CBD und Insulin glargin (z. B. Lantus, Optisulin)

David ReichAktualisiert:

CBD-Öl hat in den letzten Jahren stark an Aufmerksamkeit gewonnen. Wenn Sie CBD als Ergänzung nutzen möchten und gleichzeitig Insulin glargin spritzen (z. B. Lantus, Toujeo, Abasaglar, Semglee), sollten Sie mögliche Wechselwirkungen kennen.

  • Direkte pharmakokinetische Wechselwirkungen zwischen CBD und Insulin glargin sind unwahrscheinlich (Glargin wird nicht über CYP-Enzyme verstoffwechselt).
  • Relevanter ist die Pharmakodynamik: CBD könnte Ihren Blutzucker oder Ihr Essverhalten verändern – das Hypoglykämie-Risiko kann steigen.
  • Starten Sie mit niedriger CBD-Dosis, beobachten Sie 1–2 Wochen engmaschig Ihre Glukose (BZ/CGM) und dokumentieren Sie Werte, Dosen und Symptome.
  • Insulin niemals eigenmächtig absetzen. Besprechen Sie Anpassungen mit Ihrem Diabetesteam, besonders bei Typ-1-Diabetes.
  • Besondere Vorsicht: Vorgeschichte mit Hypos, Lebererkrankungen, Polypharmazie, höheres Alter.

Was ist CBD und wie wirkt es im Körper?

CBD ist eine nicht berauschende Verbindung der Cannabispflanze. Es interagiert mit dem Endocannabinoid-System, das Prozesse wie Schlaf, Stimmung, Schmerzverarbeitung und Entzündung moduliert.

Lesen Sie hier unseren Beitrag über die Wirkung von CBD im Körper

Insulin glargin in Kürze

Insulin glargin ist ein langwirkendes Basalinsulin für Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Handelspräparate sind u. a. Lantus (U100), Toujeo (U300), Abasaglar und Semglee. Nach subkutaner Injektion wird Glargin langsam freigesetzt und proteolytisch zu aktiven Metaboliten abgebaut; eine CYP-abhängige Lebermetabolisierung spielt hier keine Rolle.

🔍 Kurz zusammengefasst

Insulin glargin wirkt lange und wird nicht über Leberenzyme (CYP) abgebaut. Das ist wichtig, weil CBD vor allem diese Enzyme beeinflusst – für Glargin ist das kaum relevant.

Interaktionen: CBD + Insulin glargin

Pharmakokinetik: Was (nicht) zu erwarten ist

CBD kann Enzyme der Leber (v. a. CYP3A4/2C19) hemmen und so den Abbau mancher Medikamente verändern. Für Insulin glargin ist das jedoch wenig relevant: Glargin wird als Peptidhormon proteolytisch abgebaut und nicht über CYP-Enzyme verstoffwechselt. Eine direkte pharmakokinetische Wechselwirkung zwischen CBD und Insulin glargin ist daher unwahrscheinlich. Für andere Begleitmedikamente kann das anders sein – hier lohnt sich ein Blick auf allgemeine CBD-Wechselwirkungen.

🔍 Kurz zusammengefasst

CBD beeinflusst Leberenzyme, aber Insulin glargin hängt nicht davon ab. Direkte PK-Interaktionen sind deshalb nicht zu erwarten.

Pharmakodynamik: Blutzucker, Insulinsensitivität, Appetit

Hinweise aus präklinischen Arbeiten und kleinen Humanstudien deuten darauf hin, dass Cannabinoide (inkl. CBD) Prozesse des Glukosestoffwechsels, Appetits und Schlafs beeinflussen können. Die Datenlage ist heterogen und Effekte sind individuell. Praktisch relevant ist: Falls CBD Ihren Blutzucker senkt oder Ihren Insulinbedarf beeinflusst, steigt ohne Begleitung das Risiko für Unterzuckerungen (Hypoglykämien). Umgekehrt können Veränderungen im Essverhalten (z. B. weniger Appetit) ebenfalls zu Hypos führen – insbesondere, wenn die Basalinsulindosis unverändert bleibt. Mögliche Müdigkeit durch CBD kann Warnzeichen einer Hypo überdecken.

  • Möglicher Effekt: veränderte Insulinsensitivität → Risiko für Hypoglykämien bei unveränderter Insulindosis
  • Möglicher Effekt: verändertes Essverhalten/Schlaf → ungeplante Schwankungen des Blutzuckers
  • Praktischer Schluss: Engmaschiges Monitoring und ärztliche Begleitung in den ersten Wochen
🔍 Kurz zusammengefasst

Das relevante Risiko ist eine Unterzuckerung. Überprüfen Sie Ihre Werte häufiger, besonders in den ersten 1–2 Wochen mit CBD.

Wer ist besonders gefährdet?

  • Menschen mit Typ-1-Diabetes (DKA-Risiko bei Unterinsulinierung; CBD ersetzt kein Insulin)
  • Häufige oder schwere Hypos in der Vorgeschichte
  • Lebererkrankungen, höheres Alter, Untergewicht
  • Polypharmazie (weitere Medikamente mit Hypo-Risiko oder ZNS-Dämpfung)

Prüfen Sie individuelle Wechselwirkungen auch mit unserem Tool und besprechen Sie die Ergebnisse mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.

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Wir haben die Wechselwirkungen von CBD mit 140 Medikamenten und Medikamentenarten analysiert. Sie können die vollständige Übersicht hier einsehen oder die Suche unten verwenden, um Ihr spezifisches Medikament zu finden.

Praxisleitfaden: So gehen Sie vor, wenn Sie CBD nutzen möchten

Monitoring-Plan (1–2 Wochen nach Start/Änderung von CBD)

  • Häufiger messen: Nüchtern, vor/nach Mahlzeiten, vor dem Schlafen; CGM-Trends täglich prüfen.
  • Protokoll führen: Uhrzeit und Dosis von CBD/Insulin, Mahlzeiten/BE, Sport, Symptome.
  • Alarmgrenzen setzen: CGM-Alarm für niedrige Werte aktivieren (z. B. 80–90 mg/dl; 4,4–5,0 mmol/l).
  • Dosisänderungen nie allein: Basalinsulin nur in Absprache mit dem Diabetesteam anpassen.
  • Kontakt aufnehmen, wenn: wiederholte Werte <70 mg/dl, ungeklärte nächtliche Hypos, Ketone/Unwohlsein (v. a. bei T1D).

„Mögliche Effekte & was tun“

Beobachtung Mögliche Ursache Ihr nächster Schritt
Häufigere BZ-Werte <70 mg/dl Möglicher Rückgang des Insulinbedarfs, weniger Appetit/BE 15 g KH-Regel anwenden, Muster dokumentieren, umgehend Diabetesteam kontaktieren
Mehr nächtliche Hypos Unveränderte Basaldosis trotz CBD-Start Alarm aktivieren, Spätmahlzeit prüfen, zeitnah ärztliche Dosisprüfung
Höhere Schwankungen CBD-Dosis/Timing geändert, Essrhythmus variabel CBD-Timing konsistent halten, Mahlzeiten planen, 1–2 Wochen beobachten
Müdigkeit, eingeschränkte Wahrnehmung CBD-bedingte Schläfrigkeit Kfz/ Maschinen meiden, enges Monitoring, Alkohol vermeiden

Hypoglykämie: Warnzeichen & Sofortmaßnahmen

  • Typische Anzeichen: Zittern, Schwitzen, Herzklopfen, Hunger, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Benommenheit.
  • Sofortmaßnahme: 15 g schnell wirkende Kohlenhydrate (z. B. 3–4 Traubenzucker-Tabletten, 150 ml Saft), nach 15 Min. nachmessen, ggf. wiederholen.
  • Wenn bewusstlos/keine orale Aufnahme: Notruf; Glukagon nach Plan.

Hinweise für Typ-1- vs. Typ-2-Diabetes

  • Typ-1-Diabetes: CBD ersetzt Insulin niemals. Unterinsulinierung kann zu Ketoazidose führen. Basalinsulin nur mit ärztlicher Begleitung anpassen.
  • Typ-2-Diabetes: CBD könnte in Einzelfällen den Insulinbedarf verändern. Fokus auf Monitoring und geplante Dosisreviews.

Darreichungsformen und Dosis

  • „Start low, go slow“: Mit niedriger CBD-Dosis beginnen und langsam in mehrtägigen Schritten steigern.
  • Wirkeintritt: Minuten bis Stunden (Vapes schneller, Öle/Kapseln langsamer), Beurteilung über Tage/Wochen.
CBD-Form Systemische Relevanz Hinweis
Öl/Kapseln Hoch Konstante Einnahmezeiten erleichtern das Monitoring.
Edibles Hoch Späterer Wirkeintritt; Vorsicht bei Dosierung.
Vapes Schnell Schneller Wirkeintritt; kurzzeitiger Effekt.
Topicals Niedrig Überwiegend lokal; geringe systemische Effekte.

Arztgespräch: Diese Fragen helfen

  • Soll ich meine Basalinsulindosis in den nächsten 1–2 Wochen besonders überwachen?
  • Welche Grenzwerte/Patterns sind ein Signal für eine Dosisanpassung?
  • Wie gehe ich mit nächtlichen Hypos um, wenn ich CBD nutze?
  • Gibt es Wechselwirkungen mit meinen weiteren Medikamenten?

Produktqualität im Blick

  • COA/Zertifikate prüfen (Cannabinoidprofil, THC-Gehalt, Kontaminanten wie Schwermetalle/Pestizide).
  • Transparente Herstellerangaben und reproduzierbare Dosierung bevorzugen.
  • Vermeiden Sie Mischkonsum mit Alkohol oder stark sedierenden Mitteln.

Wichtige Hinweise

Wichtig: Während Insulin glargin nicht über CYP-Enzyme abgebaut wird, kann CBD Ihren Blutzucker beeinflussen. Das relevante Risiko ist daher eine Unterzuckerung – besonders in den ersten Anwendungswochen. Insulin niemals ohne Rücksprache absetzen. Bei Schwangerschaft/Stillzeit, Lebererkrankungen oder mehreren Dauermedikamenten nutzen Sie CBD nur nach ärztlicher Beratung.

Nebenwirkungen und Vorsichtshinweise

CBD

CBD gilt generell als gut verträglich. Häufige, meist milde Nebenwirkungen sind Schläfrigkeit, Mundtrockenheit, Schwindel, Blutdruckabfall, selten Übelkeit/Diarrhö oder Appetitveränderungen. CBD kann Leberenzyme (ALT/AST) erhöhen und mit zentral dämpfenden Substanzen additiv wirken. Bei bestehender Lebererkrankung, in Schwangerschaft/Stillzeit oder bei Polypharmazie ist ärztliche Rücksprache sinnvoll.

Mehr zur CBD-DosierungCBD-Nebenwirkungen im ÜberblickCBD-Überdosierung: Was ist bekannt?

🔍 Kurz zusammengefasst

CBD ist meist gut verträglich. Achten Sie auf Müdigkeit und Magen-Darm-Symptome und prüfen Sie Leberwerte bei Bedarf.

Insulin glargin

Wichtigste Nebenwirkung ist Hypoglykämie (u. a. Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, Verwirrtheit). Lokale Reaktionen (Rötung, Schwellung) sind möglich, ebenso seltene Allergien.

FAQ

Kann CBD meinen Insulinbedarf senken?
Es gibt Hinweise, dass CBD indirekt den Blutzucker beeinflussen könnte. Falls Ihr Insulinbedarf sinkt, steigt ohne Dosisanpassung das Hypoglykämie-Risiko. Daher: enges Monitoring und ärztliche Begleitung.

Ist CBD bei Typ-1-Diabetes sicher?
CBD ersetzt Insulin nicht. Nutzen Sie CBD nur zusätzlich und achten Sie auf striktes Monitoring, um Hypos und DKA-Risiken zu vermeiden.

Beeinflusst CBD mein CGM?
CBD stört CGM-Sensoren technisch nicht. Indirekte Effekte (z. B. veränderte Werte durch Appetit/Schlaf) sind möglich – prüfen Sie Trends häufiger.

Wie lange dauert es, bis ich Effekte bemerke?
Je nach Form: Minuten (Vape) bis Stunden (Öle/Kapseln); eine verlässliche Beurteilung braucht oft Tage bis wenige Wochen.

Kann ich CBD topisch verwenden?
Topische Produkte wirken überwiegend lokal und haben geringe systemische Effekte – das Risiko für Blutzucker-Veränderungen ist geringer.

Erhöht CBD das Risiko für Unterzuckerungen?
Indirekt kann das passieren, wenn sich Ihr Insulinbedarf oder Essrhythmus ändert. Deshalb sind Monitoring und gegebenenfalls Dosisreviews wichtig.

Zusammenfassung

Direkte Wechselwirkungen zwischen CBD und Insulin glargin sind pharmakokinetisch unwahrscheinlich. Praktisch relevant sind mögliche Veränderungen Ihres Blutzuckers und damit ein erhöhtes Hypoglykämie-Risiko – vor allem in den ersten Wochen nach CBD-Start. Gehen Sie strukturiert vor: niedrige Einstiegsdosis, engmaschiges Monitoring, Notfallplan für Hypos und rasche Rücksprache mit Ihrem Diabetesteam bei Auffälligkeiten.

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Hinweis/Disclaimer: Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Treffen Sie Änderungen an Insulin- oder CBD-Dosen nur in Abstimmung mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt. Es werden keine Heilaussagen gemacht.

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