In den letzten Jahren hat sich die medizinische Anwendung von Cannabis in Deutschland stark entwickelt. Immer mehr Patienten mit verschiedenen Krankheiten und Beschwerden profitieren von den therapeutischen Eigenschaften von Cannabis. Doch wie genau bekommt man medizinisches Cannabis auf Rezept in Deutschland verschrieben?
Die rechtlichen Grundlagen
Zunächst ist es wichtig, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu verstehen. Seit März 2017 ist es in Deutschland möglich, medizinisches Cannabis auf Rezept zu erhalten. Die Verschreibung erfolgt gemäß § 31 Absatz 6 des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG). Dies ermöglicht es Ärzten, Cannabisblüten und -extrakte für Patienten mit bestimmten Erkrankungen zu verschreiben, wenn herkömmliche Therapien nicht ausreichend wirksam sind oder unerwünschte Nebenwirkungen verursachen.
Das neue Cannabis-Gesetz vom April 2024: Was ändert sich für Patienten?
Mit dem Inkrafttreten des neuen Cannabis-Gesetzes ergeben sich einige Änderungen und Verbesserungen für Patienten, die medizinisches Cannabis auf Rezept erhalten. Hier sind einige wichtige Punkte:
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Erweiterung der Indikationen: Das neue Gesetz erweitert die Liste der zugelassenen Indikationen für die Verschreibung von medizinischem Cannabis (siehe unten "Voraussetzungen"). Dies bedeutet, dass nun noch mehr Patienten Zugang zu dieser Behandlungsoption haben könnten.
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Erleichterter Zugang für Kinder und Jugendliche: Besonders bedeutsam ist die Erleichterung des Zugangs für Kinder und Jugendliche. Das neue Gesetz ermöglicht es, dass auch Minderjährige medizinisches Cannabis auf Rezept erhalten können, wenn es zur Behandlung ihrer Erkrankung erforderlich ist.
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Bessere Kostenübernahme durch Krankenkassen: Eine weitere positive Entwicklung ist die verbesserte Kostenübernahme durch Krankenkassen. Das neue Gesetz sieht vor, dass Krankenkassen die Kosten für medizinisches Cannabis in bestimmten Fällen leichter übernehmen können, was den finanziellen Aufwand für die Patienten reduzieren kann.
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Qualitätssicherung und Transparenz: Das Gesetz beinhaltet auch Maßnahmen zur Sicherstellung der Qualität und Transparenz von medizinischem Cannabis. Dies umfasst unter anderem strengere Kontrollen der Herstellung und des Vertriebs sowie klare Kennzeichnungen auf den Produkten.
Achtung: Gemäß § 5 Absatz 2 ist der Konsum von Cannabis im Umkreis von 200 Metern um Spielplätze, Schulen, Jugendeinrichtungen, Fußgängerzonen und ähnliche Orte untersagt. Das gilt für Medizinalcannabis ebenso. Gleichzeitig unterliegen Medizinalcannabispatient:innen nicht den "üblichen" THC-Obergrenzen im Straßenverkehr. Es wird daher empfohlen, bei der Fahrt stets einen ärztlichen Nachweis über die Medikation mitzuführen.
Voraussetzungen für eine Verschreibung
In Deutschland können Ärzte medizinisches Cannabis unter bestimmten Bedingungen für eine Vielzahl von Indikationen verschreiben. Diese Indikationen umfassen typischerweise chronische Schmerzen, neurologische Erkrankungen, psychiatrische Störungen und Symptome im Zusammenhang mit Krebs und Chemotherapie. Hier sind einige der häufigsten Indikationen für die Verschreibung von medizinischem Cannabis:
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Chronische Schmerzen: Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, die nicht ausreichend auf herkömmliche Therapien ansprechen, können von der Behandlung mit medizinischem Cannabis profitieren. Dies kann verschiedene Ursachen haben, wie z. B. Fibromyalgie, neuropathische Schmerzen oder chronische Rückenschmerzen.
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Neurologische Erkrankungen: Cannabis kann bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen eine therapeutische Wirkung haben. Dazu gehören beispielsweise Multiple Sklerose (MS), Epilepsie, Parkinson-Krankheit und Tourette-Syndrom. Insbesondere bei Spastiken und Krampfanfällen können Patienten von der Behandlung mit Cannabis profitieren.
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Psychiatrische Erkrankungen: Für bestimmte psychiatrische Störungen kann medizinisches Cannabis ebenfalls eine Behandlungsoption sein. Dazu gehören beispielsweise Depressionen, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS).
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Symptome im Zusammenhang mit Krebs und Chemotherapie: Patienten, die an Krebs erkrankt sind oder eine Chemotherapie durchlaufen, können von der symptomatischen Linderung durch medizinisches Cannabis profitieren. Hierzu gehören Übelkeit und Erbrechen infolge der Behandlung sowie Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.
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Weitere Indikationen: Neben den genannten können auch andere Erkrankungen und Symptome eine Verschreibung von medizinischem Cannabis rechtfertigen, wenn herkömmliche Therapien nicht ausreichend wirksam sind oder unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. Dazu gehören beispielsweise chronisch entzündliche Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa), bestimmte Schlafstörungen und HIV/AIDS-bezogene Symptome.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Verschreibung von medizinischem Cannabis in Deutschland immer eine Einzelfallentscheidung ist und von verschiedenen Faktoren abhängt, einschließlich der ärztlichen Beurteilung, der Krankengeschichte des Patienten und der Verfügbarkeit von alternativen Behandlungsoptionen.
Der Weg zum Rezept
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Konsultation eines Facharztes: Der erste Schritt besteht darin, einen Facharzt aufzusuchen, der die betreffende Erkrankung behandelt. Dies kann ein Schmerztherapeut, Neurologe, Onkologe oder Psychiater sein, je nach Art der Beschwerden.
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Ausführliche Anamnese und Untersuchung: Der Arzt wird eine ausführliche Anamnese durchführen und die Krankengeschichte des Patienten sowie seine aktuellen Beschwerden bewerten. Auch eine körperliche Untersuchung kann Teil dieses Prozesses sein.
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Therapieoptionen besprechen: Der Arzt wird mit dem Patienten die verschiedenen Behandlungsoptionen besprechen, einschließlich medizinischem Cannabis. Es ist wichtig, dass der Patient offen über seine Symptome, bisherigen Therapien und Erwartungen spricht.
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Antragstellung: Wenn der Arzt zu dem Schluss kommt, dass medizinisches Cannabis eine angemessene Behandlungsoption ist, wird er einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse des Patienten stellen. In diesem Antrag müssen die medizinische Notwendigkeit und die Begründung für die Verschreibung von Cannabis dargelegt werden.
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Entscheidung der Krankenkasse: Die Krankenkasse prüft den Antrag und entscheidet über die Kostenübernahme. In einigen Fällen kann es erforderlich sein, dass der Patient zusätzliche Unterlagen vorlegt oder dass ein Gutachten eines medizinischen Sachverständigen angefordert wird.
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Beschaffung des Medikaments: Wenn die Krankenkasse die Kostenübernahme bewilligt hat, kann der Patient das verschriebene Cannabis in einer Apotheke seiner Wahl beziehen. Die Apotheke bestellt das Medikament in der Regel beim Hersteller oder Großhändler.
Das dauert Ihnen zu lange? Diesen gesamte Prozess kann man auch schnell und einfach online durchlaufen (Siehe unten).
Kosten und Abrechnung
Die Kosten für medizinisches Cannabis können je nach Produkt und Dosierung variieren. Da Cannabis in Deutschland nicht von der Krankenkasse vollständig übernommen wird, müssen Patienten in der Regel einen Eigenanteil leisten. Dieser kann jedoch je nach individuellem Fall unterschiedlich hoch sein.
Welche Krankenkassen übernehmen die Kosten für Cannabis?
Die Übernahme der Kosten für medizinisches Cannabis durch Krankenkassen kann je nach Versicherungsunternehmen und individuellem Fall variieren. Allerdings gibt es einige Krankenkassen in Deutschland, die bekannt dafür sind, die Kosten für Cannabis auf Rezept zu übernehmen oder zumindest teilweise zu erstatten. Hier sind einige Beispiele:
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AOK: Die AOK ist eine der größten Krankenkassen in Deutschland und hat Richtlinien für die Übernahme der Kosten für medizinisches Cannabis. Sie übernehmen in der Regel die Kosten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, wie eine ärztliche Verschreibung, die medizinische Notwendigkeit und die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen.
Weitere Infos auf der Seite der AOK
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Barmer: Die Barmer Krankenkasse erstattet ebenfalls unter bestimmten Bedingungen die Kosten für medizinisches Cannabis. Dazu gehören eine ärztliche Verschreibung, die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben und die medizinische Notwendigkeit der Behandlung.
Weitere Infos auf der Seite der Barmer
ACHTUNG: Die Übernahme der Kosten für medizinisches Cannabis wird von Krankenkassen individuell geprüft wird und nicht automatisch gewährt. Patienten sollten sich daher vor Beginn der Behandlung mit ihrer Krankenkasse in Verbindung setzen, um die genauen Bedingungen und Richtlinien für die Kostenübernahme zu klären.
Kann ich online ein Rezept auf Cannabis erhalten?
In Deutschland hat sich die Nutzung von medizinischem Cannabis als Therapieoption für verschiedene Krankheiten und Symptome etabliert. Doch wie sieht es aus, wenn man ein Rezept für Cannabis benötigt? Kann man dieses online erhalten? Online-Plattformen wie DoktorABC bieten medizinische Beratung und die Ausstellung von Rezepten für verschiedene Behandlungen an, einschließlich medizinischem Cannabis.
Wer in dem Beispiel von DoktorABC ein Rezept erhalten hat, findet eine Auswahl von rezeptpflichtigen Cannabisblüten auf avaay.
Fazit
Die Verschreibung von medizinischem Cannabis in Deutschland erfordert eine sorgfältige Abwägung der Indikationen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt, Patient und Krankenkasse. Obwohl der Prozess manchmal komplex sein kann, haben immer mehr Patienten Zugang zu dieser wichtigen Behandlungsoption, die ihre Lebensqualität verbessern kann. Wenn Sie oder ein Angehöriger von einer schweren Erkrankung betroffen sind und glauben, dass medizinisches Cannabis eine geeignete Behandlungsmethode sein könnte, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Möglichkeiten.