MSM bei Arthrose-Schmerzen
Leila WehrhahnAktualisiert:
Was ist MSM?
MSM (Methylsulfonylmethan) ist eine organische Schwefelverbindung, die in kleinen Mengen in Lebensmitteln vorkommt. Schwefel ist Bestandteil von Aminosäuren, Enzymen und Bindegewebe. Theoretisch kann MSM entzündliche Prozesse modulieren und damit Beschwerden günstig beeinflussen. Klinische Belege für strukturaufbauende Effekte am Knorpel fehlen bisher; der Nutzen bezieht sich vor allem auf Symptome wie Schmerz und Steifigkeit.
MSM liefert organischen Schwefel und kann Entzündungen dämpfen. Für den Aufbau von Knorpel gibt es aktuell keinen gesicherten Beleg.
Herkunft, chemische Einordnung, natürliche Quellen
MSM ist das oxidierte Derivat von DMSO (Dimethylsulfoxid) und wird für Nahrungsergänzungen synthetisch hergestellt. In geringen Mengen findet man MSM in frischem Obst und Gemüse, Milch und Fleisch. Als Supplement ist es geruchsneutral und gut löslich.
Wirkt MSM bei Arthrose?
Hier geht es um die Kernfrage: Lässt sich mit MSM bei Arthrose messbar etwas erreichen? Studien zeigen Hinweise auf eine moderate Symptomlinderung (Schmerz, Steifigkeit, Funktion) vor allem bei Kniearthrose. Die Effekte sind jedoch uneinheitlich und oft in kleinen, kurzdauernden Studien erhoben.
Evidenz in Kürze (Studienlage, Endpunkte, Qualität)
Population | Design/Dauer | Dosis | Endpunkte | Ergebnis (Kurz) | Quelle |
---|---|---|---|---|---|
Kniearthrose, Erwachsene | RCT, 12 Wochen | 3,375 g/Tag | WOMAC, VAS, SF‑36 | Bessere Funktion und Gesamtscore; Schmerztrend, teils nicht signifikant vs. Placebo | [1] |
Kniearthrose, Erwachsene | Pilot‑RCT, 12 Wochen | 6,0 g/Tag | WOMAC Schmerz/Funktion | Signifikante Verbesserungen bei Schmerz und Funktion vs. Placebo | [2] |
Kniearthrose, Erwachsene | RCT, 12 Wochen | Glucosamin 1,5 g + MSM 1,5 g/Tag | VAS, Lequesne, Funktion | Kombination > Einzelgaben; Limitationen im Design | [3] |
Gesunde mit milden Knieschmerzen | RCT, 12 Wochen | 2,0 g/Tag | JKOM, VAS | Verbesserung der kniebezogenen Lebensqualität | [4] |
Systematische Bewertungen ordnen den Gesamtnutzen als begrenzt ein; in Meta‑Analysen waren die Effekte teils klein und klinisch grenzwertig, mit heterogener Studienqualität. Große Leitlinien nennen MSM entweder gar nicht oder sehen keine belastbare Empfehlung aufgrund unzureichender Evidenz. [5] [6] [7] [8]
Es gibt Hinweise, dass MSM Schmerzen und Steifigkeit bei Kniearthrose lindern kann. Die Datenbasis ist klein und uneinheitlich; Leitlinien empfehlen MSM nicht explizit.
Für wen ist MSM sinnvoll?
- Sinnvoll als ergänzende Option bei leichten bis moderaten Arthrosebeschwerden, wenn Basismaßnahmen (Bewegung, Gewichtsmanagement) umgesetzt sind oder Medikamente nicht vertragen werden.
- Weniger geeignet bei schweren, stark progredienten Verläufen mit deutlicher Funktionseinschränkung – hier stehen ärztliche Therapien im Vordergrund.
- Erwartung: Wirkungseintritt meist nach 2–6 Wochen; Linderung oft im moderaten Bereich. Bleibt nach 6–8 Wochen trotz ausreichender Dosis kein Nutzen, ist ein Absetzen sinnvoll.

MSM Kapseln
Dosierung & Anwendung
Studien nutzten Tagesdosen zwischen 1,5 und 6,0 g über 12 Wochen. In einer Studie wurde die Einnahme mit Mahlzeiten empfohlen und kurz vor dem Schlafengehen vermieden. [1] Orientieren Sie sich an „Start low, go slow“ und prüfen Sie die Wirkung strukturiert.
Einstieg, Steigerung, Einnahmezeitpunkt
Praktischer Dosierungsleitfaden
- Woche 1: 500 mg–1,0 g/Tag (Verträglichkeit prüfen)
- Woche 2–3: Steigern auf 2,0 g/Tag in 2–3 Portionen
- Optional: Bis 3,0 g/Tag steigern, wenn gut verträglich und Nutzen ausbaufähig
- Nach 6 Wochen: Wirkung objektiv prüfen (Schmerztagebuch/0–10‑Skala)
- Timing: Auf 2–3 Gaben verteilt; mit Essen oft besser verträglich.
- Dauer: Erste Bilanz nach 6 Wochen; bei Nutzen Weiterführung über 12 Wochen und erneute Bewertung.
Langsam einschleichen, auf 2–3 Portionen verteilen und nach 6 Wochen nüchtern prüfen: hilft es spürbar?
Pulver vs. Kapseln – Vor- und Nachteile
- Pulver: flexible Dosierung, neutraler Geschmack leicht bitter; ideal bei hohen Dosen.
- Kapseln/Tabletten: praktische Fixdosis, gute Handhabung; auf Füllstoffe achten.
- Bioverfügbarkeit: Für MSM sind Pulver und Kapseln gleichermaßen geeignet; entscheidend sind Reinheit und Dosis.
Sicherheit, Nebenwirkungen & Wechselwirkungen
MSM gilt in verfügbaren Human- und Tierdaten als gut verträglich. Häufige, meist milde Nebenwirkungen: Magen‑Darm‑Beschwerden (z. B. Blähungen), Kopfschmerzen, selten Hautreaktionen. Langzeitdaten sind begrenzt; toxikologische Studien zeigen hohe Sicherheitsmargen. [9] [10] [11]
- Besondere Vorsicht bei Schwangerschaft/Stillzeit, schweren Leber‑/Nierenerkrankungen.
- Wechselwirkungen: Für gängige Antikoagulanzien wie Warfarin sind keine gesicherten Interaktionen bekannt; wegen individueller Risiken vorab ärztlich abklären. [9]
- Injektionen: Intraartikuläre Anwendungen mit MSM sind nicht etabliert. Tierdaten und experimentelle Ansätze sind nicht mit Nahrungsergänzung gleichzusetzen. [12]
MSM ist meist gut verträglich. Klären Sie Einnahme bei besonderen Risiken ärztlich ab und verwechseln Sie Nahrungsergänzung nicht mit Injektionstherapien.
Produktqualität & Kaufcheckliste
Achten Sie auf Reinheit (z. B. Destillation), Chargen‑Laborberichte, GMP/ISO‑Zertifizierung, transparente Dosierung pro Kapsel/Portion sowie vegane und allergenarme Rezepturen. Markenrohstoffe wie OptiMSM sind ein Qualitätsmerkmal, ohne dass daraus automatisch eine klinische Überlegenheit folgt. Mehr zu OptiMSM lesen.
Wichtiger als die Darreichungsform sind Reinheit, Zertifikate und klare Dosierungsangaben.
Kombinationen & Alltagstipps
MSM kann mit anderen Bausteinen kombiniert werden. Studien deuten auf additive Effekte mit Glucosamin/Chondroitin hin, allerdings empfehlen große Leitlinien diese Stoffe teils nicht mehr routinemäßig – setzen Sie Kombinationen daher individuell und probeweise ein. [3] [6] [7]
- Vitamin C unterstützt die Kollagensynthese; in einer ausgewogenen Ernährung meist ausreichend.
- Lebensstil: Regelmäßige, gelenkschonende Aktivität (z. B. zügiges Gehen, Rad, Aquafitness), 2–3×/Woche Krafttraining (Beinachse, Hüft‑/Rumpfmuskulatur), tägliche Beweglichkeitsübungen.
- Ernährung: Entzündungsarme Kost mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Olivenöl; Omega‑3‑Quellen nutzen – ergänzend sind Omega‑3‑Kapseln eine Option.
- Monitoring: Wöchentlich Schmerz 0–10 und Morgensteifigkeit dokumentieren; nach 6 Wochen Bilanz ziehen.
„Nach vier Wochen 2 g/Tag merkte ich morgens weniger Steifigkeit.“ – Erfahrungsbericht, subjektiv; ersetzt keine Studien.
Wann zum Arzt? Rote Flaggen
- Plötzliche starke Schwellung, Rötung, Überwärmung des Gelenks
- Fieber, starker nächtlicher Schmerz oder rasch zunehmende Beschwerden
- Neu auftretende ausgeprägte Bewegungseinschränkung oder Fehlstellung
- Trauma/Unfall, Verdacht auf Gicht/Infektion
- Geplante Operation, Einnahme von Antikoagulanzien oder vielen Dauermedikamenten
Häufige Fragen (FAQ)
Wie messe ich, ob MSM bei mir wirkt?
Führen Sie ein Schmerztagebuch (0–10) und notieren Sie Morgensteifigkeit und Aktivitäten. Prüfen Sie nach 6 Wochen, ob sich Schmerz/Funktion spürbar (z. B. ≥2 Punkte) verbessert haben.
Mit welchen Medikamenten kann es Wechselwirkungen geben?
Gesicherte Interaktionen sind selten dokumentiert. Bei Antikoagulanzien, geplanter OP oder vielen Dauermedikamenten gilt: vorher ärztlich abklären. [9]
Gibt es Unterschiede zwischen Markenrohstoffen?
Marken wie OptiMSM stehen für definierte Reinheits‑ und Herstellungsprozesse (Destillation). Eine überlegene klinische Wirksamkeit gegenüber anderen reinen MSM‑Produkten ist nicht belegt. Hintergründe zu OptiMSM
Pulver oder Kapseln – was passt besser?
Pulver erlaubt flexible Dosierung, Kapseln sind bequemer. Entscheidend sind Reinheit, geprüfte Qualität und ausreichende Tagesdosis.
Wann sollte ich MSM wieder absetzen?
Wenn nach 6–8 Wochen in ausreichender Dosis kein Nutzen erkennbar ist oder Nebenwirkungen auftreten, beenden Sie die Einnahme und besprechen Sie Alternativen.
Hilft MSM, Knorpel „aufzubauen“?
Mechanistisch plausibel, klinisch jedoch nicht belegt. Ziel ist primär Symptomlinderung, nicht Strukturänderung.
Fazit
MSM ist eine vernünftige ergänzende Option für einige Menschen mit leichter bis moderater Arthrose, besonders wenn Basismaßnahmen umgesetzt sind. Erwarten Sie eine moderate Linderung von Schmerz/Steifigkeit innerhalb von 2–6 Wochen und prüfen Sie den Nutzen objektiv. Große Leitlinien sehen die Evidenz weiterhin als begrenzt – daher MSM als Ergänzung und nicht als Ersatz bewährter Maßnahmen nutzen. [5] [6] [8]
Quellen
- Debbi R et al. Efficacy of methylsulfonylmethane supplementation on osteoarthritis of the knee: randomized, double‑blind, placebo‑controlled, 12 Wochen; Dosis 3,375 g/Tag; Endpunkte WOMAC/VAS. PMC‑Volltext.
- Kim LS et al. Efficacy of MSM in osteoarthritis pain of the knee: Pilot‑RCT, 12 Wochen; Dosis 6 g/Tag; signifikante Verbesserungen in WOMAC Schmerz/Funktion. Osteoarthritis and Cartilage.
- Usha PR, Naidu MU. Randomised, Double‑Blind Study of Glucosamine, MSM und Kombination bei Kniearthrose; 12 Wochen; Kombination mit stärkerem Effekt; methodische Limitationen. Clinical Drug Investigation.
- Toguchi A et al. MSM verbessert kniebezogene Lebensqualität bei Gesunden mit milden Knieschmerzen; RCT, 12 Wochen; 2 g/Tag; nutzt OptiMSM als Rohstoff. Nutrients.
- Brzycki S et al. Meta‑Analyse zu DMSO/MSM bei Kniearthrose: insgesamt kleine, teils nicht klinisch bedeutsame Effekte; Evidenz begrenzt. Pain Research and Treatment.
- 2019 Guideline der American College of Rheumatology/Arthritis Foundation (ACR/AF): starke Empfehlungen gegen Glucosamin/Chondroitin; MSM nicht empfohlen mangels Evidenz. Guideline‑Übersicht.
- Vergleich ACR/AF, OARSI 2019, VA/DoD 2020: Nahrungsergänzungen insgesamt mit schwacher/uneinheitlicher Evidenz; MSM ohne klare Empfehlung. Aktuelle Übersicht.
- RACGP Guideline (Australien): Für/gegen MSM keine Empfehlung möglich; Evidenz sehr niedrig; Dosis in Studien 1,5–6 g/Tag. RACGP – Nutraceuticals.
- Butawan M et al. Methylsulfonylmethane: Applications and Safety – Übersicht mit Sicherheitsprofil und GRAS‑Hinweisen. Nutrients (Review).
- Horvath K et al. Toxicity of MSM in rats: keine Toxizität bei hohen Dosen im Tiermodell. PubMed.
- Magnuson BA et al. Developmental toxicity study of MSM in rats: kein Hinweis auf teratogene Effekte. PubMed.
- Akpınar K et al. Orales MSM vs. intraartikuläre Vergleichstherapien im Ratten‑Modell der Sprunggelenksarthrose; experimentell, nicht auf Menschen übertragbar. Journal of Orthopaedic Research.
Mehr Hintergründe zu MSM bei Gelenkbeschwerden finden Sie in MSM bei Gelenkschmerzen. Informationen zu sinnvollen Kombinationen lesen Sie in MSM mit Glucosamin.