Shilajit und Multivitamine: Sinnvolle Kombination oder Nährstoff-Doppelung?
Leila WehrhahnAktualisiert:Shilajit ist eine mineralreiche Harzsubstanz aus Gebirgsregionen, die besonders viel Fulvinsäure und Spurenelemente enthält. Multivitaminpräparate (MVM) liefern ein „Rundum-Paket“ an Vitaminen und Mineralstoffen in definierter Dosierung. Beide werden oft kombiniert, um Mikronährstofflücken zu schließen, Energie zu unterstützen und die Nährstoffaufnahme zu optimieren. Könnten sich diese beiden natürlichen bzw. nährstoffbasierten Optionen ergänzen?
Shilajit liefert Fulvinsäure und Mineralien; Multivitamine liefern definierte Mikronährstoffe. Zusammen können sie Lücken schließen – aber Doppelungen und Obergrenzen beachten.
Was ist Shilajit?
Shilajit ist eine harzartige, dunkelbraune bis schwarze Substanz, die über Jahrhunderte durch mikrobielle Zersetzung pflanzlicher Materialien entsteht. Traditionell wird Shilajit im Ayurveda als Rasayana eingesetzt. Es enthält zahlreiche Mineralien, Huminstoffe und vor allem Fulvinsäure, die als Träger- und Chelatbildner agiert. Moderne Reviews weisen auf potenzielle kognitive und energetische Effekte hin, betonen jedoch die Notwendigkeit solider klinischer Studien (3). Für einen tieferen Einstieg in Eigenschaften und Hintergründe lesen Sie unseren Beitrag zu Shilajit Wirkung.
Was sind Multivitamine?
Multivitamin-/Mineralpräparate (MVM) sind Produkte mit mehreren Vitaminen und meist auch Mineralstoffen in festgelegten Mengen. Sie sollen die Versorgung ergänzen, wenn die Ernährung nicht alle Mikronährstoffe in ausreichender Menge liefert. Zusammensetzungen variieren stark zwischen Herstellern und Zielgruppen (z. B. „für Frauen“, „50+“). Behörden betonen: MVM können Lücken schließen, ersetzen aber keine ausgewogene Ernährung; gleichzeitig kann die Kombination mehrerer Präparate zu Überschreitungen von Obergrenzen (UL) führen (1).

Multi Komplex 50+
Warum Shilajit und Multivitamine kombinieren?
Theoretische Synergien
Fulvinsäure in Shilajit wirkt als organischer Komplexbildner und könnte die Aufnahme bestimmter Mineralstoffe erleichtern. In der ayurvedischen Tradition wird Shilajit zudem als Yogavaha beschrieben – ein „Träger“, der andere Substanzen potenziell besser verfügbar macht (3). Aus heutiger Sicht ist dies eine plausible, aber noch unzureichend klinisch belegte Hypothese.
Praktischer Nutzen
In der Praxis setzen einige Anwender die Kombination ein, um
- Mikronährstofflücken zu schließen (Multivitamin) und
- die Bioverfügbarkeit ausgewählter Mineralien theoretisch zu verbessern (Shilajit/Fulvinsäure).
Wichtig: Die Evidenz für echte „Add-on“-Effekte stammt überwiegend aus präklinischen oder traditionellen Beobachtungen; robuste Humanstudien zur genauen Wechselwirkung beider zusammen sind bislang rar (1,3).
Shilajit könnte dank Fulvinsäure die Nährstoffaufnahme unterstützen. Klinische Belege für die Kombination mit Multivitaminen sind jedoch begrenzt.

Shilajit Kapseln
Potenzielle Vorteile (Studienlage & Erfahrungsberichte)
- Lücken schließen: MVM erhöhen die Chance, empfohlene Tageszufuhren zu erreichen, wenn die Ernährung allein nicht genügt (1).
- Transport/Absorption: Shilajit liefert Fulvinsäure, die in der Literatur als Träger komplexer Moleküle diskutiert wird; traditionell gilt Shilajit als synergistischer „Yogavaha“ (3).
- Allgemeines Wohlbefinden/Energie: Vorläufige Daten deuten auf mögliche Effekte von Shilajit bei Energie- und Hormonparametern hin; eine RCT zeigte bei Männern mittleren Alters einen Anstieg freier und Gesamt-Testosteronwerte unter gereinigtem Shilajit (4). Hinweis: Ergebnis bezieht sich auf Shilajit allein.
- Breite Nährstoffbasis: MVM decken meist Vitamine A–K sowie Mineralstoffe wie Zink, Selen, Jod und Eisen ab, was insbesondere bei restriktiven Ernährungsweisen oder Phasen höherer Belastung relevant sein kann (1).
Zur Prävention großer Volkskrankheiten (CVD/Krebs) ist die Evidenz für MVM allerdings begrenzt; die USPSTF sah 2022 keinen klaren Nutzen in der Allgemeinbevölkerung (2).
Mögliche Nebenwirkungen & Sicherheit
- Überdosierung vermeiden: Mehrere Quellen warnen vor kumulativen Aufnahmen aus MVM, Einzelpräparaten, angereicherten Lebensmitteln und Shilajit. Besonders zu beachten sind fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) sowie Mineralstoffe wie Eisen und Zink. EFSA setzt für Eisen bei Erwachsenen einen sicheren Aufnahmewert von 40 mg/Tag fest (5). Die USPSTF rät Rauchenden von hochdosiertem Beta-Carotin/Vitamin A ab (2).
- Qualität von Shilajit: Nicht standardisierte ayurvedische Produkte können mit Schwermetallen verunreinigt sein. Eine JAMA-Analyse fand in etwa 20% getesteter ayurvedischer Präparate (nicht spezifisch Shilajit) Blei, Quecksilber oder Arsen (6). Achten Sie auf geprüfte, gereinigte Produkte mit aktueller Analytik/Zertifikaten.
- Medikamente & Vorerkrankungen: Eisen kann mit bestimmten Medikamenten interagieren; Zink konkurriert mit Kupfer. Bei Hämochromatose, Nierenleiden, Schwangerschaft/Stillzeit oder Einnahme von Antikoagulanzien/Thyreostatika ist ärztliche Rücksprache Pflicht (1,2,5).
- Individuelle Verträglichkeit: Magen-Darm-Beschwerden sind unter hochdosierten Mineralien möglich; beginnen Sie niedrig dosiert und testen Sie die Verträglichkeit.
Weitere Hinweise finden Sie in unseren Beiträgen zu Shilajit Wechselwirkungen und Shilajit Nebenwirkungen.
Sicherheit vor Synergie: Achten Sie auf geprüfte Qualität und vermeiden Sie Nährstoff-Überdosierungen (bes. Eisen, fettlösliche Vitamine).
Wie nimmt man Shilajit mit Multivitaminen ein?
- Darreichung: Shilajit gibt es als Harz, Kapseln oder Pulver; MVM meist als Tabletten/Kapseln.
- Timing: Beide idealerweise zu einer Mahlzeit einnehmen. Fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) benötigen etwas Fett in der Mahlzeit (1).
- Mineral-Interferenzen reduzieren: Hohe Eisen- oder Calciumdosen können die Aufnahme anderer Mineralien hemmen. Wenn Ihr MVM hochdosiertes Eisen enthält, kann eine zeitliche Trennung von weiteren Mineralpräparaten sinnvoll sein (1,5).
- Dosis-Prinzip: Beginnen Sie mit Herstellerempfehlung (MVM meist 1× täglich; Shilajit oft 250–500 mg/Tag gereinigtes Produkt) und passen Sie nach Rücksprache mit Fachpersonen an.
- Qualität: Bevorzugen Sie gereinigte, standardisierte Shilajit-Produkte mit aktuellen Analysenzertifikaten (z. B. Schwermetall- und mikrobiologische Tests) (6).
Wer könnte von der Kombination profitieren?
- Menschen, die ihre allgemeine Mikronährstoffversorgung pragmatisch absichern möchten.
- Personen mit erhöhten Anforderungen (z. B. intensive Trainingsphasen) oder unregelmäßiger Ernährung.
- Anwender, die Shilajit aufgrund traditioneller Anwendungen (Energie, Vitalität) testen möchten und gleichzeitig ein MVM zur Basisversorgung nutzen.
Hinweis: Die Kombination ersetzt keine ärztliche Behandlung oder ausgewogene Ernährung; Nutzen und Bedarf sind individuell zu prüfen (1,2).
Worauf besonders achten? (Überschneidungen & Label-Check)
Nährstoff/Aspekt | Mögliche Überschneidung | Praxis-Tipp |
---|---|---|
Eisen | MVM enthalten oft 8–18 mg; Shilajit liefert Spuren | Gesamtzufuhr prüfen; bei Hämochromatose oder ohne nachgewiesenen Mangel zurückhaltend dosieren (5). |
Zink | MVM häufig 5–15 mg; hohe Zusatzdosen können Kupferstatus beeinflussen | Keine unnötigen Hochdosen parallel; Kupfer im Blick behalten (1). |
Fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) | Über UL möglich bei mehreren Präparaten/angereicherten Lebensmitteln | Labels addieren; Rauchende meiden hochdosiertes Beta-Carotin/Vitamin A (2). |
Produktqualität | Ayurvedische Produkte können verunreinigt sein | Nur gereinigtes Shilajit mit Prüfberichten wählen (6). |
Stand der Forschung & Referenzen
Zusammengefasst zeigen Reviews und Einzelstudien zu Shilajit potenzielle Wirkungen (kognitiv, Energie/Hormone), doch die Datenlage ist heterogen und häufig präliminär (3,4). Für Multivitamine gilt: Sie können Nährstofflücken schließen, zeigen aber in großen Populationen keine klare Präventionswirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs (1,2). Sicherheitsaspekte wie Obergrenzen (UL) und Produktqualität sind zentral (1,5,6). Weitere hochwertige, kombinierte Humanstudien (Shilajit + MVM) wären wünschenswert.
Fazit
Shilajit und Multivitamine sind eine in der Praxis beliebte Kombination: MVM als „Basisabsicherung“ und Shilajit als traditionelles, fulvinsäurereiches Supplement mit potenzieller Transportfunktion. Damit die Kombination für Sie sinnvoll ist, sollten Sie Etiketten kritisch prüfen, Gesamtaufnahmen aus allen Quellen berücksichtigen und auf geprüfte Qualität achten. Sprechen Sie vor Beginn insbesondere bei Vorerkrankungen, Schwangerschaft/Stillzeit oder Medikamenteneinnahme mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.
Mehr Hintergründe finden Sie in unseren Artikeln zu Shilajit Wirkung, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen.
Kombination ja – aber mit Plan: Qualität sichern, Etiketten addieren, ULs respektieren, ärztlichen Rat einholen.