Bluttests für Langlebigkeit: Die wichtigsten Laborwerte, die Sie regelmäßig kontrollieren sollten

Leila WehrhahnAktualisiert:

Das Wichtigste in Kürze:

Für gesundes Altern zählen wenige, gut gewählte Bluttests. Basis: Nüchternglukose, HbA1c, Nüchterninsulin/HOMA‑IR, Lipidprofil plus ApoB, Lp(a) einmalig. Dazu hs‑CRP, Leber‑/Nierenwerte, Eisenstatus, TSH/fT4, Vitamin D/B12, Omega‑3‑Index. Meist jährlich testen, bei Risiko oder Therapie öfter. Trends sind wichtiger als Einzelwerte. Vorbereitung: 8–12 h nüchtern, morgens, 24–48 h kein Alkohol, keine harten Workouts. Ergebnisse ärztlich einordnen.

Warum Bluttests für Langlebigkeit wichtig sind

Zwei 50‑Jährige, äußerlich ähnlich fit, bei der Routinekontrolle: Person A hat ein normales LDL‑Cholesterin, aber sehr hohes ApoB und Lp(a) sowie ein schleichend steigendes HbA1c. Person B zeigt unauffällige Blutfette, stabile Glukosewerte und einen guten Omega‑3‑Index. Fünf Minuten Blutabnahme – doch die Risikoprofile unterscheiden sich dramatisch. Genau das ist das Versprechen moderner Labordiagnostik für gesundes Altern: nicht Trends der letzten Woche, sondern Risiken der nächsten Jahrzehnte sichtbar machen – Herz‑Kreislauf‑Erkrankungen, Diabetes, Demenz, Gebrechlichkeit.

Das Ziel ist nicht, exotischen Biomarkern hinterherzujagen, sondern die großen, evidenzbasierten Treiber Ihres Lebenszeit‑Risikos zu erkennen und systematisch zu senken. Und: Track, don’t guess. Einzelne Zahlen sind Momentaufnahmen – Verläufe über Monate und Jahre sind für Entscheidungen deutlich aussagekräftiger.

Hinweis: Dieser Artikel dient der gesundheitlichen Bildung und ersetzt keine ärztliche Beratung. Sprechen Sie Ihre persönliche Strategie mit Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt oder Internist/in ab.

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Wenige gut gewählte Bluttests zeigen Ihr Langzeitrisiko und helfen, wirksam zu handeln. Trends über die Zeit sind wichtiger als Einzelwerte.

Tipp: Eine kuratierte Übersicht relevanter Produkte für gesundes Altern finden Sie in unserer Longevity‑Collection.

Ihr persönlicher Testplan: Rhythmus nach Alter und Risiko

  • 25–39 Jahre: Einmaliger Basis‑Check; bei niedrigem Risiko alle 1–2 Jahre wiederholen.
  • 40–59 Jahre: Basis‑Check, dann jährlich; halbjährlich, wenn Werte auffällig sind oder aktiv optimiert werden.
  • 60+: Mindestens jährlich; halbjährlich bei aktiver Risikosteuerung oder Therapie.

Früher testen bei neuen Symptomen, Medikamentenwechseln, größeren Lebensstiländerungen oder neuen Informationen zur Familienanamnese. Für die Vergleichbarkeit möglichst dasselbe Labor nutzen, morgens nüchtern erscheinen und die Rahmenbedingungen (Schlaf, Sport, Alkohol) konstant halten.

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Starten Sie mit einem Basis‑Check und passen Sie die Frequenz an Ihr Risiko an. Gleiche Testbedingungen machen Trends verlässlich.

Die essenziellen Longevity‑Panels (Kernset)

Die folgende Übersicht deckt die häufig wichtigsten Bausteine ab – mit Zweck, Vorbereitung, typischer Wiederholung und Gesprächspunkten für den Fall von Auffälligkeiten.

Panel/Marker Was es misst Warum es zählt Vorbereitung Intervall
Nüchternglukose (mmol/L) Glukose im Nüchternzustand Frühe Stoffwechselentgleisung 8–12 h nüchtern jährlich; öfter bei Risikofaktoren
HbA1c (%) Ø‑Blutzucker der letzten 8–12 Wochen Diabetesrisiko, Verlaufskontrolle keine Nüchternpflicht jährlich; 3–6 Mon. bei Therapie
Nüchterninsulin (µU/mL) + HOMA‑IR Insulinspiegel/Insulinresistenz Frühzeichen für Prädiabetes 8–12 h nüchtern jährlich
Lipidprofil (Gesamt‑C, LDL‑C, HDL‑C, TG) Blutfette (mmol/L) Grundlage für Atheroskleroserisiko 8–12 h nüchtern ideal jährlich
ApoB (g/L) Teilchenzahl atherogener Lipoproteine Direkteres Maß der atherogenen Last keine Nüchternpflicht jährlich
Lp(a) (nmol/L) Genetischer, lebenslanger Risikomarker Unabhängiger Treiber von ASCVD/Aortenstenose keine Nüchternpflicht einmalig; erneute Messung bei Therapie/Erkrankung
hs‑CRP (mg/L) Niedriggradige Entzündung Kardiometabolisches Risikosignal Infekte/harte Workouts vermeiden jährlich; bei Auffälligkeit 3 Mon.
Leberwerte (ALT, AST, GGT, ALP, Bilirubin) + FIB‑4 Leberzell-/Gallenaktivität, Fibroserisiko Fettleber/MASLD‑Screening Alkohol/Intensivsport vorher meiden jährlich
Kreatinin, eGFR; optional Cystatin C; UACR (Urin) Nierenfunktion/Albuminurie CKD‑Früherkennung, kardiovask. Risiko gute Hydrierung; Urin separat jährlich; öfter bei CKD‑Risiko
Ferritin, Eisen, Transferrin, TIBC, Transferrinsättigung Eisenstatus Mangel und Überladung sind schädlich Infekte abklingen lassen jährlich; nach Korrektur 8–12 Wochen
TSH, fT4 (± fT3) Schilddrüsenfunktion Einfluss auf Stoffwechsel, Stimmung, Lipide Thyroxin nach der Blutabnahme jährlich; bei Auffälligkeiten früher
25(OH)‑Vitamin D (nmol/L), Vitamin B12, Folat Nährstoffstatus Knochen, Nerven, Hämatopoese Biotin vorher pausieren (24–72 h) jährlich; nach Supplement 8–12 Wochen
Selen, Zink Spurenelemente Deutschland oft niedrig bei Selen keine Nüchternpflicht nach Indikation
Omega‑3‑Index (RBC, % EPA+DHA) Langfristiger Fettsäurestatus Herz‑/Entzündungsmodulation keine Nüchternpflicht alle 4–6 Monate
Calcium gesamt, Albumin (Korrektur), PTH Knochen‑/Mineralstoffwechsel Frakturrisiko, v.a. 50+ morgendliche Abnahme jährlich bei Risiko

Metabolische Gesundheit & glykämische Kontrolle

Nüchternglukose und HbA1c zeigen Glukoseexposition; Nüchterninsulin (mit HOMA‑IR) enttarnt frühe Insulinresistenz, oft bevor HbA1c kippt. Bei Verdacht auf Insulinresistenz kann ein 2‑Stunden‑OGTT Klarheit schaffen. Schlafmangel, akuter Stress, Infekte und hartes Training kurz davor können Werte verfälschen – daher 24–36 h vorab Ruhe und normale Schlafdauer anpeilen. Internationale Leitlinien (z. B. die jährlich aktualisierten Standards of Care der ADA) nutzen HbA1c sowohl diagnostisch als auch zur Verlaufskontrolle. Mehr zum Einfluss personalisierter Ernährung auf den Blutzucker lesen Sie in unserem Beitrag Personalisierte Ernährung & Blutzucker.

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Glukose + Insulin nüchtern liefern ein Frühwarnsystem. Für verlässliche Werte: nüchtern kommen, ruhig schlafen, keinen harten Sport am Vortag.

Mini‑Rechner: HOMA‑IR

Formel (SI‑Variante): HOMA‑IR = Nüchternglukose (mmol/L) × Nüchterninsulin (µU/mL) / 22,5. Grundlage: Matthews et al., Diabetologia 1985. Interpretation stets im Kontext; Grenzwerte sind populations‑ und methodenabhängig.

Lipide und atherogene Partikel

Das Standard‑Lipidprofil bleibt wichtig. Für das persönliche Risiko ist jedoch die Anzahl atherogener Partikel entscheidend – dafür steht ApoB (ein Molekül pro LDL/VLDL/IDL‑Partikel). Europäische Leitlinien sehen LDL‑C weiterhin als primäres Therapieziel, ApoB als sinnvolles Zusatz‑/Alternativziel in bestimmten Situationen. Die EAS empfiehlt, Lp(a) mindestens einmal im Leben zu messen, da genetisch determiniert und unabhängiger Risikotreiber. Für Vergleichbarkeit: 8–12 h fasten, 24–48 h keinen Alkohol. ApoB/Lp(a) benötigen kein Fasten, werden aber oft mit abgenommen.

Zur Gesamtrisiko‑Einordnung nutzen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt den europäischen Risiko‑Rechner (SCORE2). Zugang über die ESC CVD Risk Calculation App und die ESC/EAS‑Leitlinien.

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ApoB zählt die „gefährlichen“ Partikel direkter als LDL‑C. Lp(a) ist ein einmaliger, vererbter Risikomarker. Risiko immer im Gesamtkontext bewerten.

Entzündung & kardiovaskuläre Kontextmarker

hs‑CRP (hoch‑sensitives CRP) bildet niedriggradige Entzündung ab und ergänzt die Risikoeinschätzung. Nach Infekten oder sehr intensiven Trainingsphasen 1–2 Wochen zuwarten; sonst drohen falsch hohe Werte. Fibrinogen und Harnsäure können je nach Kontext zusätzliche Hinweise geben.

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hs‑CRP ist empfindlich – messen Sie nicht während oder kurz nach Infekten oder harten Workouts.

Lebergesundheit & Fettleber‑Risiko

ALT/AST/GGT/ALP und Bilirubin zeigen Leber‑ und Gallenaktivität. Bei Verdacht auf MASLD (früher NAFLD) hilft ein zweistufiges Vorgehen: erst einfache Scores wie FIB‑4, dann gegebenenfalls Elastographie oder kollagenbasierte Tests. Die neuen EASL–EASD–EASO‑Leitlinien (2024) empfehlen genau diese Pipeline.

Mini‑Rechner: FIB‑4

Formel: FIB‑4 = Alter (Jahre) × AST (U/L) / [Thrombozyten (109/L) × √ALT (U/L)]. Zur Orientierung, nicht diagnostisch alleine. Schwellen sind altersabhängig; Bestätigung mit Bildgebung/Biomarkern gemäß Leitlinie.

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Leber zuerst „einfach“ screenen (FIB‑4), bei Verdacht im zweiten Schritt gezielter abklären (z. B. Elastographie).

Nierenfunktion

Kreatinin und eGFR sind Standard; Cystatin C verbessert die Abschätzung besonders bei ungewöhnlicher Muskelmasse. Einmal jährlich der Albumin/Kreatinin‑Quotient (UACR) im Urin gehört bei Risiko dazu. Aktuelle Empfehlungen finden sich in der KDIGO‑Leitlinie 2024.

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eGFR + UACR früh erkennen stillen Nierenschaden. Cystatin C hilft bei unklarer Muskelmasse.

Eisenstatus

Ferritin zeigt Speicher an (Achtung: Akut‑Phase‑Reaktant), Transferrinsättigung die Verfügbarkeit. Sowohl Mangel als auch Überladung schaden. Bei Ferritin hoch und Transferrinsättigung >45 % HFE‑Genetik erwägen. Praxisnahe, regelmäßig aktualisierte Empfehlungen finden Sie z. B. bei Onkopedia (DGHO).

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Eisen im Gleichgewicht halten: Mangel beheben und Ursachen klären, Überladung sicher diagnostizieren und ärztlich behandeln.

Schilddrüse

TSH als Start, fT4 (± fT3) nach Befund. In der hausärztlichen Versorgung gelten konservative, altersadaptierte Vorgehensweisen (z. B. DEGAM S2k „Erhöhter TSH‑Wert“). Schilddrüsenmedikation am Blutabnahmetag erst nach der Abnahme einnehmen (sofern ärztlich nicht anders verordnet).

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TSH ist der Startpunkt. Befunde immer alters- und symptombezogen einordnen; Therapieentscheidungen in ärztlicher Hand.

Nährstoffstatus

25(OH)‑Vitamin D, Vitamin B12 (bei Grenzfällen ergänzt um Methylmalonsäure/Homocystein) und Folat sind die „Big Three“ fürs gesunde Altern; Selen und Zink nach individueller Lage. Die DGE gibt in Deutschland konservative Empfehlungen; das RKI fasst Versorgungsdaten verständlich zusammen. Achtung Biotin: 24–72 h vor bestimmten Immunoassays pausieren (wenn medizinisch unbedenklich).

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Nährstoffe gezielt prüfen statt „Gießkanne“. Nach Supplementen stets nachtesten und Überdosierungen vermeiden.

Fettsäuren

Der Omega‑3‑Index (EPA+DHA in Erythrozyten) spiegelt die letzten ~4 Monate wider. Forschung deutet auf einen Zusammenhang mit kardiovaskulärem Risiko hin; ein Re‑Test nach ~4 Monaten zeigt den Effekt von Ernährung/Supplementen. Überblicksarbeiten: z. B. Harris & von Schacky.

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Omega‑3‑Index ist ein praktischer Langzeitmarker. Ernährung zuerst anpassen, dann Wirkung kontrollieren.

Knochen/Calcium‑Phosphat (v. a. ab 50+)

Calcium (albuminkorrigiert), PTH und ggf. Marker des Knochenumbaus (P1NP, CTX) sind bei erhöhter Frakturgefahr oder Therapiebeginn hilfreich.

Erweiterte/optionale Panels – „Kontext vor Menge“

  • Sexhormone: Männer (Gesamt/frei‑Testosteron, SHBG, LH/FSH, sensitives Östradiol) – Frauen (Östradiol, Progesteron, LH/FSH, Prolaktin), Zyklustiming beachten.
  • IGF‑1: Marker für Wachstumssignale/Proteinaufnahme, konservativ interpretieren.
  • NT‑proBNP: Bei kardialen Symptomen/Risiko, kein generelles Screening; siehe ESC‑Herzinsuffizienz‑Leitlinien.
  • Autoimmunität/Zöliakie‑Serologie: symptom‑/anamnesegeleitet.
  • Biologische Alterstests (epigenetische „Clocks“): nützlich für Trends, begrenzte klinische Anwendbarkeit und methodische Variabilität; siehe z. B. methodische Hinweise.
  • ApoE‑Genotyp: nur mit Aufklärung (Demenzrisikokontext).
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Erweitern Sie nur, wenn Symptome, Therapieentscheidungen oder klare Fragen es rechtfertigen – „mehr“ ist nicht automatisch „besser“.

So funktioniert Testen in Deutschland (praktisch, Schritt für Schritt)

  1. Termin & Gespräch: Ziele mit Hausärztin/Hausarzt oder Internist/in besprechen; kurze Wunschliste mitbringen (siehe „Cheat Sheet“ unten).
  2. Kosten & Erstattung: Die GKV zahlt medizinisch indizierte Tests; Präventions‑Labore sind häufig IGeL. PKV: Police prüfen. Orientierung bietet der IGeL‑Monitor.
  3. Laborpfad: In Deutschland analysieren große regionale Labore (z. B. Synlab, LADR, Laborverbünde). Für Trends möglichst dasselbe Labor nutzen.
  4. Heimtests: Für einzelne Marker (z. B. Vitamin D) existieren CE‑gekennzeichnete Finger‑Prick‑Kits; Qualität variiert. Für Verlaufskontrollen sind ärztlich veranlasste venöse Abnahmen meist konsistenter. Grundlagen zur CE‑Kennzeichnung und IVD finden Sie beim BfArM.
  5. Datenschutz: Gesundheitsdaten sind besonders sensibel (DSGVO). Speichern Sie Labor‑PDFs in sicheren Apps/Clouds mit starker Verschlüsselung. Hilfreiche Hinweise bietet der BfDI.
🔍 Kurz zusammengefasst

Besprechen, planen, konsistent testen – und Ihre Daten sicher aufbewahren. Viele Präventions‑Tests sind IGeL (Selbstzahler).

Vorbereitung auf die Blutabnahme (maximale Genauigkeit)

  • 8–12 h nüchtern für Metabolik/Lipide; Wasser ist erlaubt.
  • 24–48 h kein Alkohol; 24–36 h keine intensiven Einheiten; normal schlafen.
  • Morgens (7–10 Uhr) abnehmen – hormonell/metabolisch konsistent.
  • Medikamente/Supplements: ärztlich abstimmen; Biotin wenn möglich pausieren; Thyroxin danach einnehmen.
  • Frauen: Zyklustag notieren und beim nächsten Mal konsistent wählen.

Labor verstehen: Referenzbereich vs. „optimal“ – und Trends

Referenzbereiche beschreiben eine Bevölkerung, nicht automatisch das individuelle Risikominimum. „Optimale“ Bereiche sind kontextabhängig und sollten mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt festgelegt werden. Entscheidend sind Trends über 6–12 Monate. Bedenken Sie biologische Variabilität (z. B. Woche‑zu‑Woche‑Schwankungen) und Labormethoden‑Unterschiede – deshalb möglichst beim selben Labor bleiben.

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Ein Wert allein ist selten entscheidend. Verläufe und der Gesamtkontext bestimmen Handlungen.

Von Zahlen zu Taten: Hebel mit hoher Wirkung

Insulinsensitivität verbessern

  • 2–3×/Woche Krafttraining; an den übrigen Tagen viele Schritte.
  • 7–9 h Schlaf, konstante Schlafenszeiten.
  • Ballaststoffe 25–40 g/Tag; Protein 1,2–1,6 g/kg/Tag gleichmäßig verteilt.
  • Temporärer Einsatz eines CGM kann Lerngewinne bringen – ärztliche Begleitung empfohlen.

Atherogene Partikel (ApoB/LDL‑C) senken

  • Mediterran geprägte Kost; gesättigte durch ungesättigte Fette ersetzen.
  • Lösliche/viskose Ballaststoffe (Hafer/β‑Glucan, Flohsamen).
  • 2–3 Portionen fetter Fisch/Woche oder EPA/DHA nach ärztlicher Beratung; ESC/EAS‑Empfehlungen beachten.
  • Bei hohem Risiko: mit dem Arzt über Statine/Ezetimib/PCSK9‑Inhibitoren sprechen.

Chronische Entzündung (hs‑CRP) reduzieren

  • Adipositas adressieren; Schlafapnoe bei Schnarchen/Tagesschläfrigkeit abklären.
  • Mundgesundheit: Parodontitis behandeln (deutsche S3‑Leitlinie).
  • Alkoholkonsum moderat halten.

Eisen optimieren

  • Mangel: Ernährung (Häm‑Eisenquellen) + Vitamin C, Ursachen (Blutverluste, Resorption) klären; Verlaufskontrolle nach 8–12 Wochen.
  • Überladung: Transferrinsättigung prüfen, HFE‑Genetik erwägen, ggf. therapeutischer Aderlass – ärztlich überwacht; Blutspende kann geeignet sein, wenn freigegeben.

Schilddrüse

  • Bei TSH‑Auffälligkeit Befund bestätigen und fT4/fT3/Antikörper prüfen. Overt behandlungsbedürftige Dysfunktionen folgen Leitlinien – reine Lebensstilmaßnahmen reichen dann meist nicht aus.

Vitamin D/B12/Folat/Selen/Zink

  • Konservativ supplementieren, an Leitlinien orientieren (z. B. DGE‑Referenzwerte) und nach 8–12 Wochen kontrollieren. Selen: Überdosierungen vermeiden; rechtliche Rahmen siehe BfR.

Omega‑3‑Index

  • Erst Ernährung (Fisch), dann gezielt supplementieren; nach ~4 Monaten erneut messen.

Besondere Situationen

  • Frauen: Höheres Risiko für Eisenmangel; in der Perimenopause schwanken Sexualhormone stark – Diagnose klinisch, nicht über Einzelwerte. Nach der Menopause Knochenprävention betonen.
  • Männer: PSA‑Früherkennung ab ~45–50 als gemeinsame Entscheidung. Aktuelles Update der deutschen S3‑Leitlinie betont ein risikoadaptiertes, PSA‑basiertes Vorgehen; besprechen Sie Vor‑/Nachteile mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt (Übersicht).
  • Sportler/innen: CK und Transaminasen können nach harten Einheiten vorübergehend steigen – Blutabnahmen auf Ruhetage legen.
  • Pflanzenbasierte Ernährung: B12, Eisen, Zink, Omega‑3 (EPA/DHA) und ggf. Iod (Urin) besonders im Blick behalten.

Was Sie nicht überbestellen sollten

  • Nicht validierte „Oxidativer Stress“‑Panels, generische Mikronährstoff‑Megapanels ohne klare Handlung.
  • Tumormarker (z. B. CA‑125, CEA) zum Screening asymptomatischer Personen – hohes Risiko für Fehlalarme; lieber leitliniengerechte Krebsfrüherkennung.

Häufige Fallstricke – und wie Sie sie vermeiden

  • Testen während/kurz nach Infekt oder nach sehr hartem Training.
  • „Perfekten“ Einzelwert jagen, statt Gesamtrisiko und Trends zu beachten.
  • Laborwechsel – erschwert die Vergleichbarkeit.
  • Kardiovaskuläres Gesamtrisiko ignorieren (Alter, Blutdruck, Rauchen, ApoB/Lp(a), Diabetes). Nutzen Sie gemeinsam Risiko‑Tools (ESC‑App).
  • Supplemente starten ohne Plan zur Erfolgskontrolle oder Interaktionscheck.

Deutsches Cheat‑Sheet: So können Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt ansprechen

„Ich möchte präventiv einige Laborwerte überprüfen, um mein kardiometabolisches Risiko zu reduzieren. Können wir folgende Basispanels abnehmen: Nüchternglukose, HbA1c, Nüchterninsulin (HOMA‑IR), Lipidprofil inkl. ApoB sowie einmalig Lipoprotein(a), hs‑CRP, Leberwerte (ALT, AST, GGT), Nierenwerte (Kreatinin, eGFR), Eisenstatus (Ferritin, Transferrinsättigung), Schilddrüse (TSH, fT4), Vitamin D, Vitamin B12 und Omega‑3‑Index? Gerne bespreche ich die Ergebnisse mit Ihnen im Kontext meines Gesamtrisikos.“

Tracking‑Vorlage (druckbar/übertragbar in Apps)

  • Spalten: Datum | Labor | Nüchtern/Abnahmezeit | Schlüsselwerte (nach Domänen) | Notizen (Schlaf, Infekt, Training) | Umgesetzte Änderungen | Nächstes Testdatum.
  • Halten Sie einfache Trenddiagramme für ApoB, HbA1c, hs‑CRP, Ferritin.

FAQ

Muss ich für alle Tests nüchtern sein? Nein. Für Glukose/Insulin/Lipide ist Nüchtern sinnvoll; viele andere Marker (z. B. Lp(a), ApoB, Vitamin D) erfordern es nicht – oft werden sie aber zusammen abgenommen.

Wie oft ApoB/Lp(a)? ApoB: etwa jährlich (bei Therapie öfter). Lp(a): einmalig (genetisch), erneute Messung bei Therapie oder größeren Erkrankungen.

Können Supplemente meine Lipide „alleine“ normalisieren? Lebensstil ist Basis. Bei hohem Risiko/dauerhaften Auffälligkeiten sind Medikamente häufig erforderlich – ärztlich entscheiden.

Ist ein einzelnes hohes hs‑CRP besorgniserregend? Ein Ausreißer nach Infekt/Training ist häufig. In 2–3 Wochen unter Ruhebedingungen wiederholen.

Sind Heimtest‑Kits verlässlich? Qualität variiert. Achten Sie auf CE‑Kennzeichnung und klare Methodenangaben; für Verlaufsvergleiche sind venöse Laborwerte konsistenter.

Zahlt die GKV diese Tests? Bei medizinischer Indikation ja; viele Präventions‑Panels sind IGeL (Selbstzahler). Vorab klären.

Quellen & Leitlinienanker (Auswahl)

Optionales Appendix: Einheiten‑Spickzettel

  • Glukose: 1 mmol/L ≈ 18 mg/dL
  • Cholesterin: 1 mmol/L ≈ 38,7 mg/dL
  • Triglyzeride: 1 mmol/L ≈ 88,5 mg/dL

Haftungsausschluss

Diese Inhalte sind Bildungsinformationen. Sie ersetzen keine Diagnostik oder Therapieempfehlung. Markant abnorme Werte (z. B. sehr hohes Ferritin mit hoher Transferrinsättigung, deutlich abnormes TSH, niedrige eGFR) gehören ärztlich abgeklärt.

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Quellen

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