CoQ10 erklärt: Ubichinon vs. Ubichinol – Unterschiede, Wirkung und Vorteile

Leila WehrhahnAktualisiert:

Ein Satz zum Einstieg: Ein Molekül, zwei Formen: Das richtige CoQ10 kann die Energie-Kraftwerke Ihrer Zellen im Alter unterstützen.

TL;DR
  • Coenzym Q10 (CoQ10) ist ein fettlöslicher Stoff in den Mitochondrien; er liegt als oxidiertes Ubiquinon und reduziertes Ubiquinol vor.
  • Der Körper wandelt beide Formen ineinander um; für die Aufnahme ist die Formulierung (z. B. ölbasierte Softgels) meist wichtiger als die Form – Ausnahmen vor allem bei Älteren und Personen mit Resorptionsproblemen.
  • Übliche Dosierung: 100–200 mg pro Tag mit einer fetthaltigen Mahlzeit; je nach Einsatzgebiet 200–300 mg – in Rücksprache mit der Ärztin/dem Arzt.
  • In der Regel gut verträglich; mögliche Wechselwirkung mit Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ (z. B. Warfarin).
  • In der EU/Deutschland ist CoQ10 ein Nahrungsergänzungsmittel; keine Krankheitsversprechen, bitte Etikett beachten.

CoQ10 101: Was es ist und was es im Körper macht

Coenzym Q10 (Coenzym Q10, „Q10“) kommt in allen Körperzellen vor; die höchsten Konzentrationen finden sich in energiehungrigen Geweben wie Herz, Leber, Nieren und Skelettmuskeln. Biochemisch arbeitet CoQ10 in der inneren Mitochondrienmembran als mobiler Elektronentransporter zwischen Komplex I/II und III der Atmungskette – ein zentraler Schritt für die Bildung von ATP, der zellulären Energiewährung. Zusätzlich pendelt CoQ10 redoxaktiv zwischen Ubiquinon (oxidiert) und Ubiquinol (reduziert) und fungiert so als lipophiler Antioxidans-Schutz in Membranen und Lipoproteinen. Der Körper stellt CoQ10 selbst her (Mevalonat‑Weg); über die Ernährung liefern z. B. Fisch, Innereien und Nüsse kleine Mengen. Mit zunehmendem Alter sinken die körpereigenen CoQ10‑Spiegel tendenziell; zudem hemmen Statine den Mevalonat‑Stoffwechsel und können zirkulierendes CoQ10 senken (Kontext, kein Krankheitsversprechen). (Quellen: pmc.ncbi.nlm.nih.gov, mdpi.com)

🔍 Kurz zusammengefasst

CoQ10 hilft Mitochondrien bei der Energieproduktion und schützt Zellmembranen. Der Körper produziert es selbst, aber Spiegel können mit dem Alter und unter Statinen abnehmen.

Ubiquinon vs. Ubiquinol: Wo liegt der Unterschied?

Chemische Formen: Ubiquinon ist die oxidierte, in Luft/Licht stabilere Form – seit Jahrzehnten als Supplement etabliert. Ubiquinol ist die reduzierte, reaktivere Form und erfordert Stabilisierung in Kapseln.

Interkonversion im Körper: Enzymatische Systeme (u. a. NAD(P)H‑abhängige Reduktasen) schalten beide Formen bedarfsgerecht um. Für die meisten gesunden Menschen funktioniert diese Umwandlung effizient.

Bioverfügbarkeit – worauf es wirklich ankommt: Die Aufnahme hängt stark von der Formulierung ab (ölbasierte Softgels, solubilisierte/emulgierte Systeme, Kristalldispersion) und davon, dass CoQ10 mit Fett eingenommen wird. In Studien zeigen ältere Erwachsene teils höhere Plasmaspiegel mit Ubiquinol; zugleich können moderne, wärmebehandelte Ubiquinon‑Formulierungen eine ähnliche oder sogar höhere Exposition erreichen. Kurz: Formulierung und Einnahme mit einer fetthaltigen Mahlzeit sind oft wichtiger als die gewählte CoQ10‑Form. (Quellen: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov, pmc.ncbi.nlm.nih.gov)

🔍 Kurz zusammengefasst

Beide Formen wirken – der Körper wechselt sie ohnehin. Für die Aufnahme zählt vor allem eine gute öl- oder solubilisierte Formulierung und die Einnahme zu einer Mahlzeit mit Fett.

Vergleich Ubiquinon vs. Ubiquinol

Aspekt Ubiquinon Ubiquinol
Stabilität Sehr stabil gegenüber Luft/Licht Empfindlicher; braucht Stabilisierung
Bioverfügbarkeit Hoch in modernen, solubilisierten/erwärmten Formulierungen Tendenziell höher bei Älteren/bei Bedarf an raschem Anstieg
Typische Kosten Meist günstiger pro mg Meist teurer pro mg
Studienhinweise 60+ Jahre Fortgeschrittene Formulierungen können gut mithalten Mehrere Studien mit höheren Plasmaspiegeln
Mit Mahlzeiten? Ja – mit Fett einnehmen Ja – mit Fett einnehmen
Übliche Dosierungen 100–200 mg/Tag 100–200 mg/Tag

Was sagt die Evidenz? Einsatzbereiche & Stärke der Hinweise

Wichtig: EU‑konform formuliert, keine Heilversprechen. Die genannten Effekte beziehen sich auf Studienergebnisse als Ergänzung zu Lebensstil/Standardversorgung.

Bewegung/Belastbarkeit – „Evidenz: Gemischt bis moderat“

Aktuelle Meta‑Analysen zeigen konsistent reduzierte Marker muskulärer Belastung (CK, LDH, Myoglobin) und oxidativen Stresses bei Erwachsenen und Athletinnen/Athleten; Leistungsmetriken verbessern sich teils moderat (v. a. anaerobe Performance). Erwartungen realistisch halten, Qualität der Studien variiert. (Quelle: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)

Migräne – „Evidenz: Moderat“

Randomisierte Studien und Meta‑Analysen deuten auf weniger Migräneanfälle pro Monat und kürzere Attackendauer bei adjuvanter Einnahme von 100–300 mg/Tag. Der Effekt auf die Schmerzstärke ist inkonsistent. (Quellen: pmc.ncbi.nlm.nih.gov, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)

Herzgesundheit/Effizienz – „Evidenz: Gemischt bis moderat“

In der chronischen Herzinsuffizienz berichten ein großes RCT (Q‑SYMBIO) und neuere Meta‑Analysen Vorteile bei klinischen Ereignissen, NYHA‑Klasse, 6‑Minuten‑Gehtest und Ejektionsfraktion – bei heterogener Studienlage und als Ergänzung zur Standardtherapie. (Quellen: jacc.org, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov, pmc.ncbi.nlm.nih.gov)

Statin‑assoziierte Muskelsymptome – „Evidenz: Gemischt“

Physiologisch plausibel (Statine senken zirkulierendes CoQ10), jedoch zeigen Meta‑Analysen zu Symptomen uneinheitliche Ergebnisse; eine systematische Auswertung fand keinen signifikanten Nutzen auf Myalgien. Individuelle N‑of‑1‑Entscheidung nach Rücksprache sinnvoll. (Quellen: pmc.ncbi.nlm.nih.gov, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)

Männliche Fertilitätsparameter – „Evidenz: Moderat (Surrogatendpunkte), klinische Endpunkte unklar“

Mehrere Meta‑Analysen randomisierter Studien zeigen Verbesserungen von Motilität, teils Konzentration/Morphologie; Hinweise auf erhöhte klinische Schwangerschaftsraten existieren, sind aber methodisch heterogen. Ein Einsatz bleibt adjuvant und zeitlich begrenzt (≥3 Monate) zu bewerten. (Quelle: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)

Parodont/ Haut/ Healthy Aging – „Evidenz: Vorläufig“

Bei Parodontitis zeigen Reviews kleine Zusatznutzen, v. a. bei oraler Supplementierung über 12 Wochen; Qualität der Evidenz ist niedrig. Für Hautparameter fanden kleine RCTs reduzierte Faltentiefe/verbesserte Hautglätte bei 50–150 mg/Tag; kosmetische Aussagen sind vorsichtig zu formulieren. (Quelle: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)

CoQ10 einnehmen: Dosierung, Timing, Dauer

  • Allgemeiner Startbereich: 100–200 mg/Tag zu einer Hauptmahlzeit mit Fett (z. B. Olivenöl, Eier, Nüsse). Bei >200 mg Tagesdosis auf 2 Portionen aufteilen (Magenfreundlichkeit).
  • Besondere Bereiche – mit Ärztin/Arzt besprechen:
    • Migräne (adjuvant): 100–300 mg/Tag
    • Statin‑Anwender:innen: 100–200 mg/Tag (Nutzen individuell prüfen)
    • Männliche Fertilität (adjuvant): 200–300 mg/Tag für ≥3 Monate
  • Timing: Morgens/mit Frühstück; bei seltener Unruhe/Schlafstörung nicht spät abends.
  • Wirkeintritt: Geduld – Plasmaspiegel erreichen ein Plateau nach ca. 1–2 (bis 2–4) Wochen; subjektive Effekte oft nach 4–12 Wochen beurteilbar.
  • Aufbewahrung: Vor Wärme/Licht schützen; Ubiquinol besonders stabilisierte Produkte verwenden.

Pharmakokinetik: Tmax ~6 h, Halbwertszeit ~33 h; öl- oder solubilisierte Softgels steigern die Bioverfügbarkeit, Einnahme mit Fett ist entscheidend. (Quellen: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov, pmc.ncbi.nlm.nih.gov)

Sicherheit, Nebenwirkungen und Interaktionen

  • Verträglichkeit: Meist gut. Gelegentlich gastrointestinale Beschwerden, Übelkeit, Appetitänderungen, selten Hautreaktionen; vereinzelt Schlafstörungen bei später Einnahme.
  • Interaktionen: Vorsicht mit Cumarin‑Antikoagulanzien (z. B. Warfarin) – es gibt Fallberichte und pharmakologische Hinweise auf abgeschwächte Antikoagulation, auch wenn kleine Cross‑over‑Studien keinen Effekt fanden. Ärztliche Kontrolle/INR‑Monitoring empfohlen. Ebenso Rücksprache bei Blutdruck‑/Schilddrüsenmedikation oder onkologischer Therapie. (Quellen: pmc.ncbi.nlm.nih.gov, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)
  • Schwangerschaft/Stillzeit: Datenlage begrenzt – ohne ärztliche Verordnung meiden.
  • Deutschland/EU: CoQ10 ist ein Nahrungsergänzungsmittel. Keine Krankheits‑/Heilversprechen; Etikett und Warnhinweise beachten (u. a. BVL‑Allgemeinverfügung zu 100 mg/Tag, Hinweise für Schwangere/Stillende/Kinder). (Quelle: bfr.bund.de)
🔍 Kurz zusammengefasst

CoQ10 gilt als gut verträglich. Wer Gerinnungshemmer oder mehrere Medikamente einnimmt, sollte die Einnahme vorab ärztlich abklären.

Mehr Details zur Langzeiteinnahme von Coenzym Q10 finden Sie in unserem Beitrag: Coenzym Q10: Langzeiteinnahme – ist sie sicher?

So wählen Sie ein gutes CoQ10‑Produkt

  • Formulierung zuerst: Ölbasierte Softgels oder klinisch geprüfte solubilisierte/Kristalldispersion‑Systeme fördern die Aufnahme. Ubiquinol‑Produkte sollten die Stabilisierungstechnologie benennen; dunkle Softgels/Blister sind sinnvoll. (Quelle: pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
  • Transparenz & Dosierung: Klarer mg‑Gehalt pro Kapsel, Chargennummer, Allergene/vegan gekennzeichnet.
  • Herstellung & Tests: EU‑ oder GMP‑zertifizierte Produktion; unabhängige Laborzertifikate.
  • Preis/Leistung: Nicht nur Kosten pro mg, sondern „Kosten pro absorbierter Menge“ berücksichtigen: gut formuliertes Ubiquinon kann wirtschaftlich attraktiver sein als teures, aber schlecht stabilisiertes Ubiquinol. (Quelle: pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
  • Nachhaltigkeit/Ethik: Hefe‑fermentiertes CoQ10 ist heute verbreitet; auf nachhaltige Verpackung achten.

Ubiquinon oder Ubiquinol? Der Entscheidungs‑Guide

  • Unter 60 Jahre, keine GI‑/Fettresorptionsprobleme, preisbewusst → gut formuliertes Ubiquinon starten.
  • 60+ Jahre, GI‑Themen/Malabsorption oder schneller Plasmaspiegel‑Anstieg gewünscht → Ubiquinol erwägen.
  • Nach 8–12 Wochen ohne Effekt → Form wechseln oder Formulierung/Einnahme mit Fett optimieren.
  • Mehrere Medikamente/Antikoagulanzien → vorab ärztlich/Apotheke konsultieren.

Praktischer 7‑Tage‑Startplan

  • Tag 1–2: 100 mg mit dem Frühstück. Kurzes Energie-/Symptomtagebuch starten (Schlaf, Migränefrequenz, Muskelkomfort, Trainingsgefühl).
  • Tag 3–7: Bei guter Verträglichkeit und Indikation auf 200 mg/Tag erhöhen. Bei Unruhe Einnahme auf den Morgen legen.
  • Nach Woche 4: Nutzen nüchtern prüfen. Falls kein Effekt: Mahlzeit‑Fettgehalt checken, Form/Formulierung wechseln oder absetzen – nach medizinischer Rücksprache.

FAQ: Kurzantworten

Was ist CoQ10? Coenzym Q10 ist ein körpereigener, fettlöslicher Stoff in den Mitochondrien, der Elektronen in der Atmungskette transportiert und als Antioxidans wirkt – besonders in Herz, Muskeln und Leber. (Quelle: pmc.ncbi.nlm.nih.gov)

Ubiquinon vs. Ubiquinol – der Unterschied:

  • Ubiquinon = oxidiert, stabil; Ubiquinol = reduziert, reaktiver/stabilisiert.
  • Körper wandelt beide um; Formulierung und Einnahme mit Fett sind entscheidend. (Quellen: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov, pmc.ncbi.nlm.nih.gov)

Beste Einnahmezeit für CoQ10: Am Morgen zu einer fetthaltigen Mahlzeit; bei höherer Dosis aufteilen. (Quelle: pmc.ncbi.nlm.nih.gov)

Compliance & Verbraucherschutz in Deutschland/EU

Weiterführende Quellen

Hinweis der Ärztin/des Arztes

Wenn Sie Antikoagulanzien (v. a. Cumarin‑Typ), Antihypertensiva, Schilddrüsen‑ oder onkologische Therapien einnehmen, lassen Sie die Einnahme von CoQ10 bitte individuell ärztlich prüfen und überwachen (z. B. INR‑Kontrollen bei Warfarin).

Nächste Schritte

  • Prüfen Sie mit unserer Checkliste, welche Form/Formulierung zu Ihnen passt.
  • Starten Sie den 7‑Tage‑Plan und führen Sie ein kurzes Tagebuch.
  • Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt oder Ihrer Apotheke, wenn Sie Medikamente einnehmen oder höher dosieren möchten.
  • Entdecken Sie passende Produkte in unserer Longevity‑Kollektion.

Bonus: Laden Sie unsere Entscheidungs‑Checkliste „Welches CoQ10 passt zu mir?“ inkl. Starter‑Plan als PDF herunter.

FAQ

Ist CoQ10 dasselbe wie Q10?

Ja. Q10 ist der gebräuchliche Oberbegriff für Coenzym Q10 und umfasst die Formen Ubiquinon (oxidiert) und Ubiquinol (reduziert).

Reichen Lebensmittel als Quelle aus?

Die Ernährung liefert nur kleine Mengen; Supplemente erhöhen die Spiegel deutlich stärker – vor allem in solubilisierten/ölbasierten Formulierungen und bei Einnahme mit Fett.

Wie schnell merke ich etwas?

Die Plasmaspiegel stabilisieren sich nach ca. 1–2 Wochen, spürbare Effekte werden oft nach 4–12 Wochen bewertet.

Kann ich CoQ10 nüchtern oder mit Kaffee einnehmen?

Besser zu einer Mahlzeit mit Fett. Sonst ist die Aufnahme geringer.

Ist Kaneka Ubiquinol bzw. CoQ10 ‚besser‘?

Der Markenname sagt etwas über die Herstellung; entscheidend sind Stabilität, geprüfte Formulierung und Einnahme mit Fett – nicht allein die Form.

Dünnt CoQ10 das Blut?

CoQ10 ist kein Blutverdünner. Es kann jedoch die Wirkung von Cumarin-Antikoagulanzien beeinflussen. Bei Warfarin & Co. bitte ärztlich Rücksprache halten.

Eignet sich CoQ10 für Veganer:innen?

Viele CoQ10‑Rohstoffe sind Hefe‑basiert (vegan). Prüfen Sie zusätzlich Kapselhülle/Trägeröle auf dem Etikett.

Wie wir diesen Artikel überprüft haben:

Quellen

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