dem Behandlungsteam besprechen.

Mit Blick auf die Alltagspraxis ist nun die Frage der Sicherheit und Qualität von großer Bedeutung.

Sicherheit und Qualität

  • Wer vorsichtig sein sollte: Stark immunsupprimierte Personen, Menschen mit zentralem Venenkatheter oder schweren Herzklappenfehlern – Probiotika nur nach ärztlicher Freigabe.
  • Qualitätsmerkmale: eindeutige Strain‑Bezeichnung (z. B. „E. coli Nissle 1917“), KBE bis zum Ende der Haltbarkeit, sachgerechte Lagerung (Kühlkette, Lichtschutz), Prüfberichte seriöser Anbieter.
  • Interaktionen/Timing: Bei gleichzeitigen Antibiotika‑Therapien Probiotika zeitversetzt (z. B. ≥2 Stunden) einnehmen.
  • Rechtlicher Hinweis (DE/EU): Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel – sie unterstützen die tägliche Ernährung.

Häufige Einzelfragen klären wir im nächsten Abschnitt kompakt.

Häufige Fragen (FAQ)

Wie lange sollte ich ein Probiotikum testen?

Planen Sie 8–12 Wochen ein. Ohne spürbare Besserung: absetzen und Alternativen mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin besprechen.

Kann ich Probiotika mit Mesalazin kombinieren?

Ja, häufig als Add‑on. Die Standardtherapie bleibt bestehen; Änderungen bitte nur ärztlich abstimmen.

Welche Rolle spielen Bifidobakterien und Laktobazillen?

Zahlreiche Mischungen mit Lactobacillus/Bifidobacterium zielen auf Remissionserhalt oder milde Aktivität ab. Achten Sie auf klare Stamm‑Angaben und ausreichende KBE.

Was verschlimmert Colitis ulcerosa?

Trigger sind individuell. Häufig berichten Betroffene über Probleme mit Alkohol, sehr scharfen Speisen, stark verarbeiteten Zucker‑/Weißmehlprodukten. Ein Tagebuch hilft, persönliche Muster zu erkennen.

Probiotika während eines Schubs?

Möglich als ergänzender Versuch in milderen Situationen – Priorität hat aber die leitliniengerechte Schubtherapie. Sicherheit und Verträglichkeit stehen an erster Stelle.

Therapie im Überblick (medizinischer Kontext)

Zur Einordnung: In der Standardtherapie werden je nach Schweregrad u. a. 5‑Aminosalicylate (Mesalazin), Kortikosteroide (für den Schub), Immunmodulatoren (z. B. Azathioprin), Biologika und JAK‑Inhibitoren eingesetzt. Probiotika werden – positiv und praxisnah – als ergänzender Baustein verstanden, insbesondere im Remissionserhalt oder wenn 5‑ASA nicht vertragen wird.

🔍 Kurz zusammengefasst

Probiotika ergänzen die ärztliche CU‑Therapie, ersetzen sie aber nicht. Im Remissionserhalt sind E. coli Nissle 1917 und ausgewählte Mischungen am besten untersucht.

Zum Vertiefen finden Sie im nächsten Abschnitt hochwertige Quellen, die die Einordnung unterstützen.

Quellen und weiterführende Links

  1. DGVS S3‑Leitlinie Colitis ulcerosa (Living Guideline 2024/2025)
  2. ECCO Guidelines on Therapeutics in Ulcerative Colitis – Medical Treatment (2022)
  3. AGA Guideline: Role of Probiotics in GI Disorders (2020)
  4. Cochrane Review: Probiotics for maintenance of remission in UC (2020)
  5. Cochrane Review: Probiotics for treatment of active UC (2019/2020‑Suche)
  6. ESPEN Guideline on Clinical Nutrition in IBD – Update (2023)
  7. Kruis et al. 2004: EcN vs. Mesalazin für Remissionserhalt (Äquivalenz)
  8. Meta‑Analyse: VSL#3 als Add‑on bei aktiver UC (2014)

Disclaimer: Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und ersetzt keine individuelle medizinische Beratung. Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel und keine Arzneimittel. Bei Warnzeichen (Fieber, anhaltend blutiger Durchfall, rascher Gewichtsverlust, starke Schmerzen) bitte umgehend ärztlich vorstellen.

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Haftungsausschluss: Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt worden und dienen nur zu Informationszwecken. Sie sind kein Ersatz für eine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenden Sie sich bei Fragen zu Ihrem Gesundheitszustand immer an Ihren Arzt oder einen anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister.