Shilajit und Calciumpräparate (Calciumcarbonat, Calciumcitrat): mögliche Wechselwirkungen
Leila WehrhahnAktualisiert:Shilajit ist ein traditionelles Naturprodukt aus humischen Substanzen. Viele Menschen nutzen es als Nahrungsergänzung. Calciumpräparate wie Calciumcarbonat und Calciumcitrat werden zur Knochengesundheit und bei erhöhtem Bedarf eingesetzt. In diesem Artikel erklären wir, wie Shilajit und Calcium sich gegenseitig beeinflussen können, welche Evidenz es gibt und wie Sie die Einnahme sicher und effektiv gestalten.
Weiterführende Hintergründe zu Shilajit finden Sie hier: Shilajit Wirkung und Shilajit Wechselwirkungen.
Shilajit enthält Fulvosäuren und Spurenelemente. Calciumpräparate unterscheiden sich in der Aufnahme. Timing entscheidet, um Hemmungen bei Eisen/Calcium zu vermeiden.
Mechanismus der Wechselwirkung
Shilajit: Fulvosäuren als „Carrier“ für Mineralien
Shilajit enthält vor allem humische Substanzen wie Fulvosäuren sowie verschiedene Spurenelemente (z. B. Eisen). Fulvosäuren können mit Mineralionen Komplexe bilden und deren Löslichkeit beeinflussen; in der Literatur wird ihnen eine Carrier-Funktion für Nährstoffe zugeschrieben. Daraus leitet sich die plausible Annahme ab, dass Shilajit – abhängig von Zusammensetzung und Dosierung – die Aufnahme von Mineralstoffen modulieren kann. Direkte Humanstudien zur Beeinflussung der Calciumresorption durch Shilajit fehlen derzeit, der mechanistische Bezug ist jedoch gegeben (5).
Calciumcarbonat vs. Calciumcitrat: Unterschiede in der Resorption
Calciumcarbonat ist säureabhängig und wird am besten mit einer Mahlzeit aufgenommen. Calciumcitrat ist weniger von der Magensäure abhängig und kann auch nüchtern eingenommen werden. Generell wird Calcium in Einzelportionen bis etwa 500 mg besser absorbiert als in größeren Mengen (1). Meta-analytisch wird für Calciumcitrat im Vergleich zu Calciumcarbonat eine um ca. 22–27 % höhere Absorption gezeigt – sowohl nüchtern als auch mit Mahlzeit (2).
Calcium und Eisen: Gegenseitige Beeinflussung
Gut belegt ist, dass Calcium (unabhängig von der Quelle) die Aufnahme von Eisen aus der Nahrung und aus Eisenpräparaten hemmen kann. In kontrollierten Humanstudien führte die Zugabe von Calcium (z. B. 300–600 mg) zu einer deutlichen, dosisabhängigen Reduktion der Nicht-Häm- und auch Häm-Eisenaufnahme (3). Das ist insbesondere relevant, wenn Shilajit als Eisenquelle genutzt wird oder parallel Eisenpräparate eingenommen werden.
Fulvosäuren können Mineralien komplexieren. Calciumcitrat wird meist besser aufgenommen als Carbonat. Calcium kann die Eisenaufnahme deutlich hemmen.

Shilajit Kapseln
Klinische Evidenz
- Bioverfügbarkeit von Calcium: Eine Metaanalyse von 15 Studien zeigt, dass Calciumcitrat Calciumcarbonat in der Absorption übertrifft (2). Die ODS-Faktenübersicht bestätigt praxisrelevante Unterschiede (nahrungsabhängige Absorption, Dosisgrenzen pro Einnahme) (1).
- Calcium–Eisen-Interaktion: Humanstudien belegen eine dosisabhängige, teils starke Hemmung der Eisenabsorption durch Calcium innerhalb derselben Mahlzeit (3). Gleichzeitig zeigen längerfristige Untersuchungen, dass eine regelmäßige Calcium-Supplementierung in üblichen Dosierungen bei Gesunden nicht zwingend zu einer Verschlechterung des Eisenstatus (z. B. Ferritin) führt (4). Das spricht dafür, dass der akute Hemmeffekt ernährungspraktisch durch Mahlzeitenzusammenstellung und Timing ausgeglichen werden kann.
- Shilajit-spezifisch: Solide Humanstudien zur direkten Interaktion von Shilajit mit Calciumpräparaten fehlen. Die Ableitung erfolgt daher über die bekannten Eigenschaften von Fulvosäuren und die allgemeine Mineralstoff-Interaktion (5). Beachten Sie zudem mögliche Qualitäts- und Reinheitsaspekte von Shilajit-Produkten (siehe „Risikoabschätzung“).
Risikoabschätzung
Wahrscheinlichkeit: Mittel. Eine relevante Interaktion ist vor allem dann zu erwarten, wenn Calcium und eisenhaltige Quellen (Shilajit, Eisenpräparate, eisenreiche Mahlzeiten) zeitgleich eingenommen werden (3).
Schweregrad: Leicht bis moderat, abhängig vom Eisenstatus und der Dosis. Bei vorbestehendem Eisenmangel oder erhöhtem Bedarf (z. B. bei Frauen im gebärfähigen Alter) kann die gleichzeitige Einnahme von Calcium das Erreichen von Zielwerten verzögern (3,4).
Sicherheit der Calciumdosis: Die tolerierbare Obergrenze (UL) für Calcium liegt in der EU bei 2.500 mg/Tag für Erwachsene (aus allen Quellen) (6). Höhere Einzeldosen sind nicht sinnvoll, da die prozentuale Absorption sinkt (1).
Produktqualität: Bei traditionell-asiatischen Kräuterprodukten (inkl. ayurvedischer Präparate) wurden wiederholt Verunreinigungen mit Schwermetallen beschrieben. Verwenden Sie nur gereinigte, qualitätsgeprüfte Shilajit-Produkte mit Analysezertifikaten (5). Mehr zu Nebenwirkungen: Shilajit Nebenwirkungen.
Hauptsorge ist die Eisenhemmung durch Calcium im selben Einnahmezeitfenster. Halten Sie sichere Calciummengen ein und achten Sie auf geprüfte Shilajit-Qualität.
Praxisempfehlungen
1) Einnahme-Timing und Kombination
- Shilajit und Calcium trennen: Zwischen Shilajit (insb. bei Nutzung als Eisenquelle) und Calciumpräparaten möglichst 2–4 Stunden Abstand einhalten, um die calciuminduzierte Eisenhemmung zu minimieren (3,4).
- Eisenpräparate: Nicht zusammen mit Calcium einnehmen; stattdessen Eisen nüchtern oder mit Vitamin-C-haltiger Kost, Calcium zu einer anderen Mahlzeit (3,4).
- Calciumcarbonat vorzugsweise mit Mahlzeit; Calciumcitrat ist mit oder ohne Mahlzeit möglich. Pro Einzeldosis bis ca. 500 mg elementares Calcium (1,2).
2) Produkt- und Dosisauswahl
- Calciumziel: Bedarf über den Tag verteilt decken (z. B. 2×500 mg statt 1×1000 mg), um die Absorption zu optimieren (1).
- Präparatewahl: Bei niedriger Magensäure, PPI-Einnahme oder Unverträglichkeit von Carbonat kann Citrat vorteilhaft sein (1,2).
- Shilajit-Qualität: Nur gereinigte, standardisierte Produkte mit unabhängigen Labornachweisen (Schwermetalle, mikrobiologische Reinheit) verwenden (5).
3) Monitoring und Zielgruppen
- Eisenstatus (Ferritin, Hb) nach 8–12 Wochen prüfen, wenn Sie Shilajit und Calcium parallel nutzen und ein Eisenmangel vorliegt/vermieden werden soll (4).
- Calcium-Sicherheit: UL von 2.500 mg/Tag nicht überschreiten; Vorsicht bei Neigung zu Nierensteinen oder eingeschränkter Nierenfunktion (6).
- Ärztliche Rücksprache bei Schwangerschaft, Stillzeit, Polypharmazie oder Grunderkrankungen.
Trennen Sie Shilajit/Eisen und Calcium um 2–4 Std. Bevorzugen Sie Einzeldosen ≤500 mg Calcium. Prüfen Sie Ferritin bei Bedarf und wählen Sie geprüfte Produkte.
Fazit
Shilajit enthält Fulvosäuren und Spurenelemente; Calciumpräparate unterscheiden sich in ihrer Absorption. Die klinisch relevanteste Wechselwirkung betrifft die Hemmung der Eisenaufnahme durch Calcium, wenn beides zeitgleich eingenommen wird. Mit einem klugen Einnahme-Timing (2–4 Stunden Abstand), geeigneter Präparatewahl (z. B. Calciumcitrat bei Bedarf) und Beachtung von Dosisgrenzen lässt sich das Interaktionsrisiko in der Praxis gut managen. Bei individuellen Risiken (z. B. Eisenmangel, Nierensteinen) ist eine ärztliche Begleitung ratsam.
Medizinischer Haftungsausschluss
Wichtiger Hinweis: Diese Informationen ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Konsultieren Sie vor der Einnahme von Shilajit zusammen mit [Medikament] immer Ihren Arzt oder Apotheker. Jeder Organismus reagiert unterschiedlich auf Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente.